Tilo und Hans besuchen Richard Hilmer, Ex-Chef des Meinungsforschungsinstituts infratest dimap und mittlerweile Leiter von „policy matters“. Wir reden über die „Wissenschaft“ hinter der Medienwirkungsforschung und lassen uns erklären, wie, wann und wo Oma Erna und der Rest befragt werden. Sind Online-Umfragen unseriöser als per Telefon? Sind Umfragen schädlich für eine Demokratie? Machen Medien aus ihren Umfrageergebnissen zu wenig? Außerdem: Stefan befragt Richard sogar aus dem Urlaub und wir stellen eure interessantesten Fragen.
Wir danken unseren Produzenten Rene & Nicole, Christoph, Florian, Benjamin, Richard, Wolfgang und unseren Unterstützern Peter, Ivon, Florian, Gunnar, Nadin, Thomas, Hans und Valeria, Andreas, Lysann, Bernhard, Christian, Karsten, Katharina, Markus, Paul, Stefan, Nico, Jakob, Alexander, Marc, Annett, Daniel, Sebastian, Patrick, André, Florian, Christina, Thorsten, Ralf, Steffen, Anna, Jürgen, Michelle, Jörg, Robin und Henning.
Ich bin schon öfters von Meinungsforschern angerufen worden, und nach meiner Erfahrung wird da durchaus mal mehr mal weniger subtil manipuliert. Entweder, indem – wie in dem Beispiel „Demonstrationen und Gewalt“ – zwei Themen, zu denen man auch zwei Meinungen hätte, in eine Frage gepackt werden und man dann gezwungen ist, sich in kurzer Zeit zu entscheiden, welches Kind man mit dem Bade ausschütten will, oder indem die Antwortmöglichkeiten so gewählt sind, dass sie eine bestimmte Aussage nahelegen. Oder indem interessante Optionen einfach gar nicht vorkommen, wie bei einer Umfrage zur Mobilität, wo zwar unter anderem gefragt wurde, ob und wie oft ich ein Auto nutze, aber Carsharing in der ganzen Umfrage mit keinem Wort erwähnt wurde …
Höreindrücke:
– schwer erträglicher Dampfplauderer … ständig war er in der Defensive „ja aber“ „nein, im Gegenteil sogar super so“ „früher war alles besser“ Wahl hier, Wahl dort – seht ihr? Überall habt ihr die Wahl, ihr seid so unglaublich frei, glaubt es doch endlich! Ihr habt grün, gelb, schwarz, rot angemalte Pferdchen, was wollt ihr eigentlich? Klar, er wurde attackiert, aber er hatte halt auch nichts außer Floskeln.
– Handy-Frage hat er nicht beantwortet. Menschen wie Tilo oder mich (ich wurde noch nie umgefragt, würde ich auch nie zulassen) hat er noch nie erreicht. Bei mir hängt am Telefon wie auch an der Haustür symbolisch das alte Schild „Betteln und Hausieren verboten“, genau wegen solchen Typen wie dem.
– Anrufzeiten und Erreichbarkeit, Gleiches wie oben, ist nicht nur ein Problem zwischen alt und jung, sondern arbeitend und arbeitslos oder home office.
– das wird immer absurder … was soll man eigentlich aus diesem Redeschwall mitnehmen? Er ist ein Neoliberaler und deshalb hat er diesen Job. Sehr bezeichned wie er Martin Schulz als „echten Roten“ verteidigt.
– jetzt kommt er auch noch mit Wahlmanipulationen in Afrika. Denn nur dort bei den bösen Diktatoren – und natürlich in Russland – gibt es Manipulation. Niemals im Mutterland der Demokratie oder irgendeinem Land, wo sie ihre Friedensmilitärbasen haben.
– jetzt sind wir bei der Frage nach „Wahrheit“ „Wirklichkeit“ und „Urteil des Einzelnen“. Lacht der sich eigentlich heimlich ins Fäustchen, wenn er alleine ist bei so was?
– jetzt kommt noch der Talkingpoint aus aktuellem Anlass: Talkshows wären total ausgewogen besetzt. Es geht wirklich Schlag auf Schlag.
Die erste Zuschauerfrage trifft auch voll: Der Mann imitiert klassische Wahlkampfmanager im anglo-sächsischen Stil für einzelne Politiker, die ihn dann mit Steuergeld von der Partei bezahlen oder arbeitet für neoliberale Stiftungen oder direkt für die Regierung. Der Sanders-Flügel will diese Typen gerade aus der DNC rausschmeissen. Die schelfeln mit ihrem Schlangenöl Milliarden Dollar. Die arbeiten auch für Sanders-Leute – aber nur wenn die genug Geld haben, um sie zu bezahlen.
