A!244 – Lafontainedödel

Freitag, 20. Oktober 2017, 12:27 Uhr

Ein Lastkraftwagen als Terrorwaffe, sowas steht allenfalls in der al-Qaida-Illustrierten “Inspire”, oder? Der Breitscheidplatz-Terrorist hatte wahrscheinlich kein Abo, dafür aber wohl einen informellen Mitarbeiter im Staatsauftrag, der ihm riet, mit einem LKW in Bundesbürger zu fahren. Dazu gab es keinen Brennpunkt und keine Erwähnungen in heute Journal oder Tagesthemen. #Shame. Außerdem wundern wir uns doch sehr, weshalb die Lufthansa plötzlich Flugzeuge, die ab Werk 99 Millionen Euro kosten, für Appel und Ei bekommt. Der Experte fragt sich das auch. Antworten fehlen trotzdem.

Wir danken unseren Produzenten Simon, Jean-Marie, Roman, Hartmut und unseren Unterstützern Heiko, Frank, Marcel, Nils, Stephanie, Alexander, Christian, Daniel, Arne, Marco, Sascha, Sebastian, Stefan, Leon, Robert, Domenico, Dirk, Valentin, Holger, Jonas, Constantin, Bernhard, Thorsten, Karl, Dennis, Sebastian, Bernhard, Daniel, Claudia, Konrad, Timm, Linda, Lidia und Robert, Tobias, Michael, Ali, Esther, Katharina, Stefan, Marc, Christian und Jürgen.

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20 Gedanken zu „A!244 – Lafontainedödel“

  1. Wenn es keinen Terrorismus geben würde , würde man ihn erfinden.
    Hauptsache der Bürger hat einen Feind.

  2. zum Staatsterror muss natürlich der Klassiker von Helmut Schmidt kommen.
    Die Muster sieht man immer wieder.
    z.B. bei der RAF gibt es ja die einschlägigen Berichte,
    dass die sich immer wieder gewundert haben, dass sie an Waffen und Sprengstoff kamen.
    zum Irakkrieg gibt es die SWR Doku rund um curveball,
    die auch dieses Verhältnis von V-Mann und BND gut abbildet. usw…

    ZEIT: Gab es denn eine besondere Form des Terrorismus in Deutschland durch Baader, Meinhof und die anderen?

    Schmidt: Ich habe den Verdacht, dass sich alle Terrorismen, egal, ob die deutsche RAF, die italienischen Brigate Rosse, die Franzosen, Iren, Spanier oder Araber, in ihrer Menschenverachtung wenig nehmen. Sie werden übertroffen von bestimmten Formen von Staatsterrorismus.

    ZEIT: Ist das Ihr Ernst? Wen meinen Sie?

    Schmidt: Belassen wir es dabei. Aber ich meine wirklich, was ich sage.

    http://www.zeit.de/2007/36/Interview-Helmut-Schmidt/seite-7

  3. Thema:
    Zitronenfalter
    00:54:51 h

    Wer glaubt, dass der Verfassungsschutz die Verfassung schützt –
    der glaubt auch, dass Zitronenfalter
    Zitronen falten.

  4. Zum Vertrauen in diesen Rechtsstaat, dass erst jetzt verloren geht, wie wär’s wenn ihr euch nochmal die Vorgänge um’s Oktoberfestattentat und um’s Celler Loch anschaut? Um nur zwei von vielen prominenten Beispielen zu nennen, die einem schon damals das Vertrauen in den Rechtsstaat und die Demokratie genommen haben. Die Geschichte der V-Mann-Verstrickungen ist lang und auch wenn es immer wieder abgebügelt wurde, die Zweifel wurden nie ausgeräumt, sondern ähnlich wie bei NSU, die euch altersmässig ja bekannt sein sollte, einfach irgendwo vergraben.

  5. @Tilo:
    Letzte Woche gab es den Regeerakkoord und gestern wurden die neuen Minister vorgestellt. Für Finanzen zuständig ist Wopke Hoekstra (CDA) (siehe https://www.nrc.nl/nieuws/2017/10/19/dit-is-kabinet-rutte-iii-a1577678). Die nächsten ECOFINs sind am 7.11., 17.11. und am 5.12 (http://www.consilium.europa.eu/en/council-eu/configurations/ecofin/). Die Frage ist nur, ob man dann einen neuen Vorsitzenden der Eurogruppe wählt, bevor es in Deutschland und Österreich neue Regierungen gibt. Vielleicht fragt du das mal in der BPK nach?

