A!174 – Angststillstand

Mittwoch, 25. Januar 2017, 0:05 Uhr

Wir klicken uns durch Trumps Antritts-Medien-Spektakel und gucken dazu die Tagesschau vom 20. November 1992 und lassen uns von Elmar und Claus aus Washington DC berieseln. Im Anschluss gucken wir mit Rena J&N mit Richard David Precht.

Wir danken unseren Produzenten Alexander, Sophie & Peter und unseren Unterstützern Fabian, Tobias, Bernhard, Jacob, Peter, Ivon, Christopher, Max, Peter, Max, Steve, Anna, Bernhard, Artur, Holger & Anke, Johannes, Lars, Rüdiger, Hans-Georg, Fritjof, Sebastian, Florian, Johannes, Ulrich und Mirjam.

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Wenn du Korrekturen oder Ergänzungen hast, schreibe sie uns gerne als Kommentar unter die Ausgabe. Für Fragen und Diskussionen haben wir ein Forum. Audiokommentare nehmen wir per Telegram- oder WhatsApp-Sprachnachricht an 004915156091706, entgegen.

23 Gedanken zu „A!174 – Angststillstand“

  1. bezugnehmend auf die hohen kosten bei tv-produktionen. das sind alte programme aus pre-digitalen-technik-zeiten, die leider noch nicht oder sehr schleppend geupdated werden. ich habe selber eine kurze zeit in einer werbeagentur gearbeitet und musste dann irgendwann da raus, weil ich immer kotzen musste, wenn du gerade eine überdimensionierte rechnung an klienten rausgeschickt hast und draussen vor der tür ein penner auf der bank eingedeckt in zeitungspapier, betäubt durch vodka von so etwas wie gerichtigkeit träumte.

  2. Zum Omegatau-Podcast: Leider wurde ein sehr wichtiger Punkt nicht erwähnt, ab 13’45“ geht es etwa 3 Minuten lang um die geplante Zusammenführung von Fernsehen und Hörfunk. Die wird bereits vollzogen. Die noch getrennten Redaktionen sollen in Zukunft zusammengestrichenlegt werden. Wahrt ihr nicht immer der Meinung, dass zwischen Hörfunk und Fernsehen ein großer Qualitätsunterschied besteht? Wie wird Hörfunk in Zukunft aussehen, wenn es nur noch eine Redaktion gibt und deren Inhalte lediglich verschieden aufbereitet werden? Wird das Fernsehniveau steigen – oder wird das Niveau des Fernsehens das des Hörfunks limitieren? Ich befürchte letzteres.

    Für mich das wichtigste Thema des Podcasts. Leider ist Markus Völter (der Podcaster) hier ganz unkritisch.

  3. Artikelempfehlung –
    Behördenzustand: Die Jungen sind auf der Straße und die „alten“ Sitzen am Computer und sind überfordert. Rechtswidrige Auskunftersuchen von privaten Mailadressen werden als Einzelfall betitelt obwohl bewiesen ist das dies keine Einzelfälle sind. Wenn man das so liest möchte man Tilo bei der BPK mal Fragen lassen: Wieso Behörden lügen dürfen bei der Behauptung es seien Einzelfälle.
    http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/behoerdliche-abfragen-wie-dilettantisch-polizisten-mit-sensiblen-daten-umgehen-14629949.html?printPagedArticle=true

  4. Atomausstieg Angela Merkel :
    Laufzeitverlängerung deutscher Kernkraftwerke im Herbst 2010.
    Da waren unsere Atomkraftwerke super sicher.
    Am 11.3.2011 war die Nuklearkatastrophe in Fukushima.
    Dann gabe es die Landtagswahl am 27. März 2011 in Baden-Württemberg. Die Grünen steigern ihre Mandate von 17 in 2006 auf 36.
    Winfried Kretschmann wird Ministerpräsident….
    Nur aus diesem Grund hat Angela Merkel den Atomausstieg beschlossen bzw. die Umfagewerte habe sie dazu gebracht.