Jeder darf sich Institut nennen. Das klingt gleich nach hoher Wissenschaft, vorallem wenn auf Briefe noch ein altehrwürdig aussehendes Universitätssiegel gestempelt werden.
Und fast zum Abschluss noch ein weiterer Talkingpoint: Macron sensationell und großartig wie er das gemacht hat. Er wird tolle schmerzhafte Reformen durchführen als echte Führungspersönlichkeit in den zutiefst demokratischen Strukturen Frankreichs.
Und noch lustiges Linkenbashing zum Abschluss.
Alles klar. Es reicht jetzt. Selten sowas erlebt. Der Mann hätte gut in diese Talkshow gepasst:
https://www.youtube.com/watch?v=qOvDs6jx0v0
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Insgesamt meidet er wie der Teufel das Weihwasser den Themenkomplex selbsterfüllende Prophezeiung oder Manipulation der Daten aus privaten Motiven. Erstens darf er Manipulationen bei sich oder der Branche gar nicht erst zugeben, oder gar den Gedanken aufkommen lassen, weil er keine seriöse Wissenschaft betreibt, sondern nur Hokuspokus. Der Mann ist mit seinem Redefluss wie ein Hund, der seinen Schwanz verfolgt.
Das ist genauso wie bei Börsentradern. Je nach Publikum sagen sie exakt das Gegenteil. Reden sie mit Nicht-Tradern, werden sie Insiderhandel total runterspielen, bei SEC-Fahndern sowieso. Reden sie unter sich mal so off the record, geben sie zu, dass sie ausschließlich unter dem Motto traden, dass sie immer an Manipulation von der Gegenposition glauben und es gar nicht anders geht. Denn nur darum geht es. Auch Poltiker oder Personen, die mit Insiderinformationen betraut sind, werden nie zugeben, dass sie diese missbrauchen. Das Buch „Ego“ von Frank Schirrmacher hilft zu verstehen.
Schauen wir auch mal auf den Regierungsstil von Merkel. Wir wissen, oder glauben zu wissen, dass sie mit Umfragen regiert. Da stellt sich genau die gleiche Henne/Ei-Frage. Will sie mit den Umfragen wirklich wissen, was die Bürger denken, um ihnen zu helfen? Oder will sie Medienwirksamkeit erforschen, wie ihre Propaganda vom Bundespresseamt wirkt und wo sie nachlegen müssen, um sich selbst zu helfen? Unser Gesprächspartner würde natürlich leugnen, dass es um Verbesserung von Propaganda ginge und er würde das Wort „Propaganda“ weit von sich weisen und PR ist total legal.
Diese Branche ist genauso wie die Werbe- oder Finanzindustrie überhaupt nicht reguliert. Am Besten wäre ein Verbot vieler ihrer Geschäftstätigkeiten, genauso bei Werbung oder Derivatehandel. Wir brauchen keine Homöopathie mit Zahlen. Wir brauchen keine Zocker, die schmarotzen bei Menschen, die echte Arbeit mit gemeinnützigem Wert verrichten. Wir brauchen keine Marketer, die Menschen Zeugs verkaufen, was sie nicht brauchen.
Die historische Frage von Tilo war eine Frage, die ich erhofft hatte. In Deutschland wurden diese Umfragen von Leo Crespi für die CIA eingeführt nach meinem Wissen. Sie wollten wissen wie die Entnazifizierung läuft. Das hat unser Gast fast bestätigt.
Fazit: Sehr unsympathischer Mensch. Erinnert mich stark an einen Ferengi – denn er ist ein Ferengi.
@No Ferengi
Ja, vom Ton freundlich aber in der Sache schon extrem dreist schwammig. Kein Wunder das Tilo verzweifelte und Hans die wohl wasserdichteste Frage ever stellte aber da war einfach kein rankommen. Wollte wohl keine potentiellen Kunden vergräzen/sah das vielleicht noch als kostenlose Werbeaktion für sich an. Fazit: Lehrreich aber anders als man sich das erhoffte.
Wegens Ferengi: ich weiß worauf du hinauswillst aber die haben dafür ein Matriarchat und Frauen werden nicht gezwungen Kleidung zu tragen! Das wird beides seinen Anteil daran haben das man noch nie etwas von „Ferengi Kriegen“ gehört hat. Also abgesehen davon das Krieg als reines Verlustgeschäft gilt. 😉
An sich braucht man nur die letzten 10 Minuten hören. Das reicht völlig aus.
Jessen hat mit seiner Frage für wen Hilmer nicht arbeiten würde, alle im Raum schwebenden, unzureichend beantworteten Fragen geklärt.
