A!252 – Heilige Pflicht

Dienstag, 21. November 2017, 15:04 Uhr

Die FDP lehnte Jamaika ab, weil Christian Lindner für die Bürger einen Politikwechsel will. Aber um welche Bürger geht es ihm und welchen Politikwechsel will er? Stefan fragt das zu Beginn auch Heiner Flassbeck, zugeschaltet aus Frankreich. Beste Voraussetzungen also mal über Macrons Europaplan zu sprechen und Lindners Widerstand zu erörtern. Anschließend schaut sich Tilo durch den Nachrichtentag des Jamaika-Abbruchs. Die Journalisten sahen zwar erst nichts kommen, wussten dann aber Apokalyptisches zu berichten. Das gewohnte Bild eben, nur alle etwas aufgeregter.

Wir danken unseren Produzenten Gerrit, Andre, Markus und unseren Unterstützern Valentin, Dirk, Constantin, Jonas, Konrad, Thorsten, Bernhard, Karl, Dennis, Peter, Ivon, Peter, Daniel, Claudia, Raphael, David, Sebastian, Sebastian, Luis, Tobias, Tobias, Andreas, Jakob, Florian, Jan, Moritz, Alina, Christoph, Daniel, Anna, Julian, Sascha, Frank, Thomas, Vincent und Savas.

Wer auf den Nachrichtenrückblick nicht verzichten will: Am Montag eröffnete das heute-Journal mit der Umsetzung einer Macron-Idee. Die Europäische Union ist nun auch ein Verteidigungsbündnis. Den Tagesthemen war das immerhin eine Kurzmeldung wert. Am Dienstag eröffnete das heute-Journal mit der Nachricht von 860.000 Obdachlosen. Dieser Wert ist verdoppelt wurden, seit 2015 Flüchtlinge in höheren Zahlen kam. Warum 400.000 von ihnen auf der Straße leben wurde allerdings nicht geklärt. Dafür hatte man am Ende der Sendung noch viel Zeit für einen Teaser: Es gibt jetzt eine neue Reportage aus Amerika in der sehr viele Künstler (John Legend, TC Boyle, Schwarzenegger, Eminem, Robert Redford) gegen den Präsidenten wettern. Gähn. Mittwoch drehte sich alles um Simbabwe im Aufmacher. Mugabe soll gehen, will aber nicht recht. Das übliche. In Deutschland, fand die TKK heraus, schlafen die Menschen schlecht – und zwar fast alle. Dafür haben die Deutschen vor dem Einschlafen wieder guten Sex. Zumindest werden mehr Kinder geboren. Interessantes Krimskrams-Wissen: Der NSU Prozess kostete bisher ungefähr 20 Million Euro Steuergeld. Ansonsten die typische Aufregung, „Voice of America“ soll sich in Russland als ausländischer Agent eintragen lassen, nachdem „RT“ dasselbe Schicksal in Amerika widerfuhr. Am Donnerstag öffnete Claus Kleber mit Jamaika. Aus unerfindlichen Gründen hat er Norbert Lammert an seinen Geburtstag von dessen Wohnzimmer aus zugeschaltet um ihn nichts zu fragen und auch keine Antworten zu bekommen. Für Deutschland! Und für Oma Erna. Ganz interessant: Deutschland nimmt nicht nur an den Atomwaffenächtungsverhandlungen der Vereinten Nationen nicht teil, sondern ist jetzt auch noch der Meinung, gegen autonome Kriegsführung reicht ein „Verhaltenskodex“. Die deutsche Waffenlobby fand „Ächtung“ etwas hart. Mit Rüstung verhindern wir Krieg. Und es ist ein Bild verkauft wurde, für so viel Geld, dass ein Gesprächspartner im heute-Journal vom „korrumpierten Kunstmarkt“ spricht, der nur noch dafür da ist, dass sich die neuen Oligarchen ihr Geld waschen können. Freitag ging‘s im Aufmacher wieder um Jamaika, weil ja Donnersg nichts passiert ist. Claus Kleber öffnet die Sendung mit den Worten: „Die Deadline wurde überschritten. Nach und?“ Diesen Tenor hat er allerdings nur für diesen einen Satz beibehalten.