  5. Zum Thema Krankenversicherung in den USA hat der BBC world service einen guten Podcast gemacht.
    After Obama Care – Health under Trump http://www.bbc.co.uk/programmes/p04py5dw

    Das Thema ist mit unserer “deutschen Brille” sehr schwer zu fassen. Wir kennen ja hauptsaechlich das deutsche System. Mein Freund in den USA zahlt mit Obama Care ca 20% (!) jeden Monat mehr als vorher und die ersten 3000 Dollar Behandlungskosten aus eigener Tasche, ohne freie Arztwahl. (Um die Zuschuesse fuer die “Armen” zu finanzieren). Vorher nur eine Praxisgebuehr von 25 Dollar pro Arztbesuch. Ohne viel Sympathien fuer Trump zu haben…das koennte man doch auch dem deutschen Durchschnittsverdiener nur schwer erklaeren.

  6. Zum Thema Freisetzung von Arbeitskräften in 20 +/-Jahren: Auch wenn die besagte Oxford-Studie vielleicht nicht auf Mitteleuropa ausgerichtet ist, wird sich auch der Trend hier weiter fortsetzen. Und Deutschland hat mitnichten in diesem Prozess schon einen Teil des Weges beschritten, wie Ihr im Gespräch resümiert. Auch bei uns werden die Arbeitsplätze in gravierendem Maße ersetzt oder durch andere Technik schlicht überflüssig – und eben nicht einfach durch Roboter ersetzt. Diese Arbeit wird in Zukunft einfach nicht mehr gebraucht. Ein Beispiel, welches Gunther Dueck in seinen Vorträgen gern gebraucht ist die Autoindustrie: Wenn wir in Zukunft Elektroautos fahren, wird mindestens die Hälfte der Zulieferer nicht mehr gebraucht. Denn es muss niemand mehr Getriebe bauen (braucht es im E-Auto nicht) oder Sicherheitssysteme entwickeln, weil die Autos ja auch autonom fahren und dann keine Unfälle verursachen. Es braucht keine Kraftfahrer für selbstständig fahrende Busse, LKW, Züge … Die Liste ließe sich schnell erweitern und auch auf andere Branchen übertragen. Da kommt einiges zusammen und die paar Leute, die einfach nur durch Roboter ersetzt werden, fallen dabei gar nicht in Gewicht. – Precht hat durchaus Recht, wenn er sagt, dass da ganz andere Probleme auf uns zukommen.

  7. Zur „gesegneten linken Zeit“: Skandinavien wurde lange Jahre sozialdemokratisch regiert (als Sozialdemokraten noch links waren), und hat heute dennoch eher mit Rechtspopulismus zu kämpfen. Am Beispiel von Schweden fällt mir keine „Adenauer-Zeit“, auf die man zurückblicken könnte. Natürlich kann man sagen, dass es in Schweden weniger Rechtspopulismus gibt als in Deutschland, aber Prechts Erklärung nach müsste es ja dann eher gar keinen geben, und stattdessen einen Folkhemmet-Linkspopulismus (den es aber meines Wissens nicht gibt).

  8. Ist das hier der Text, auf den Rena sich bezieht, wenn sie von den 75% ohne college degree spricht? (1:56’30“)

    https://hbr.org/2016/11/what-so-many-people-dont-get-about-the-u-s-working-class

    Understand That Working Class Means Middle Class, Not Poor

    When progressives talk about the working class, typically they mean the poor. But the poor, in the bottom 30% of American families, are very different from Americans who are literally in the middle: the middle 50% of families whose median income was $64,000 in 2008. That is the true “middle class,” and they call themselves either “middle class” or “working class.”

    “The thing that really gets me is that Democrats try to offer policies (paid sick leave! minimum wage!) that would help the working class,” a friend just wrote me. A few days’ paid leave ain’t gonna support a family. Neither is minimum wage. WWC men aren’t interested in working at McDonald’s for $15 per hour instead of $9.50. What they want is what my father-in-law had: steady, stable, full-time jobs that deliver a solid middle-class life to the 75% of Americans who don’t have a college degree. Trump promises that. I doubt he’ll deliver, but at least he understands what they need.