  6. Moin ihr Zwei,
    also ich gehöre ja quasi zu der Gruppe der „Experten“ zumindest ist mein Job als Sicherheitsingenieur für Windenergieanlagen jetzt nicht gerade mit einem Job als Schrauber am Fließband bei VW oder OPEL oder what ever zu vergleichen… und ich würde wirklich gerne das verdienen was Stefan hier so an Zahlen nennt.
    Naja ich bzw. wir verdienen schon mal keine 10.000€ pro Jahr, denn als Ingenieur bist du in meinen Augen erstmal Dienstleister. Du baust meist nicht selbst. Deine Aufgabe ist Sachen zu berechnen zu planen und dafür bist du auch haftbar und zwar über einen ziemlich langen Zeitraum.
    Warum gehen Leute wie ich also nicht zu einer Gewerkschaft? Naja ganz ehrlich ich bin mit meinem Gehalt zufrieden, zumindest insofern dass ich mir neben den grundlegenden Sachen (Strom, Miete etc.) auch mal andere schöne Dinge leisten kann (fetter Urlaub, Auto, teures Hobby usw.). Allerdings zählen neben den finaziellen Sachen natürlich auch die nichtfinanziellen Bedingungen die in einem Vertrag so drinne stehen können.
    So kann und ist ja teilweise in den Arbeitsverträgen geregelt wie viel man arbeitet wenn man Kinder zu betreuen hat. Zur Not ist das auch eine Sache die man natürlich mit seinem Chef abstimmen kann.
    Natürlich hat man als Ingenieur auch ein gewisses Interesse an der Sache und Spaß an seinem Job. Da kümmert mich ein 10h auch mal nicht. Man arbeitet ja nicht der Arbeit Willen, sondern weil man da auch irgendwie Bock drauf hat. Wenn mir was nicht passt, dann geb ich das entsprechend weiter und dann wird sich da schon gekümmert oder mir zumindest im ersten Moment zugehört. Ich glaube gerade sowas ist extrem wichtig. Klar, meine Freizeit ist durch die Fahrerei eingeschränkt, Freunde, Frau usw. sehen mich maximal am Wochenende, aber das kann man auch schlecht ändern. Außer man wechselt vllt. in den Innendienst. Wichtig ist halt immer die Qualität. Ich fahr halt nicht mit nem kleinen Fiat Punto zur Baustelle, nein ich habe halt eine halbwegs geländetaugliches SUV mit der ein oder anderen Spielerei, die den Komfort bei 5 stündigen Fahrten angenehm machen. Ich schlafe natürlich auch nicht in irgendwelchen „Absteigen“ oder so. Allein sowas sorgt schon für erheblich mehr Zufriedenheit.
    Lohnerhöhungen, Boni usw. sind alle relativ fair durchgeführt wurden. Wie oben erwähnt ich persönlich bin mit dem Lohn zufrieden und bei mir ist es sogar eher so, dass der Chef sich bei mir meldet und mir dann mitteilt, dass die letzten Monate ganz gut für die Firma waren und er mir deswegen jetzt Summe X als Lohn zahlen möchte. Natürlich sagt man da nicht „Nein“…
    Wenn irgendwas kaputt geht. Mit dem Auto einen Unfall gehabt, hab ich am nächsten Tag einen Ersatzwagen. Wenn der Laptop oder das Diensthandy rumspinnt, gibt es spätestens in einer Woche ein neues und zwar ohne böse Worte. Klar, hat man sich unglaublich dumm angestellt oder gar vorsätzlich gehandelt, gibt es auch Ärger…

