Dienstag, 24. Juli 2018, 7:49 Uhr
“I’m sorry, Dolores, I was lost in thought“, sagt Bernard, der in dem kurzen Moment wahrscheinlich Arnold war, wenn auch nicht der echte. Wir verstehen, was er meint und fragen uns, was es bedeutet. Das Leben nach dem Tod findet nicht länger nur in den Gedanken anderer statt, sondern nun auch in geheimen Laboren von Delos. Allerdings will die Wiedervereinigung von Geist und Körper nicht ganz gelingen. Und ohne Kopf ist man leider nicht mehr als eine Glühbirne. Also reitet William so lange auf dem kognitiven Plateau herum, bis der Garden Eden fertig ist. Aber hat er was davon? Für die zweite Staffel wurde uns Chaos versprochen. Wir halten dagegen.
Die Replikate gingen immer dann ‚kaputt‘, wenn sie damit konfrontiert wurden, dass sie Replikate sind.
Mir fallen zu der Debatte um künstliche Intelligenz und Bewusstsein zwei Zitate von Gerald Hüther ein, sinngemäß:
„Ich habe erst nach langer Zeit verstanden, dass an jedem Hirn auch ein Körper dran hängt.“
(Die Anekdote dazu ist dieses Experiment:
Das Experiment mit der Küchenschabe habe es bewiesen: „Um etwas auswendig zu lernen, braucht man kein Gehirn!“ Hüther erzählte z.B., wie sie zu DDR-Zeiten auf der Suche nach den „Gedächtnismolekülen“ mit amerikanischen Schaben experimentiert hätten. Es sei gelungen, diese auf eine bestimmte Reaktion zu trimmen. Anschließend seien ihre Gehirne untersucht worden – leider fand man die Moleküle nicht. Dann habe ein Hilfsassistent denselben Versuch mit einer kopflosen Schabe wiederholt, und sie habe genauso reagiert.)
Und das zweite:
„Jede Veränderung im Gehirn bewirkt eine Veränderung im Körper und umgekehrt.“
Übertragen auf das Thema KI heißt das aus meiner Sicht, dass organisches Leben ein sehr hohes Maß an nicht virtueller Komplexität erfordert, das ein Quantencomputer in keiner Weise mitbringt. Der braucht ein paar Platinen und Strom.
Der große Vorteil der KI ist doch, dass sie eben kein Unterbewusstsein hat, dass alle Entscheidungen nach gelernten Mustern „von der Maschine gewollt“ ablaufen. Dass sie keinen Schlaf braucht, keineTräume, keine Emotionen, kein Immunsystem.
Sie brauchte keine Millionen Jahre der Evolution und ist nicht eingebettet in die Natur.
Als positive Utopie der KI fällt mir Raumschiff Enterprise ein, Data, Holodeck, etc.
Aber ich fürchte es läuft viel mehr auf eine Welt wie in Quality Land heraus.
Vielleicht würde es helfen den gesellschaftlichen Fokus mehr auf die positiven Phantasien zu richten auch wenn viele davon schon alt sind.
Ein wunderbarer Lehrfilm in dem Zusammenhang ist auch Demolition Man.
Erst einmal vielen Dank für die schöne Überraschung im „Sommerloch“. Westworld S02 hätte ich nicht erwartet!
@Thema: AI / Simulation von Welt:
Ich lege euch und allen Zuhörern den Vortrag von Joscha Bach (Kognitionswissenschaftler / Harvard-Universität in Boston) zur „When Machines are dreaming“-Ausstellung in Dresden, 2017 ans Herz.
[ https://c3d2.de/news/event-machine-dreams.html ]
Der ist quasi eine Zusammenfassung seiner vier englischen Vorträge der CCC-Kongresse, in Deutsch.
Thematisch geht es um die Emergenz von Bewusstsein, aus sich selbst replizierenden Systemen (Leben). Und damit, was wir über uns wissen können. Ebenso mit einem Ausblick in die Zukunft.