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12 Gedanken zu „A!252 – Heilige Pflicht“

  1. Hervorragender Non-Jamaika-Part in dieser Ausgabe!
    Nach der „überraschenden“ Trump-Wahl ist das Aus der Jamaika-Sondierungen der zweite mediale Super-GAU für den deutschen Alpha-Journalismus innerhalb nur eines Jahres. Nie für möglich gehalten, völlig überrumpelt, völlig konsterniert … Klar, dass man nun eloquent darauf bestehen muss, dies dürfe alles nicht wahr sein, Neuwahlen oder Minderheitsregierungen seien – fast – unmöglich, Deutschland sei international blamiert, niemand könne sich mehr auf die größte Volkswirtschaft der EU verlassen und überhaupt herrsche natürlich eine nie dagewesene „Krise“ (weil’s halt nicht so gekommen ist, wie man es Oma Erna regelmäßig eingetrichtert hat). – Grandios gescheitert sind nicht die Politiker, sondern jene, die es für nötig hielten, wochenlang Tag und Nacht vor Balkonen und Türen herumzulungern, um auf diese Weise eine Brisanz vorzutäuschen, die dem ’normalen‘ Zuschauer und -hörer – gelinde gesagt – am Arsch vorbei gegangen ist!

  2. Zu Christians Hörerkommentar

    Hinzu kommt auch noch, dass Menschen die arm sind mehr Sorgen haben. Jeder hat bestimmt schonmal Schulkinder kennengelernt, die durch Sorgen schlechtere Schulleistungen bringen. Wenn man jeden Tag sieht, was man alles nicht (mehr) machen kann, da geht es einem halt nicht so gut und alles Soziale leidet ja auch. Durch ständige Sorgen und vor Augen geführt bekommen von Mangel, z.B. an Teilhabe, verkümmert (verblödet) man, finde ich. Das macht ja kein Mensch freiwillig, trotzdem passiert es über die Jahre.

    Leute, die genug Geld haben, können ihre Interessen befriedigen. Wenn sie ein für sie interessantes Buch sehen, kaufen sie das halt mal, auch wenn es 30€ kostet. Ein armer Mensch(enkind) steht vor einem 7,50 € Buch und überlegt sich, ob er das kaufen darf und überhaupt kann, oder ob Essen, Heizung und Winterschuhe wichtiger sind. Es tut halt weh, wenn man weiß es bringt sowieso nichts in bestimmte Läden zu gehen oder sich bestimmte Erlebnisse zu wünschen, weil man dieses Problem ja schon in einem normalen Supermarkt hat. Auch im Discounter stehen genug Dinge, die einen ständig daran erinnern, dass man sich stark einschränkt und man oft keine Wahl hat.

    So war es bei mir und was ich so beobachtet habe. Wär schön zu hören, ob jemand komplett andere Erfahrungen gemacht hat und supergut mit Armut zurecht kommt. Also in Bezug auf Sorgen, Ängste, Mangel, keine Wahl haben, Leistungsabfall.

  3. @HF:

    ohne jetzt das Dossier von Flassbeck und ihre Artikel gelesen zu haben.
    Scheint mir beim Bsp. des Autokaufs folgendes vorzuliegen:

    „Wenn ein französischer Bürger ein deutsches Auto kaufen will, geht er zu seiner Bank, nimmt einen Eurokredit auf und kauft das Auto bei einem Händler der deutschen Marke in Frankreich. Der bezahlt den Wagen der deutschen Firma mit den Euros, die er von seinem Kunden bekommen hat. Machen das sehr viele Franzosen, müssen die französischen Banken, die die Kredite vergeben, vielleicht irgendwann einen Kredit bei deutschen Banken aufnehmen, zu denen die Mittel geflossen sind.“

    „Offenbar gehen die Autoren des Dossiers in diesem Beispiel des Autokaufs davon aus, dass Banken Spareinlagen benötigen, um Kredite zu vergeben.“