  9. Korrekt! Das ist der Text, den Christoph Kucklick am Dienstag auf Twitter verlinkt hatte. Und das Zitat ist das Argument, auf das ich mich an der Stelle im Podcast bezog. Der Artikel ist von Stefan oben auch als Lese-Empfehlung aufgenommen – ein „long read“. Umso schöner, dass Du hier die korrespondierenden Stellen nochmal extrahiert hast :-). Besten Dank und einen schönen Tag!

  10. Für Leute die die AfD wählen ist Rot-Rot-Grün unter Schulz noch viel schlimmer. Das ist doch das Dilemma.

  11. Ich muss dann mal was loswerden:

    Habe gestern Abend ausgemacht als Tyler anfingt darauf zu verweisen wie man Putin immer vorwerfe er wolle von der Innenpolitik über profilierende Beschäftigung mit der Außenpolitik ablenken…

    Ja wenn das dann hier ein Problem ist, welches für unsere Politiker die sich da äußern, erkannt wurde, wieso sind dann 95 % der „Jung naiven“ Fragen bei der BPK Auslands und Auslandsquerschnittsthemen?!?!?!

    Regelmäßig, Pflegereform: Keine Fragen, Sozialhilfe, maximal eine Frage alle 6 Monate wenn sowieso etwas dazu in allen Medien hochkocht.

    Seriously, ich gucke eure Showveranstaltung seit 3 Jahren und regelmäßig seit Ende 14 jetzt und immer dasselbe wie oben beschrieben.

    Wenn ihr doch so kritische Journalisten sein wollt, dann spielt mal Rebellen gegen den Trend und setzt regelmäßig bei Sozialpolitik nach, vielleicht krieg ich dann nicht jedes Mal einen Wutanfall wenn hier darauf verwiesen wird! Weil ist ja nicht so, dass es nicht als Problem erkannt worden sei.

    Nur 20 % der Fragen die Tilo zu Flüchtlingen stellt auch mal zu allgemeinen Sozialthemen, ist das ernsthaft zuviel verlangt?

    Die haben Unterstützung, sogar eine eigene Querschnittsstelle hier bei meiner Großstadt im Rathaus, wo ich seit 12 Monaten alleine darum kämpfe endlich wieder Geld zu kriegen, weil man als Erwerbsunfähiger ja nicht mal mehr des Hartz4 würdig ist und da rausgeschmissen wird und komplett an die Stadt verwiesen wird, die sich dann mit allen Mitteln dagegen wehrt bezahlen zu müssen.

    Deswegen habe ich jetzt zum 31.01. keinen Mietvertrag mehr, muss mich auch noch einer Räumungsklage aussetzen etc..

    Könnt ihr euch ausmalen wie frustrierend das ist, dann auch noch bei den „alternativen“ Medien keinerlei Widerspiegelung der eigenen politischen Probleme zu erhalten?!

    Selbst wenn dann mal in den Tagesthemen ein Beitrag über Behinderte kommt, den Stefan sogar gut fand, wird der einfach überprungen mit der Aussage: „ja um die hat sich ja eine ganze ganze Zeit niemand gekümmert“

    Stimmt, ihr auch nicht.

    Thanx for nothin!!!

    Genau so wie man als Tilo scheinbar nicht darauf kommt, mal Projekte zu verbinden: Hatte Barbara Hendrix ( ja ich weiß, sie schreibt sich anders, aber vielleicht will sie ja mal toll werden?) nicht im Interview so toll Projekte vorgeschlagen um den Wohnungsmangel zu beseitigen? Und wollte sich da wieder um mehr Bundeszuständigkeit bemühen auch wenn das historisch schonmal gescheitert sei?

    Ja hmm, warte, wieviel neue Wohnungen in öffentlicher Hand kann man mit 6,2 Milliarden Euro in Ballungsräumen noch gleich bauen?

    Die haben noch eine 80 % Mehrheit im Bundestag, das würde für eine Grundgesetzänderung reichen und ich bezweifle dass die Opposition sich dagegen stellen würde, den Kommunen das Geld direkt für gute Projekte zu geben.
    Und selbst wenn es an die Länder gingen mit zwangsweiser Anweisung für den Wohnungsbau, so what? Würde endlich mal was passieren in diesem Drecksstaat.