    Nunja was die Ammis und Warnungen (bei Katastrophen) betrifft, gilt halt das gleiche wie mittlerweile auch in deutschen Großstädten… Es gibt einfach nix (mehr). In deutschen Kleinstädten, Dörfern usw. weiß eigentlich immer das Dorf sofort Bescheid wenn irgendwas ist, weil es da meist noch diese alten aus Kriegstagen übergebliebenen Sirenen gibt. In den USA gibt es sowas nicht. Dort läuft alles über TV, Radio, Smartphone usw.. Leider wird das hier in Deutschland auch immer mehr eingeführt. So gibt es auch hier Apps wie „Katwarn“ oder „NINA“, die vor Gefahren warnen sollen… Allerdings ist auch hier nur informiert wer informiert werden möchte und dadurch, dass diese Apps auch gerne mal Gewitter als Gefahr und dann entsprechend warnen, trägt halt auch nicht zur Vertrauensgewinnung bei….tja manchmal ist die alte Technik oder zumindest die Idee dahinter gar nicht so falsch. Gibt ja mittlerweile auch neuere Sirenen mit Lautsprecherfunktion. 🙂

  7. Also dieses Mal echt an all meinen Grenzen vorbei Stefan!
    Deine Einschätzung zu den Demos in Frankreich schon fragwürdig(lieber mitmachen als sich dagegen stellen??wtf)
    Und dann der nationalistisch anmutende Ausfall das die Franzosen ja imme n paar Anläufe mehr brauchen?! Also da dreht es sich bei mir.
    Trotzdem gute Sendung. Danke euch und Team.

  8. Zum Thema „Lufthansa kauft Flugzeuge für Appel und Ei“:

    AirBerlin hat Mitte 2016 ihr letztes Flugzeug verkauft und flog zuletzt mit einer rein geleasten Flotte. (Sale-Lease-back) Die Kosten für den Erwerb der Flugzeuge von den entsprechenden Leasinggesellschaften wird natürlich in die Milliarden gehen und ist nicht von dem Übernahmepreis von 210 Millionen abgedeckt.

  9. Ich bin auch dafür, dass ihr eine Familien / Kinder Folge macht. Vor allem interessiert es mich, was man mit Kinder anders bedenkt/erlebt als wenn man keine hat bzw. als man sich das vorher vorgestellt hat.

  10. Thema IG-Metall

    Ich begrüße jede Initiative, welche dazu geeignet ist, die klassische Rollenverteilung (Mann arbeitet Vollzeit, Frau verdient hinzu), aufzubrechen. Deshalb beobachte ich die Arbeitszeit-Initiative der IG-Metall mit großem Interesse.

    Dennoch muss ich Stefan bei seiner Analyse zustimmen. Der Vorschlag ist so kaum umsetzbar – insbesondere bei kleineren Betrieben und bei höher qualifizierten Mitarbeitern. Dazu kommt das Problem, dass man in der Regel sowie deutlich mehr arbeitet als im Vertrag steht. Bei mir ist es beispielsweise eine 55 Stundenwoche statt offiziell 40 Stunden. Wenn ich um 20% reduzieren würde, dann würde ich immer noch mehr als Vollzeit arbeiten, aber 20% weniger verdienen. Wir bekommen die offenen Stellen nicht besetzt.

    Widersprechen möchte ich Stefan in der Frage der Automatisierung. Die Anschaffung selbst eines einfachen Roboters kostet mit Sicherheitskäfig schnell mehr als 1 Mio. Euro. Wenn ein Arbeiter 50.000 Euro im Jahr kostet, kann man schon 20 Jahre lang einen Menschen beschäftigen, bevor sich die Automatisierung amortisiert hat.

    Der Trend ist aber klar: Die Gehälter steigen kontinuierlich, während Roboter immer günstiger werden. Dies wird mittelfristig dazu führen, dass die Gehälter in der Produktion unter Druck geraten bzw. die Jobs wegautomatisiert werden. Wir werden also ein Auseinanderdriften der Gehälter erleben: Untere Einkommen sind unter Druck, höhere Einkommen wachsen wegen Fachkräftemangel.

    Da die Tarife der IG-Metall sowohl den einfachen Arbeiter in der Produktion als auch den hochqualifizierten Ingenieur in der Entwicklung betreffen, wird dieses Auseinanderdriften noch verhindert.