    Also ich denke nicht, dass das der Fall ist.
    Der Schluss „müssen die französischen Banken, die die Kredite vergeben, vielleicht irgendwann einen Kredit bei deutschen Banken aufnehmen“ ergibt sich daraus, dass Banken untereinander das selbst geschöpfte Giralgeld nicht akzeptieren.
    Also wird das Geld von einer Bank zu einer anderen Bank überwiesen, muss im Hintergrund im Endeffekt Zentralbankgeld fließen, oder es muss eben ein Interbankenkredit gewährt werden.
    Ich denke, dass darin, das Pleite gehen der Banken begründet ist
    und die Konzentration zu immer grösseren Banken und Absprachen unter den Banken.
    Eine kleine Bank hätte hier weniger Möglichkeiten zu jonglieren,
    als eine Großbank mit Filialen in allen möglichen Ländern usw…
    Auch stellt sich sowieso die Frage, ob das Auto nicht über eine Bank eines Autoherstellers finanziert wird usw…

    Ansonsten, will ich Ihnen aber gar nicht widersprechen.
    Ich denke für die Betrachtung von Flassbeck spielt mehr die realwirtschaftliche Seite eine Rolle und die Banken als Gegenstück dazu.
    Sie sprechen mehr die Eigendynamik der Banken an, was eben
    aus sich selbst heraus, mangels Regulierung, diese substanzlosen
    Geschäfte aufbläst.
    Hab da mal ein bisschen reingelesen, dass z.B. bei Puerto Rico die Versicherungen und Banken selbst dann diese Derivate abwicklen müssen.
    Da gibts glaube ich sowas wie eine clearingstelle.
    (ganz laienhaft gesprochen, kenne mich da nicht aus.)
    Jedenfalls, sollte nicht zum Beispiel Steuergeld, welches immer einen realwirtschaftlichen Bezug hat, verwendet werden um
    Luftnummern zu bezahlen.

  4. Fands gut das Precht mal ein wenig Wind aus den Segeln genommen wurde. Nicht das er Unrecht hat aber er vermittelt immer eine Brisans die sich so nicht entfalten wird. Es wird keine Revolution geben nur weil Roboter Pflegekräfte ersetzen. Und schon garnicht in den nächsten 20 Jahren. Kann man natürlich spitzfindig sagen „unmöglich ist nichts“. Man kann aber auch seine „Antennen erden“.

    Zu eurer FDP Strategie Analyse: Brilliant! Wünscht man sich fasst das es eintritt. Klar gruselig aber ich find wer das Game so gut beherrscht hat es sich dann auch verdient auf dem „Throne“ zu sitzen. Oder auf der Armlehne. Selbst die lila Lindner Partei.

    Und noch Feedback zu Folge 250 weil kam noch nich dazu. Klaus war ein echter Hammer. Warten wir ja schon seit Jahren drauf. Das man ihn nun nicht gerichtet hat fand ich nachvollziehbar. Wäre unklug gewesen im Hinblick auf die kommenden Gäste und was hätte man gewonnen? Das wär an Kleber auch einfach abgeperlt wenn er nicht sogar das Blatt gewendet und dann völlig quergeschossen hätte bis Stecker gezogen. War schon gut wie es lief.

  5. Als ich die Folge gehört habe, bin ich Langstrecke auf der Autobahn gefahren. Dann ging auf einmal eine Motorwarnleuchte an. Jedes Mal als Tilo die Breaking News Sirene gespielt hat, hab ich fast einen Herzinfarkt bekommen und dachte mir fliegt das Auto gleich um die Ohren. Mach das nie wieder! 😀

  6. Kleine Ergänzung direkt zum Anfang. Menschen werden im Sozialbereich „Klienten“ oder auch wissenschaftlich „Adressaten“ genannt, weil die Idee des Sozialbereichs ist, dass die dort Beschäftigten eine Art Dienstleister für die Menschen sein sollen. Das Wort „Patient“ dagegen beinhaltet eine Person, die aufgrund einer Erkrankung einen Arzt Aufsicht und von ihm Heilung erhofft. Die meisten Menschen, die „Klienten“ im Sozialbereich sind, müssen aber nicht zwangsläufig krank sein.

    Kleines Beispiel:
    Ein Sozialarbeiter begleitet einen Menschen zum Jobcenter und füllt mit ihm die ganzen Unterlagen aus, die er benötigt. Der Sozialarbeiter ist in dem Fall eine Art Anwalt des Menschen, entsprechend ist der Mensch eine Art Klient. Bei solchen Tätigkeiten spricht man auch von sozialadministrativen oder sozialanwaltlichen Tätigkeiten.

    Ansonsten natürlich wieder ein sehr guter Podcast 🙂 (wie immer)

    Grüße aus Bayern

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