Vorab: Outro für A!111 – Trumps Außenpolitik

Während Obama in England weilte, um dort zu erklären, das britische Empire sei ein so wichtiger Verbündeter, weil es Her Majesty, The Queen vermöge, Mitarbeiterinnen des Weißen Hauses in bewusstseinsdämmernde Gemütszustände zu versetzen, hielt Möchtegernpräsident Donald Trump seine Rede zur künftigen Außenpolitik, wenn Amerika sie will. Stefan hat sie auf eine Viertelstunde gekürzt.

Sie ist interessant: Aussöhnung mit Russland, Amerika als archimedischer Punkt, Kriege nur, wenn sie gewonnen werden und Frieden durch die Betonung von Nationalstaaten, anstelle einer Flucht in universelle Werte und globale Bündnisse, die vor lauter Mitgliederegoismus doch nicht halten, was sie in Sonntagsreden versprachen. Vielleicht kann man es so sagen: Ähnlich ehrliche Reden von Protagonisten zum Thema finden sich selten. (Youtube)

15 Gedanken zu „Vorab: Outro für A!111 – Trumps Außenpolitik“

    1. Ich glaube Trump sieht Außenpolitik tatsächlich wie einen großen Schwanzvergleich. Amerika als Supermacht soll aufrüsten und Glaubwürdig werden, um wieder an Verhandlungstischen ne Rolle zu spielen – aber Waffen haben in Krisengebieten nichts zu suchen und auch keine Amerikanischen Soldaten, wenn es nicht wirklich etwas zu holen gibt.
      Ich weiß echt nicht, wie das werden würde, wenn er Präsident wird, aber wenn er so Handelt wie er hier Spricht, wird die Außenpolitik der USA zumindest ehrlicher.
      Interessant aber, dass viele Medien bei der Analyse dieser Rede, die ganzen Widersprüche aufgedeckt haben, die wir hierzulande auch bezüglich Waffenexport haben. Trump verwendet da oft eine ähnliche Doppelmoral.

    2. ‚Ich glaube Trump sieht Außenpolitik tatsächlich wie einen großen Schwanzvergleich.‘

      sowie ‚dick‘ cheney und George ‚bush‘ 🙂

  1. minute 9:25 […] 10:25 „Amerika is going to be reliable again. […] We must, as a Nation, be more unpredictable.“

    1. Falls du das als Widerspruch darstellen möchtest, sehe ich da keinen. Zuverlässigkeit schließt Unvorhersagbarkeit nicht aus.

    2. Also wenn man es sooo aus dem Zusammenhang reißt, steht Trump natürlich wieder als Trottel da. Aber das ist er hier gerade nicht. Er wirft der jetzigen Administration Chaos vor, das er durch Zuverlässigkeit im Umgang mit den Partnern beenden will. Auf der anderen Seite soll der IS nicht in Security-Sonntagsreden vollgequatscht und vorgewarnt, sondern ernsthaft militärisch bekämpft werden. Dafür wählt er auch das Mittel der Überraschung. Ich kann beide Punkt von Trump nachvollziehen und sogar politisch unterstützen.

    3. trump macht amerika gross, wieder!
      er findet putin gut, wie er über 9000 mal verkündet hat.
      an trump beißen sich die us-exzeptionalisten und neocons eher die zähne aus, als bei clinton.
      weil die kriegstreiberei dieser partikularinteressensgruppen „in europa zündeln“ gleichkommt, wähle ich trump. würde wählen.

  2. Arbeit und Kapital hängen miteinander zusammen. In den USA hat der Bürger zu viel Arbeit und zu wenig Kapital- er trifft keine Entscheidungen mehr nur noch emotionale Reflexe sind übrig geblieben. Trump ist sowas, wie ein moderner Fürst die Könige sind aber an der Wall Street.

    Die Rede zeigt aber, das er auch strategisch versteht zu denken – ich hätte ihm das nicht in dem Maße zugetraut. I verwette meinen Allerwerthesten, er wird sich mit China Indien Brasilien und Russland anlegen. Ob er sich von den Leuten, die in der Ukraine sowas wie eine US Provinz machen wollen sich S vereinnahmen lässt das wird spannend werden.

  3. Genau solche Reden sind es, die Donald Trump, gegenüber den anderen Kandidaten, zur scheinbar besten Option für eine amerikanische Präsidentschaft machen. Der ganze andere Rest, was Trump so sagt, sind nur verkohlte Mandeln auf einem Kuchen der insgeheim eigentlich sehr gut schmeckt.