    Wie lange kann dieses System der Solidarität aufrecht erhalten werden? In anderen Branchen haben wir erlebt, wie sich hochspezialisierte Gewerkschaften gegründet haben, die jeweils „mehr“ nur für ihre Klientel herausholen (z. B. Piloten, Lokführer usw.). Das kann meines Erachtens nur auf Kosten der anderen Berufsgruppen innerhalb der Branche funktionieren.

  11. Zum Thema IG Metall-Forderungen

    Ich kann mir kaum vorstellen, dass die IG Metall (deren Mitglied ich bin) mit den Forderungen nach einer bedarfsgerechten und geregelten Arbeitszeitverkürzung nach den hochbezahlten Spezialisten in der Branche angelt. Wie soll das auch wirksam – die von dir , Stefan beschriebenen hochspezialisierten und ebenso bezahlten Fach- (Führungs-?) Kräfte an der IG Metall interessieren oder gar an sie binden – bei einem Lohnausgleich von bis zu 200 €?

    Wenn ich als einfacher Sachbearbeiter (tatsächlich) von einer 38,5 Std. – mit open end zumutbarer entgeltfreier Mehrarbeit auf eine 28-Stunden-Woche gehe, dann habe ich etwa 720 Euro brutto weniger.
    Wenn 200 Euro ausgeglichen werden, dann habe etwa 500 € weniger im Monat! Sowas macht keiner aus Jux und Dollerei, aber auch keiner dem sowas nicht genau das auch wert ist.
    Bei einem von dir ins Spiel gebrachten Monatslohn sind diese 200 Euro schlicht marginal und nicht geeignet, diese Fachleute euphorisiert in die Arme der Gewerkschaft zu treiben.
    Bei solchen Leuten ist der Lohnausgleich nahezu bedeutungslos.

    Wenn so eine(r) das in Anspruch nimmt, dann muss er oder sie das schlicht und ergreifend – z.B. weil die Eltern nicht irgendwo
    herumvegetieren sollen. Wer das macht, braucht diese Flexibilität. Die Leute, bei denen die 200 € (fast) ein Lohnausgleich wären, sind sowieso größtenteils die, welche mittels Schichtplanverschiebungen leicht ersetzt werden können.

    Der entscheidende Punkt ist m.E. die Flexibilität. Sie ist ja nun mal in erster Linie eine Forderung derer, die die Leute beschäftigen. Aber soll das eine Einbahnstraße sein?
    Einerseits möchten die AG das Recht haben, ihre Human Resources einzusetzen, wie es ihnen beliebt, und der AN soll das auch mitmachen müssen.
    Andererseits kann der AN aber nicht seine AZ so gestalten, wie seine Lebenssituation es zwingend erfordert. Da finde ich es schon ganz gut, dem AN auch einige Rechte einzuräumen.

    Die Forderung der IG Metall ist der Versuch dem großen Wunsch nach Möglichkeiten der Flexibilisierung der Arbeitszeit seitens der AN nachzukommen.
    In anderen Zeiten hätte die Forderung eben gelautet: 35 Stunden Woche bei vollem Lohnausgleich für alle.Das wäre aber diesem Wunsch entgegen gelaufen.

    Nun ist es eben die Forderung nach einer flexiblen und bedarfsgerechten AZ-Verkürzung mit noch nicht mal annäherndem Lohnausgleich.
    Ich prophezeie, die meisten werden den zweifellos auch kommenden Lohn-zuwachs mitnehmen und weiter ihre 38.5 h Woche oder so arbeiten.
    Die wenigen, die eine Verkürzung in Anspruch nehmen, tun dies unter Verzicht auf teilweise erhebliches Einkommen.
    Vielleicht ist es auch so, dass eine große Zahl Arbeitnehmer ihre AZ genauso verkürzen, dass sie mit dem Ausgleich genau klarkommen.
    Das ist dann eben einen Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich.
    Das ist flexibel und nicht starr, bleibt aber eine AZ-Verkürzung – eine ziemlich normale Forderung, welche Gewerkschaften schon lange im Spiel haben.

  12. Flexible Arbeitszeit ist keine Einbahnstraße, sagt doch alles Stefan.
    Kannst du dir bei deinem Job nicht vorstellen.