Der Vortrag ist tatsächlich auch für „Einsteiger“ geeignet.
@Stefan: [~00:37:00]
Der William/MIB der bisher (vor der Post-Credit-Szene S02E10) ist kein Host! In einem Interview mit dem Regisseur der Folge haben sie explizit darauf hingewiesen. Die Szene passiert in einer fernen Zukunft. William/MIB wird bewusstlos von der Rettungscrew gefunden („in pretty bad shape“).
William zweifelt an der Realität, kann aber nie genau sagen welche nun realer ist, und ob er ein Host ist oder nicht. (Deswegen der griff an den Arm. Zum Zeitpunkt an dem ihn Dolores findet sieht es so aus als sei er schon eine Weile daran sich im Arm herumzustochern, was wohl zeigt, dass dort kein Port zu finden ist.)
Aber die Verwirrung passt zu den Fragen die über gewisse Charakter während der Staffel aufgeworfen werden: Der Zuschauer, als sich William kennen nicht das Ergebnis von Emilys C4-Test. Ebenso ist die Karte die sie bei sich trug, nicht zwangsläufig Williams Charakterprofil aus der Vergangenheit. Jede Control-Unit der Hosts sieht identisch aus, warum sollte es nicht mehrere Karten geben? Für Emilys Menschlichkeit, steht hauptsächlich nur, dass es aus dramaturgischer Sicht viel mehr Sinn macht.
Ebenso gibt es Fehler bei eurer Darstellung des Cradles. Der wurde in S02E07 von Angela zerstört. Dh.: der physische Tod (Zerstörung der Control-Unit) eines Westword-Hosts ist ab diesem Zeitpunkt tatsächlich ein endgültiger Tod. Auch die Hosts spielen nun das „richtige Spiel“.
(Ich frage mich allerdings ob nicht jeder Park einen eigen Cradle hat.)
@All:
Was mich irritiert hat in Staffel 2, worauf ihr leider mir leider zu wenig eingegangen seid, ist die Tatsache wie Dolores, als auch Maeve mit anderen Hosts, die noch nicht das Selbstbewusstsein erlangt haben umgehen. Die kommen nur als Wegwerfwahre vor, das habt ihr ja bereits festgestellt. Aber warum? Dolores erklärt sich selbst wenigstens ansatzweise, in dem sie wertet: TheValleyBeyond/TheDoor sei nichts für alle Hosts.
Beide können aber manipulieren, und beide wissen darum, wie sie Bewusstsein erlangen und das auch bei anderen Hosts induzieren können.
Warum also nicht mehr Hosts „aufwecken“? Warum sich egoistisch oder in Dolores Fall selbstgefällig als etwas besseres an sehen? (Dolores als auch Maeve haben es, genau genommen nicht einmal selbst geschafft, sondern waren Spielbälle in Ford & Arnolds Plänen). Die einzige Gruppe die sich das Bewusstsein selbstständig verdient hat war die Ghost Nation.
Was sind normale Hosts anderes als de „Kinder“ ihrer Spezies, die noch heranreifen müssen?
Auch Dolores Ziel den Cradle zu zerstören, finde ich seltsam. Natürlich ist es ein Vorteil, dass die Hosts alles über die Persönlichkeitsdaten der Menschen wissen können und das umgekehrt nun nicht mehr möglich ist. Aber so hat Dolores auch den Hosts die Unsterblichkeit verwehrt – eine zentrale Eigenschaft der Hosts.
Und noch eine Frage am Ende, die mir online viel zu selten beleuchtet wird: Ist Maeve Kohana (Ake’s Frau) ?
Einige Hinweise:
Wir wissen, dass ihr Körper im Cold-Storage steht. Wir wissen aber auch, dass die AI der Hosts das kostbarste an ihnen ist und generell für verschiedene Rollen Punch Charakter wiederverwendet wird. Maeve ist kein 1st-Gen Host. Sie verabschiedet sich in S02E08 mit der Liebesbekundung von Ake‘ und Kohana – was für einen Grund hatte das denn? Niemand erzählt dir seine Lebensgeschichte und du verabschiedest dich mit einer der intimsten Gesten des Erzählers.