    Digitale Infrastruktur ist wichtig, aber nicht ohne überhaupt einen Ort zu haben, wo man den Anschluss hinlegen kann!!!
    Muss wohl zu sicher sein das Mietverhältnis in der Schwedenstraße um auf den Gedanken zu kommen. Weil zählen ja nur Fragen, die den Tilo interessieren…*facepalm*

    Btw, soviel dann zum annonymen Posten. Mit dem Tor Browser kriege ich immer einen 403 error.

  12. „Good night and good luck!“ – Woher kommt das Zitat?

    Stellt sich Claus Kleber in eine Linie mit Edward Murrow?
    Murrow, CBS-Fernsehmoderator in den 50ern, nutzte das damals neue Medium Fernsehen, um den „Kommunistenjäger“ Joseph McCarthy anhand widersprüchlicher Aussagen aus dessen eigenen Reden als Denunzianten und Demagogen zu entlarven.
    https://www.youtube.com/watch?v=-YOIueFbG4g

    Meint Kleber das ernst oder selbstironisch? Bei letzterem: Chapeau! :DD

    „Good night and good luck“ ist ein Zitat aus dem gleichnamigen Film; adaptiert aus einer Rede von Murrow zur Zukunft des Fernsehens vor der Radio Television Digital News Foundation:

    „This instrument [Fernsehen] can teach, it can illuminate; yes, and even it can inspire. But it can do so only to the extent that humans are determined to use it to those ends. Otherwise, it’s nothing but wires and lights in a box. Good night and good luck.“

    (Fun fact: Die Schlusssentenz ‚Good night and good luck‘ kam in Murrows Originalrede gar nicht vor; satt dessen ging es so weiter)
    „…There is a great and perhaps decisive battle to be fought against ignorance, intolerance and indifference. This weapon of television could be useful.“
    https://www.youtube.com/watch?v=RHaV59RB8A8 (Ab Min. 35.54)

    Ich finde der letzte Satz ist eine wunderschöne Metapher für Eure Arbeit, Ihr Murrows 4.0 🙂 Keep on rockin‘!!

  13. Ergänzend zu Dieters Ausführungen zur überzeugungslosen Merkel:
    Sie war für eine Kopfpauschale. Die Bevölkerung verstand die Idee dahinter aber nicht, also ließ Merkel diese fallen (ohne Erklärungs- oder Überzeugungsversuch).
    Die Hauptschule war für Merkel unverzichtbar, die Wehrpflicht sei ebenfalls unverzichtbar – beides abgeschafft.
    Mit ihr würde es keinen Mindestlohn und keine Maut geben, Griechenland wird auf gar keinen Fall Geld bekommen, einen Rettungsschirm wird es auf gar keinen Fall geben, usw.

    Natürlich kann man in vielen Punkten froh sein, dass sie von vielen ihrer ehemals vehementen Ansichten abgerückt ist. Nur in keinem Punkt tat sie es aus inhaltlicher Überzeugung, sondern, wie Dieter am Fall des Atomausstiegs schon beschrieben hat, aus politischem Kalkül.
    Angela Merkel hat keine Vision, keine Überzeugungen, nichts, wofür sie und ihr Politik wirklich steht, außer, dass sie einfach gerne Kanzlerin ist.
    Im übrigen traf das auch auf Gerhard Schröder zu.

    Zu Precht:
    Aus Artikeln in der konkret und titanic hatte ich ihn bisher immer nur als plattitüdenhaften Küchentischphilosophen in Erinnerung. Mal als Beispiel aus der konkret:
    http://www.konkret-magazin.de/aktuelles/aus-aktuellem-anlass/aus-aktuellem-anlass-beitrag/items/durchlauferhitzer-und-dauerlaufdenker.html
    (Absatz 14 – 24, davor geht es um Sloterdijk)
    Das J&N-Interview und Eure Gedanken dazu hat meinen Blick erweitert. Danke!