  13. @Hans
    Ich weiß was du meinst und bin grundsätzlich dafür aber diese Angleichung kann nur soweit gehen. Eine Frau hat nun mal „Qualitäten“ die ein Mann einem Säugling nicht bieten kann. Und ich denke niemand möchte wieder in Zeiten zurückfallen als die Leibeigne das Neugeborene nach der Geburt erstmal ins hohe Grass neben dem Feld legen musste weil die Ernte für den Herrn Ritter wichtiger war. Nur mal zum nachdenken: Vielleicht wäre es besser wenn die Wirtschaft sich der Familie angleicht…und nicht die Familie der Wirtschaft. Und wir nicht wieder in mittelalterliche Verhältnisse fallen unter dem Deckmantel der Antidiskriminierung.

  14. Ich bin über den „neuen“ Podcast „Grautöne“ gestolpert — aktuelle Folge mit „Heiner Flassbeck“ und Folge sechs war mit „Gustav A. Horn“. Es ist nicht ganz das, was sich Stefan mit „Ökonomie-Podcast“ wünscht … Aber es ist ein Anfang. Hiermit als Tipp: http://www.grautoene.net/

  15. ENDLICH!
    Ich habe mir schon lange eine Sendung / mehr Beiträge von euch (bzw. v. a. Stefan) zum Thema Gewerkschaften gewünscht! Ich bin Mitglied in der IGM, aktiver Betriebsrat und habe mit verschiedensten Prinzipien und Strukturen dort so meine Probleme. Daher kann ich mit einem kritischen Blick vom Rande der Gewerkschaft dienen – wirkliche Interna kenne ich nicht; da ich nicht als vertrauenswürdig gelten dürfte sondern eher als Unruhestifter, der den alteingesessenen Genossen den warmen Sessel gefährdet und eh viel zu links ist…
    Ich kann mir zum aktuellen Geschehen eigentlich nur vorstellen, dass die Gewerkschaften versuchen sich bei den Arbeitnehmern zu profilieren, die eben traditionell nicht unbedingt ihre Klientel sind. Eben WEIL die anderen Jobs schon lange wegautomatisiert sein könnten – und es auch bald sein werden. (Hier muss ich Stefan widersprechen: das ist in den großen Unternehmen noch nicht abgeschlossen; wäre dem so sähe es hier schon ganz anders aus, auch mit den Arbeitslosenzahlen – es wurde viel verlagert, aber da geht noch einiges!)
    Höchstwahrscheinlich versucht man sich hier schon einmal vorab als attraktiver Lobbyverband für die „Experten“ zu positionieren.. Denn wenn weiterhin Fließbandjobs und andere traditionelle Gewerkschaftsbereiche massiv runterfahren, verlagert und automatisiert werden, fallen diese Mitglieder ja (zumindest) erst einmal raus aus dem Interessenblick der IGM et al. Zudem übt man mit den klassischen Maßnahmen (Streik der Fließbandarbeiter) nur begrenzt Druck auf den AG aus; denn im Regelfall verlagert er dann die nicht bearbeiteten Linien schlicht ins das eh günstigere Ausland – dort gibt es dann auch wesentlich weniger Schutz für Arbeitnehmer, also in Osteuropa, China, Indien etc.. Was aber einen AG empfindlich treffen kann, wäre ein Streik der Ingenieure und anderer Experten…. Es ist zwar nicht zu erwarten, dass bei diesen gut bezahlten Angestellten sofort ein Sinneswandel einsetzt und diese Lust auf Streiks haben – aber mittelfristig könnte die IGM sich dort beliebt machen, indem sie eben genau solche „Opt-in-Bonbons“ bereit hält um die Gutverdiener noch mehr zu pampern als bisher.