    Obama hat das Inernet für sich entdeckt, als er angetreten war. Und Trump baute jetzt einfach nur darauf auf und nahm dabei Rücksicht auf die Veränderungen in der Gesellschaft.

    1. Nachtrag: „Amerika wählt sich den Präsidenten den es braucht.“

      Und damit meine ich, dass sich irgendwie schon immer sehr früh herauskristallisiert, welcher der Kandidaten wirklich einen ordentlichen Präsidenten für Amerika abgeben würde.

      Ich mag die Republikaner nicht, aber die Demokraten liefern dieses Jahr, meiner Meinung nach, keinen fähigen Kanditat.

      Sie brauchten Bush. Sie brauchten Obama. Jetzt brauchen sie Trump. Den anderen Nationen auf der Welt, mag dass vielleicht nicht gefallen. Aber bei den anderen, sieht dass doch ehrlich gesagt kaum anders aus.

  4. Ich war erschrocken, als ich gesehen habe, dass Folge 111 so kurz ist, bis ich gesehen habe, dass es nur das Outro ist. Puh! Ich dachte schon, die Drohung, nur noch einmal die Woche auf Sendung zu gehen, wäre schon umgesetzt.

  5. Scheint zunächst ein Fortschritt zu sein – bis man genauer drüber nachdenkt. Aber der Reihe nach:
    Ich will zuerst fünf Punkte ansprechen, die mir aufgefallen sind, und dann anschließend erläutern, was grundsätzlich das Problem der Formulierung einer solchen zurückhaltenden Außenpolitik ist. Nicht dass ich Obama oder gar Bush diesbezüglich für besser hielte. Allerdings gibt es gute Gründe, warum Trump, auch wenn er es ernst meint, keine friedliche Außenpolitik betreiben wird (können).

    1. Ab 15:44 sollte man gut hinhören. „Finally, I will work with our allies to reinvogorate western values and institutions. Instead of trying to spread universal values that not everybody shares or wants, we should understand that strengthening and promoting western civilization and its accomplishments will do more to inspire positive reforms around the world than military interventions.“ Die Abgrenzung der westlichen Werte von den universellen find ich recht spannend. Bei universellen Werten hätte ich jetzt an Menschenrechtsdeklarationen oder Genfer Konventionen gedacht. Wenn er die nun nicht meint, was sind dann diese westlichen Werte? Mir fielen spontan bloß noch ökonomische Paradigmen ein. Also Kapitalismus, Konsumismus, Marktliberalismus. Denn anders als Menschenrechte sind das ja Werte die „everybody shares and wants“. Milton Friedman onaniert grad im Grab.

    2. „The nation state remains the true foundation for happiness and harmony.“ Ob er das wohl auch noch sagen würde, wenn er nur noch Produkte kaufen könnte, die in den USA produziert wurden? Denn nur wenn Ökonomien quasi vollständig national geschlossen wären und auch Emissionen nur im Rahmen des nationalen Ökosystems Schäden anrichten würden, wäre ein System der Nationalstaaten potentiell in der Lage langfristig zu funktionieren.
    Da das aber nicht der Fall ist, braucht es eben auch eine supranationale Ebene, die Regulierung für globalen Handel, globalen Umwelt- und Arbeiterschutz usw. umsetzen kann. Ansonsten können eben (und das ist ja heute selbst MIT – zugegebenermaßen sehr schwachen – supranationalen Institutionen der Fall) weltweit Vermögen versteckt, Steuern umgangen, Ökosysteme zerstört, Menschen aufs krasseste ausgebeutet werden etc.. Happiness and Harmony für Menschen mit einem Vermögen wie Trump, die ihr Geld unter anderem durch Näherinnen in Bangladesh mit Hungerlöhnen verdienen. Solange Nationalstaaten solche Regeln setzen, gibt es Standortwettbewerb und das damit verbundene Dumping von Löhnen, Umwelt- und Arbeitsschutz. Bei supranationaler Regulierung und Setzung von Standard bestünde dagegen die Chance, dieses race to the bottom zu beenden. Trump hat dieses race to the bottom-Prinzip auch sehr hübsch in seinen Frame eingebaut. Denn Chinas Wirtschaftspolitik und –Entwicklung sei ein „economic assault on American jobs and wealth“. So kann man natürlich die perfide Struktur des race to the bottom hinter den bösen Fremden verstecken, die uns die Jobs klauen. Das ist Fremdenhass gepaart mit Neoliberalismus, ganz feine Sache.