    Und zu André Rieu (;-)) zwei „Briefe an die Leser“ aus der titanic:

    Wie rücksichtslos, André Rieu!
    Nachdem Millionen Großmütter und deren Töchter auf Sie und Ihr gußeisern über die Violine hinweggrinsendes Pferdegesicht mit der schönen Schmalzlockenmähne hereingefallen sind und Ihnen ihr uns vom Munde abgespartes halbes Haushaltsgeld im Tausch für Ihre rosaroten Zuckerwattewalzer herausgegeben haben, da outen Sie Traumprinz sich im Massenblatt Bild plötzlich selbst: »Privat bin ich ein ziemlich langweiliger Scheißkerl.«
    Was – privat auch noch?
    Wußte es immer: Titanic

    Und, Rieu!
    Wußten Sie eigentlich, daß Sie von uns Philosophen gelegentlich als der »Richard David Precht unter den Geigern« geschmäht werden? Nein?
    Selber überrascht: Titanic

    Und zuletzt, falls noch jemand liest, ein Auszug aus der
    „Lebensbeichte einer Klarinettistin im Orchester von André Rieu“

    Wo sind sie hin, die schönen Tage?
    Fort wie Sand im Wüstenwind!
    Langer Jahre Studien, Plage
    Waren nichts als Zeit, die rinnt.

    Sitz nun hier und schwenk mein‘ Stecken
    Mal nach links, und mal nach rechts,
    Vorne tut ein Gnom sich recken
    Den es nach dem Gelde lechzt.

    André Rieu, das ist sein Name,
    weiß noch, wie er mich einst sah,
    und gleich fragte: „Schöne Dame…“
    wusste nicht, wie mir geschah.

    Ich verrichte, spiele tapfer
    Jeden Scheiß, den er mir gibt.
    Toure mit ihm durch die Käffer
    Wo man seine Mucke liebt.

    Niemand weiß, wie sehr ich leide,
    wenn er dorten steht und „geigt“,
    Püppchen lieb, in Samt und Seide,
    während er sich vorn verneigt.

    Schönen Tönen wollt‘ ich frönen
    Lieblichem Holzbläserklang
    Niemals kann ich mich versöhnen
    Mit solch Leben’s bittrem Gang

    Einzig in des Wahnsinns Schoße
    Finde Trost ich hie und dann,
    in dem Kitsch, der fiesen Sauce
    die er nennt gern „Walzerklang“

    Grinse irre, „bitte!“, „danke!“
    Schwenke rechts und schwenke links
    Schwarzen Holzes edle Ranke
    Klarinettenwunderdings

    Irgendwann in tausend Jahren
    Ist das alles hier vorbei
    Niemand kennt dann mehr den Schmarrn
    Und wer Rieu, der André sei

    Gerne werde ich dann ruhen
    Leg die Klarinette ab
    Schlüpfe leise aus den Schuhen…
    …und dann spuck ich ihm aufs Grab.

    ______________________________________________________________________
    Tilo & Stefan (und Rena & Tyler), danke für so viele unterhaltsame Stunden!

  14. Bei den sogenannten „Laber-Podcasts“, wie den Euren, den ihr ja immer gut vorbereitet – danke dafür – gibt es manchmal den Nachteil dass bei zu vielen Themen, die Gefahr besteht auf „Stammtisch-Niveau“ abzusacken. Sprich: Es ist verständlicherweise unmöglich für Euch, alle Alternativen oder Seiten umfassend zu beleuchten (z.B. Gesundheitssystem). Das fiel auch teilweise bei Precht selbst auf, der offensichtlich noch während der Formulierung seiner These seinen Punkt machte, der dann halbgar war. Manchmal fehlt mir da auch bei ihm ein einfaches: „Da habe ich noch kein abschließendes Urteil“.

    Eine Wohlfühl-Erinnerung gibt es z. B. im „Ostalgie-Umfeld“ durchaus – auch ich habe aufgrund meines Alters (47) positive Erinnerungen an die Schmidt-Ära, die zumindest links beeinflusst war da sie kulturell und sozial von der SPD geprägt wurde – selbst die Sesam-Straße war damals politisch geprägt – und es hat gut funktioniert, trotz RAF Terrorismus.