Hilmers Spektrum reicht von der CDU bis ganz hinüber zur SPD! Comedy vom feinsten! :DD
herrliche Antwort :))) Danke @ Laus Leber. Ich musste gleich einmal nachschauen, ob das wirklich stimmt. 😉
Die männlichen Ferengi folgen den 285 „Regeln für die Acquise“, quasi deren Bibel, bei all ihren Raubzü … äh … Heists … *räusper* hm-hmm … Geschäftsreisen.
Rule of Acquisition 299: „Wann immer wir jemanden ausbeuten, es schadet nie ihnen zu danken.“ aus 3×05 False Profits bei Star Trek Voyager. Aufbauend auf 3×08 von Star trek NG.
“ Umgang mit Frauen
„Die Frauen sind unsere Feinde und dementsprechend werden sie auch von uns behandelt“ Quark (DS9: Indiskretion)
Ishka nackt.jpg
Ferengi-Frauen durften lange Zeit keine Kleidung tragen
Die Lebensweise der Ferengi ist äußerst sexistisch geprägt. Frauen werden von den Ferengi-Männern abwertend „Weibliche“ genannt und sie werden von ihnen als Ware angesehen. Frauen ist das Tragen von Kleidung bis weit ins 24. Jahrhundert gesetzlich ebenso verboten wie das Verlassen des Hauses, Lesen zu lernen, Profit zu machen oder ihren Heimatplaneten Ferenginar zu verlassen. Außerdem ist es unüblich, dass Frauen fremde Männer ansprechen. Es ist den Ferengi-Frauen somit lange Zeit nicht möglich, am regen Wirtschaftsverkehr innerhalb der Ferengi-Allianz teilzunehmen. (TNG: Der Wächter, Die Damen Troi, DS9: Profit oder Partner!, Der glorreiche Ferengi, Familienangelegenheiten)
Wenn ein Mann und eine Frau heiraten, dann schließen sie einen Fünfjahres-Standard-Ehevertrag ab. Für den Fall, dass zwischen den beiden jedoch echte Gefühle entstehen, kann dieser Vertrag erweitert werden, was gelegentlich jedoch auch dafür genutzt wird, den männlichen Partner zu übervorteilen. Schwangerschaften werden von den Ferengi als eine Art der Vermietung betrachtet, wobei der Mann als „Pächter“ bezeichnet wird und dahingehend ein Recht darauf hat, die Lebensführung der Frau zu bestimmen. (DS9: Dr. Bashirs Geheimnis, Die Schlacht um Ajilon Prime) “
Auch was Kriege betrifft, stimmt wohl, dass sie diese als Verlustgeschäfte sehen, solange sie nicht gewinnen. Wegen ihrer schlechten Kriegskunst scheinen sie nicht so kriegerisch zu sein.
Jedenfalls:
„Die Geschichte der Ferengi wird von ihnen selbst gerne als eine äußerst friedliche dargestellt. “ Ganz so ist es aber doch nicht.
http://de.memory-alpha.wikia.com/wiki/Ferengi
Ich sehe allerdings ein, dass Ferengi sehr satirisch überzeichnete kapitalistische Trolle sind. Unsere menschlichen Kapitalisten dagegen sind leider oft grausamer und kriegerischer, denn sie bauen Imperien mit ihren Kriegen. Sie sind sehr gut im Kriege führen und verüben massenhaft Grausamkeiten. Diese Welt wird regiert doch Mord.
Ich finde den Ferengi-Vergleich für unserem Unfrageguru immer noch sehr passend, denn er hat sich wahrlich über weite Strecken genau so dubios präsentiert. Eine Debatte mit einem Ferengi wäre auch nicht anders gelaufen. Die sollte ein Hew-mon nicht unterschätzen.
Oh Moment, ich sehe gerade ab dem Sternenjahr 2373 versuchte der Grand Nagus bezirzt von einer Ferengine Reformen.
„Im Jahr 2374 erweitert Zek daraufhin die Ferengi-Verfassung für Gelegenheiten um den revolutionären Zusatz, dass Weibliche ab sofort Kleidung tragen dürfen. Die Idee, die dahinter steckt, ist die, dass Ferenginar seit mehreren tausend Jahren einen wertvollen Aktivposten vergeudet, da Weibliche rein gar nichts zum Bruttoplanetareinkommen beitragen.“
Nun ja, zunächst nicht besonders hilfreich:
„In dem Moment jedoch, als voll bekleidete Weibliche in den Straßen von Ferenginar auftauchen, bricht auf dem Planeten ein totales Finanzchaos aus. “
Letztlich ist das Latinum schuld wie wir alle wissen:
https://www.youtube.com/watch?v=BcCnZLNBla4