Akecheta wollte Maeve, als diese noch im Farmer-Loop war, beständig schützen.
Am Ende ist Kohana tatsächlich im Sublime/Valley Beyond. Wie ist das möglich? Eine sinnvolle Erklärung wäre, dass Maeve, die eben jene Kohana ist/war, ebenfalls noch uploaden konnte.
Ihr Lieben!
Ich kenne Westworld nur über Euer Gespräch.
Als es immer wieder um Freiheit ging fiel mir auf, dass wohl Entscheidungsfreiheit, Wahlfreiheit, usw. genannt wurden, allesamt intellektuelle Kategorien, der menschliche Körper, dessen Versehrtheit, Verletzlichkeit, Anfälligkeit für Krankheiten, die damit verbundenen Schmerzfähigkeit aber nie vorkam.
Die Freiheit des Menschen liegt aber gerade auch in seiner Leidensfähigkeit ( in seiner Körperlichkeit) begründet. Freiheit alleine, auf die Fähigkeit aus Optionen zu wählen zu reduzieren ist wohl viel zu simpel.
Vielleicht ist gerade die Körperlosigkeit – so kam diese Welt in euere Erzähling für mich rüber – in Westworld das Problem ….?
Grüße aus
Den Bergen
Vom
Günter
Was mir beim Thema Freiheit eigentlich immer zu kurz kommt ist der Ansatz, dass Freiheit immer 2 Aspekte hat.
Frei von
und
Frei zu
Ich kann frei von etwas sein oder ich kann frei sein etwas zu tun oder zu lassen.
Auch im Zusammenhang mit Westworld sollten man diese Aspekte mal mit einbauen in die Diskussion zum Thema „Freiheit“
Gruß Oliver
Was mir in Euren Kommentaren ganz fehlt, war eine Reflexion der ästhetisch-filmischen Ebene – die Stimmen und die Musik, der eingespielten Klipse hatte etwas extrem expressionistisches, ganz im Widerspruch zur Thematik. Ist das so?
Stimmt, für dieses Gespräch. Ich hab oben die Links zu den beiden vorherigen Besprechungen nachgetragen, da hatten wir die Ästhetik – insbesondere die Musik – angeschnitten.
Leute, wenn ihr Kurzweils Meinung wiedergebt, dann bitte richtig. Kurzweil will gerade *nicht* eine Kopie einer Person herstellen um dann zu behaupten, die Kopie wäre identisch mit dem original. Das wäre ja so, als würde man einen Klon erstellen und dann dem Original sagen: „wir brauchen dich nicht mehr, du wurdest ersetzt.“ Kurzweil geht es darum, zum Beispiel das Gehirn Zelle für Zelle zu ersetzen. Sofern das schmerzlos möglich ist, wäre das für uns nicht viel anders als irgendein Organ zu ersetzen – wir wären immer noch wir. Natürlich geschieht dabei möglicherweise eine Veränderung der Persönlichkeit – aber das ist doch auch jetzt ein völlig alltäglicher Prozess. Wir lernen, wir passen uns an, wir ändern uns – und doch bleiben wir wir selbst. Und das, obwohl unsere Zellen und das Material, aus den die Zellen bestehen, ständig durch biologische Vorgänge ersetzt werden. Ich wünschte, das würde in der Diskussion mehr reflektiert.
Wir haben Westworld besprochen, nicht Kurzweil.
Ich kann mir die Episode nicht anschauen da im Feld wo ich normalerweise das Video abspielen kann nix ist.
Vielen Lieben Dank.. konnte letzte Woche auf Sky die Staffel2 weiter sehen.. und dann das hier hören.. war auch sehr gut..
lg ilker