    Ich kann das, was Sven C. weiter oben beschreibt, größtenteils bestätigen: die Angestellten werden bei weitem mit zarterer Hand bearbeitet als die Arbeiter. Bei Stellenstreichungen werden kaum Leitende Angestellte und „Kopfarbeiter“ in’s Visier genommen, Richtlinien zur Kosteneinsparung werden nach kürzester Zeit für den elitären Bereich geöffnet (Iphone und Ipad für die Elite, Samsung für den Rest; Reisen in der Business Class trotz klarer Kostenrichtlinien mit entspr. Genehmigung der Geschäftsführung auf dem Weg zur Konferenz im Urlaubsparadies während der Monteur zur Baustelle im Niemandsland natürlich Economy fliegt). Unsere Ingenieure verdienen ab ca. 5000 Euro monatlich aufwärts; bei Expertenwissen, Außeneinsätzen geht das auch ohne Führungsverantwortung auf 10.000 und mehr. Natürlich geht es diesen Leuten gut und Sie machen sicher auch meist ihren Job gerne – aber andererseits stehen Sie zum Teil auch unter großem Druck weil es eben wenig Nachwuchs gibt (weil ja keiner ordentlich ausgebildet wurde seit vielen Jahren) und die Aufträge an diesen Leuten hängen. Will sich also eine Gewerkschaft ihr Existenzrecht sichern, so macht es doch Sinn sich denen anzubiedern.
    Die Dreiklassengesellschaft (1: Experten und Führungskräfte; 2: Stammbelegschaft die mitgeschleppt wird bis es vorbei ist, 3: Leiharbeiter, Werkverträge) unter den Arbeitnehmern ist realer als jemals zuvor – und die Gewerkschaften haben das nicht nur mitgetragen sondern für meine Sicht sogar gestützt. Dafür spricht nach meinem Verständnis auch das neue Gesetz zur Arbeitnehmerüberlassung, mit dem faktisch (zumindest in großen Betrieben) jeglicher Schutz der Stammbelegschaft und auch der Leiharbeiter aufgeweicht und vollkommen unbrauchbar gemacht wurde. Vielleicht ist dabei auch nicht zu vergessen, dass der Organisationsgrad im IT-Bereich faktisch nicht vorhanden ist – dabei sind das in meinen Augen die neuen, potentiellen Mitglieder einer modernen Gewerkschaft; wenn man nun endlich mal bei diesen Leuten ein Bewusstsein für Solidarität und gute Arbeitsbedingungen schafft; der Tag wird kommen an dem dies essentiell ist…
    Wohlwollend betrachtet könnte man zwar annehmen, dass hier tatsächlich versucht wird flexible, AN-fokussierte Arbeitszeit zu thematisieren – so wie es Frank weiter oben schon schrieb. Das glaube ich persönlich definitiv nicht, meine Erfahrungen aus den letzten 15 Jahren in Ostdeutschland (wohlgemerkt!). Denn das würde ja auch bedeuten, dass man sich einmal ernsthaft mit neuen Themen auseinandersetzen muss wie z. B. bedingungslosem Grundeinkommen; genereller Arbeitszeitverkürzung, einer evaluierten Neustrukturierung der Ausbildung und Integration von Migranten usw. Dann gäbe es natürlich auch noch die Frage was man mit den ganzen ehemals Jugendlichen (v. a. aus dem Osten) macht, die seit Ende der 90er mit ein paar (miesen) Fortbildungen, Bildungs- und Vermittlungsgutscheinen, sowie ein paar befristeten, gerne auch geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen ihre Existenz (ich nutze absichtlich dieses Wort, leben würde ich das im europäischen Kontext nicht nennen wollen) fristen, sich ansonsten in den toten, leeren Kleinstädten langweilen und dann tatsächlich AfD wählen…

    Statt aber endlich mal diese ewig gestrige Klientelpolitik sein zu lassen; sich in neue Bereiche zu wagen und etwas für eine gesamtgesellschaftlich positive Entwicklung beizutragen, wird versucht die letzten Reste der alten Arbeitswelt soweit zu zementieren wie möglich. Es geht ja auch um die eigene Existenz, als Gewerkschaft und als Gewerkschaftsfunktionär; beiden ging es verdammt gut im Westen, seit den 70ern schon… Wer würde denn da freiwillig etwas abgeben?!

    Und @Laus Leber: Mittelalterliche Verhältnisse und Ansichten sprechen aus ihrem Kommentar; scheinbar aufgrund von diskriminierenden Denkweisen… aber gut, dass auch Sie diesen wertvollen Podcast hören… Meine Güte, wie ich dieses male mimimi nicht mehr hören und lesen mag. So sad.