    Und so kam es dann auch, dass der zunächst geläutert erscheinende Stephan später doch wieder zum Trump-Verfechter wurde – weil es sich vielleicht besser anfühlt einen Revolutionär an der Macht zu sehen, der „erfrischt“. Ich denke aber es geht bei verantwortungsvollem Handeln in der Politik nicht nur um „Erfrischungen“, wie z. B. die Einführung neuer politische Taktiken aus der Wirtschaft- und die Aufgabe unnötiger diplomatischer und menschlicher Höflichkeitsformen.

    Wer sagt eigentlich, dass über Dekaden erlernte und erfolgreiche professionelle Gepflogenheiten radikal geändert werden müssen, nur weil einige davon gelangweilt sind? Auf der anderen Seite gebe ich zu, dass es meist einer großen Änderung bedarf, bis eine Gesellschaft/Organisation/Gruppe sich pragmatisch wieder auf zeitgemäßen Boden einfindet. Aber Sprache folgt in der Regel Handlung – das sollte man auch nicht vergessen.

    Ich würde dem neuen EU-Außen-Repräsentanten Mc Allister, Gabriel und allen anderen Verantwortlichen, die mit den USA zukünftig verhandeln raten, knallharte Berater aus der Wirtschaft zu holen um nur noch Interessen in Form von Deals zu verhandeln. Alle Hinweise und Ermahnungen auf gute transatlantische Beziehungen und Frieden die letzten 70 Jahre werden nicht funktionieren. Als ich darüber nachdachte kam mir aber die Frage: Müssen wir wirklich, wegen „eines Sales-Proleten“ unsere gesamte gelernte Form der Diplomatie aufgeben? hm… not sure about it. Meist triffst sich doch Vernunft irgendwo in der Mitte.

  15. Der Kommentator Volker und auch Precht haben völlig recht. Stefan verhält sich jung und naiv wenn er glaubt die Automatisierung wäre in Deutschland schon abgeschlossen.

    Ich bin Automatisierungstechniker und weiß wovon ich spreche. Klar, die Automatisierungswelle in Deutschland ist in der Industrie bereits sehr weit. Aber noch lange nicht abgeschlossen! In vielen Branchen fängt sie auch gerade erst an.

    Das Potential für einen Bürgerkrieg sehe ich noch nicht, wohl aber eine Arbeitslosigkeit von 50% und mehr innerhalb der nächsten 15 Jahren.

    In Deutschland arbeiten gut 1 Millionen Menschen als Kraftfahrer! Volker hat es schon angesprochen, LKW, Busse, Taxis, Züge. Solche Fahrzeuge werden in der Regel Turnusmäßig ersetzt. Die Spediteure und Co. werden in den nächsten 20 Jahren Stück für Stück auf selbstfahrende Modelle umgerüstet haben.

    Im Einzellhandel ist es aber wesentlich dramatischer. Derzeit gibt es 6 Millionen Menschen die hinter der Kasse stehen. Einige Einzellhändler haben schon begonnen die Kassen zu automatisieren. z.B. real. Amazon hat vor kurzem erst AmazonGo vorgestellt. Aber auch das Regale einräumen im Supermarkt wird mit sicherheit sehr bald wegautomatisiert. Was in Großlagern bereits seit Jahren gut funktioniert, ist im kleinen auch kein Problem.

    Erst heute morgen stand ich an der Information in einem Kaufland Supermarkt. Darüber hing ein großes Schild mit Foto und Namen der etwa 40 Mitarbeiter. Wenn sich die Regale demnächst selbst füllen und die Kunden am Automaten selbst abkassieren lassen sich solche Großsupermärkte problemlos mit 4 Personen betreiben.

    Das es in den klassischen Medien zu umbrüchen kommen wird brauch ich euch ja nicht erzählen. Aber auch in der Deutschen Industrie ist noch viel Luft für Arbeitsplatzabbau.