    3. Es gebe zu viele Waffen da draußen, die Macht der Waffen sei zu groß, das sei das „single biggest problem“, sagt er ab ca. 16:10… nachdem er vorher gesagt hat, man müsse unbedingt das (gigantische) US-Militär wiederaufbauen und das Atomwaffenarsenal auf Vordermann bringen (10:50). Ein weiteres Beispiel, an dem deutlich wird, dass seine Vorstellung ist, dass der Rest der Welt Waffen abbaut und die USA aufrüstet, darauf komme ich am Ende nochmal.

    4. Als größte Gefahren nennt zwei Dinge: Natürlich „islamic terrorism“ und… „migration“. Letzteres hat bei gleichzeitigem Leugnen des Klimawandels eine ganz besondere Ironie.

    5. Eine kleine Sache eigentlich, allerdings fand ich sie auch bezeichnend: Die Erwähnung der verpassten Olympiaausrichtung zeigt sehr deutlich, dass Trump extrem von einer Art „nationalen Ehre“ her denkt. Jedes andere Land kann da hinfahren und ohne Olympiazusage wieder abreisen, aber den USA wird sowas nicht gerecht, die müssen schließlich immer gewinnen, alles andere ist der auserwählten Nation eben nicht würdig und eine „humiliation“. Dieses Denken halte ich für ziemlich gefährlich.

    Nun aber zum grundlegenden Problem:
    Es ist ja schön und gut, dass er davon redet, dass er mit dem Rest der Welt gut auskommen und militärische Lösungen grundsätzlich vermeiden will. Nur ist dieses tolle Jahrhundert, das er heraufbeschwört, eines der Ressourcenkämpfe. Und wenn er eingangs als oberste Maxime seiner „Doktrin“ verkündet, die Interessen der USA zu verfolgen, dann muss man sich eines in Erinnerung rufen:
    Die USA sind eine Volkswirtschaft, die unfassbar viele Ressourcen braucht. Ein großer Teil dieser Ressourcen – allen voran natürlich Erdöl und Erdgas – sind spätestens in ein oder zwei Jahrzehnten so knapp, dass die Förderung dem Bedarf nicht mehr hinterherkommt. Entsprechend umkämpft wird der Zugang zu diesen sinkenden Fördermengen unter all jenen sein, die auf sie angewiesen sind. Quasi jedes Land der Welt, je industrialisierter desto mehr, würde bei längerfristiger Unterversorgung mit fossilen Energieträgern in eine massive wirtschaftliche Krise stürzen. Da das keine Regierung für ihre Volkswirtschaft wird zulassen wollen, wird die Sicherung des Zugangs zu den Ressourcen eben bei quasi jeder Regierung als „nationales Interesse“ angesehen werden. Eine Welt, in der industrialisierte Länder weiter auf Wirtschaftswachstum setzen, MUSS sich in allzu absehbarer Zeit um Ressourcen streiten.

    Ja, mir ist bewusst, dass man dies auch einer Sanders’schen Außenpolitik vorwerfen kann, denn auch Sanders erteilt ja wirtschaftlichem Wachstum keine Absage. Anders als Trump ist Sanders aber immerhin offen, sich mit Umweltfragen auseinanderzusetzen und strebt an, die Abhängigkeit von Erdöl und -Gas zu reduzieren. Hier besteht also zumindest die Hoffnung, dass eine Regierung unter seiner Führung vielleicht die Zeichen der Zeit erkennt. Bei Trump halte ich das für ausgeschlossen. Geradezu sinnbildlich dafür ist sein Unverständnis, dass Leute meinen, Global Warming wäre ein drängendes Problem, während das eigene Land nicht sicher sei…

    Kombiniert man die verschiedenen Facetten, ergibt sich folgende Zielvorstellung Trumps:
    Die USA rüsten auf, die anderen ab. Die USA gewinnen immer, alles andere ist Erniedrigung. Die nationalen Interessen der USA sind oberstes Ziel.

    Zusammengefasst denke ich, dass Trumps Doktrin folglich auf ein recht simples Prinzip hinausläuft: Wir [die USA] bleiben die einzige Supermacht. Wir lassen den Rest der Welt in Ruhe, solange er nicht unsere nationalen Interessen gefährdet. Da wir aber zu nationalen Interessen erklären können, dass der Iran keine Atomreaktoren bauen darf, Venezuela seine Märkte öffnen und China leider auf seine Dollar-Devisen verzichten und seine Währung aufwerten muss, haben wir jederzeit jedes Drohpotential der Welt, uns nach dem Recht des Stärkeren durchzusetzen.
    USA, die so dominant sind, dass sie sich nehmen können, was sie wollen, die also als Big Bully auftreten – das ist quasi sein Idealbild einer friedlichen Welt. Was ein Fortschritt.

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