    Stefan, Thilo – weitemachen! Gerne mal mit einer Sondersendung zu Gewerkschaften…
    Danke für Eure gute Arbeit! Alles Gute!

  16. Ich hätte mir ja gewünscht, dass ihr auch inhaltlich auf den Konflikt bei der Linken eingeht. Die Parteiführung für ihren Stil zu kritisieren macht ja durchaus Sinn, aber auch deren Sicht hat eine Berechtigung. Wenn ihr Schulz meiner Meinung nach zu Recht eine Mitverantwortung an der starken AFD gebt, sind dann nicht auch die Äußerungen von Wagenknecht und Lafontaine gefährlich? Ich würde den beiden sogar zustimmen, dass die Position der Linken in der Frage mehr als dürftig ist, aber die Art und Weise, wie sie in der Tat rechte Ressentiments bedienen, halte ich für höchst problematisch und das ganz ohne Rassismus Vorwürfe. Beispiele wären: „Wer Gastrecht missbraucht, hat Gastrecht verwirkt“ (oder kriminelle Ausländer abschieben!), „Wir dürfen das Prinzip der sozialen Gerechtigkeit nicht außer Kraft setzen“ oder Merkel habe eine Mitverantwortung an den Toten auf dem Breitscheidplatz unter anderem wegen der unkontrollierten Grenzöffnung.

    Sie fängt die Äußerungen später meistens wieder ein, relativiert und präzisiert sie. Bei einer so klugen und erfahrenen Politikerin, wie Sahra Wagenknecht es ist, fällt es mir jedoch schwer an eine Reihe von Versprechern und Versehen zu glauben. Meiner Meinung nach nutzt sie Dog Whistles ganz gezielt um einerseits die mediale Aufmerksamkeit, aber eben auch die der potentiellen Linken Wähler, die sich eine soziale Politik vornehmlich für Deutsche wünschen zu sichern.
    Und das finde ich gefährlich. Die Sorgen der Menschen ernst nehmen, kann man auch ohne die Problembeschreibung der Rechten auch nur teilweise zu übernehmen.

  17. Thema: Amri im Auftrag des Staates?
    Ich habe mich immer wieder gefragt, wie schafft es die Polizei, kurz nach einem Anschlag zu wissen wer es war?
    Nun habe ich für mich, vorerst, eine Antwort.
    Vielen Dank

  18. Ich schließe mich dem Windkraftingenieur an – Stefans Vorstellung von Gehältern in der ingenieurebranche ist fern dessen was Tatsache ist. Zumindest wenn man irgendwie über den Median redet und nicht über ein paar Orchideen-angestellte. Diplomierte Einsteiger im Osten landen mit Glück irgendwo bei 30.000 bis 35.000 im Mittelstand. Vielleicht 40.000 – 45.000 bei großen Firmen (Linde etc.). Um davon eklatant weit wegzukommen muss man recht lange arbeiten oder sehr weit aufsteigen. Im Westen kann man die Gehälter vielleicht mal 1,2 nehmen.

    10.000 oder mehr sind absolut unrealistisch, das ist wenn überhaupt Gehalt für Führungsverantwortung und 10+ Jahre Erfahrung.

    Es gibt soviele Gehaltsstufen und nicht automatisierbare Jobs zwischen Stefans Extremen. Vertriebsingenieure, Berechnungsingenieure, Sicherheitsingenieure, Bauingenieure, usw. Und die verdienen normalerweise nicht einmal 40.000 Euro, sie sind keine Spezialisten und es existiert da kein ernsthafter Mangel, es sei denn man möchte bei niedrigen Gehältern bleiben (z. B. Bauingenieure auf 36.000 im Osten drücken, die können sich die Jobs aussuchen). Ich empfehle Stefan da mal diese großen Gehaltschecks von ct oder wer die immer macht. Diese gefühlte Lohnwahrheit trifft nicht für den Durchschnitt zu.

    Siehe auch die Lohnserie der Zeit. Aktuell ein Controller mit 4600 brutto. Das ist ein klassischer MINT Diplomjob + Gehalt West.

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