    VW und Toyota teilen sich seit Jahren den ersten Platz als „größter Autobauer der Welt“. Beide produzieren nahezu die gleiche Menge an Fahrzeugen. Toyota schafft dies allerdings mit der hälfte der Mitarbeiter!

    Ich habe, wie Precht, nicht den Eindruck, dass die Politik das Problem wirklich realisiert. Viele junge Menschen werden von den Jobcentern dazuz gezwungen, eine Ausbildung in Berufen anzutreten, die im Grunde heute schon obsolet sind. Von Weitsichtichtigkeit also keine Spur! Es ist nicht fünf vor 12, es ist punkt 12!

  16. Hallo,

    Beim Thema Arbeitskraftverlust durch Automatisierung sehe ich die von euch zitierte Studie eher skeptisch:

    Natürlich wird es einen massiven Umbau der Wirtschaft geben, besonders in „monotonen“ Arbeitsbereichen, wie beispielsweise im Verkehrswesen. Aber an anderen Stellen sehe ich das eher fraglich, da nicht nur die prinzipielle technische

    Beispiel 1:
    Schon vor 10 Jahren gab es im Supermarkt unserer lokalen amerikanischen Airbase automatisierte Kassensysteme ohne Verkäufer. Die Technik existiert schon lange, hat sich dennoch nicht durchgesetzt. Dahinter vermute ich weniger die menschenfreundliche Eintellung von Aldi/Lidl als viel eher resultierende höhere Kosten durch nötige Investitionen /Wartungen / Umstellungen im Warensystem und fehlende Kundenakzeptanz.

    Beispiel 2:
    In meiner Studentenzeit jobbte ich in der Produktion eines führenden Zulieferers der Luftfahrtindustrie. Die Arbeit bestand im Grunde genommen daraus verschiedene Lagen CFK- oder Glasfasermatten und einen Kernstoff übereinander abzulegen und in eine Presse zu schieben. Anschließend saßen wir dann 1,5 Stunden herum und warteten darauf, bis die Presse fertig war.
    Das Prinzip hinter dieser Arbeit ist absolut simpel. Für diese Arbeit gibt es seit den 70er und 80er Jahren automatisierte Anlagen. Dennoch setzt das Unternehmen hier bewusst keine Maschinen ein:

    1. Die Mitarbeiter haben ein „Gefühl“ für die Prozessabläufe und können viele Parameter per „Finetuning“ anpassen, um somit schwankende Umgebungsbedingungen und schwankende Rohmaterialparamter kompensieren.
    2. Die Realisierung dieses „Finetunings“ durch Maschinen wäre praktisch unmöglich oder extrem teuer in der Entwicklung.
    3. Automatisierte Maschinen kosten in der Anschaffung und Wartung viel Geld und binden somit die Kapitalreserven.
    4. Bei vielen Industriebetrieben in Deutschland machen die Personalkosten nur noch ca. 20% der Stückkosten aus. Ingenieure für die Entwicklung/Betreuung von Maschinen sind teuer und teilweise schwer zu bekommen.
    Eine Reduktion der Ausschussrate durch adaptive und günstige Produktionsmitarbeiter rechnet sich eher als die Investition in fehleranfällige Maschinen.

    Fazit:
    Viele Arbeiten, die heute von Menschen geleistet werden, sind aus mechanischer Sicht prinzipiell von Maschinen erledigbar.
    Wichtig sind aber auch:
    – tragbare Investitionskosten
    – hohe Kreativität und Adaptivität der Maschinen
    – Geringe Wartungskosten (komplexe Maschinen mit komplexer Software sind teuer in der Wartung)

    Wenn ich 10 Mitarbeiter in der Produktion einspare und dafür einen Techniker und einen Ingenieur zur Betreuung der Maschine benötige, höheren Ausschuss habe, große Mengen Kapital binde und Monate zum Einfahren des Prozesses benötige ist die maschinelle Lösung u. U. teurer als die „altmodische“ Produktion.

  17. Hab noch nie zuvor André Rieu gehört. Hat mir gefallen.
    Recht einfacher Walzer aber doch sehr stimmungsaufhellend.
    Danke dafür

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