A!011 – Was kostet die Welt?

Mittwoch, 13. Mai 2015, 12:19 Uhr

Wir schauen mit unserem Gast, Jörg Wagner, RTL-Nachtjournal,  Tagesthemen und heute Journal. Themen: Rundfunkbeiträge, singende Kanzlerin, Wahlsonntag in Bremen, Kinderarmut, Kita-Streik, Militäreinsätze, Griechenland, deutsch-israelische Beziehungen, amerikanisch-russische Beziehungen.

Wir danken unseren Finanziers: Sebastian, David, Marc, Thomas, Sven und allen Flatterern.

avatar
Tilo
avatar
Stefan
avatar
Jörg
Wenn du Korrekturen oder Ergänzungen hast, schreibe sie uns gerne als Kommentar unter die Ausgabe. Für Fragen und Diskussionen haben wir ein Forum. Audiokommentare nehmen wir per Telegram- oder WhatsApp-Sprachnachricht an 004915156091706, entgegen.

20 Gedanken zu „A!011 – Was kostet die Welt?“

    1. Jörg hat es ja gleich zu Beginn klar gemacht: er ist der Alte der Runde. Vielleicht hat er sich mittlerweile mit so vielen Dingen abgefunden, vielleicht hat er Dinge auch schätzen gelernt, die wir (noch) nicht schätzen möchten 😉

    2. Es war sehr anregend, dass Jörg Wagner bei euch zu Gast war. Durch seinen Besuch wurde das Durchschnittsalter auf das Meinige (Komma Etwas) angehoben und er bemühte sich redlich, auf die Vielfältigkeit der Öffentlich Rechtlichen hinzuweisen, wo durchaus vielseitige und qualitativ anspruchsvolle Angebote zu finden sind. Aber dieser Verweis, den auch schon WDR-Intendant Tom Buhrow bei einer Programmbeschwerde wegen Anti-Griechen-Tagesschau machte (http://norberthaering.de/de/27-german/news/357-programmbeschwerde-tagesschau-wdr), ist nicht relevant für die Meinungsbildung der Masse. Die meisten Zuschauer begnügen sich damit, regelmäßig Nachrichten beim Abendessen zu schauen, und meinen dann, ausreichend über das Weltgeschehen informiert zu sein. Wer aber andere Magazine im Hörfunk und Fernsehen hört oder sieht, nimmt diese auf einer anderen Ebene wahr, nämlich selektiv und bewusst.

      Die Empörung von Stefan und Tilo über den Grundtenor, der in den Hauptnachrichten mitschwingt, teile ich, denn er ist wie ein Hintergrundrauschen, das unbewusst aber konstant konsumiert wird. Besonders besorgniserregend ist die hier schon angeschnittene ‚Hyposensibilisierung mit Krieg‘.

      Meine Mutter ist Jahrgang ’36 und musste ’44 aus Ostpreußen fliehen. Aufgrund ihrer traumatischen Kriegserlebnisse hatte sie mich als Alleinerziehende vollkommen pazifistisch und antiautoritär erzogen. Seit ihrem Rückzug aus dem Berufsleben lebt sie allein und ziemlich isoliert, Tagesschau und SZ dienen mittlerweile als Fenster zur Gesellschaft. Erst neulich diskutierten wir über deutsche Waffenexporte und es erschütterte mich, dass meine so friedliebende, weltgewandte und tolerante Mutter plötzlich die Meinung vertrat, „wenn sich Deutschland nicht am Rüstungsgeschäft beteiligt, dann profitiert ein anderer, so haben wir wenigstens was davon“. Also von mir oder meinen Kindern hat sie diese Meinung nicht geimpft bekommen! Eigentlich haben wir es immer vermieden, über ihre Kundheitserlebnisse zu reden, doch jetzt muss ich sie ab und zu quälen, um ihr klar zu machen, dass die Rüstungsindustrie keine Autos herstellt und die Verkäufe nicht zu unserer Verteidigung dienen.

      Viele Grüße und auf baldiges Wiederhören,
      Nora

  1. Der Reflex, vorrangig Verständnis für die Journalistensituation zu zeigen und nebendran ein diskret durchschimmerndes Konformitätsverhalten an den Tag zu legen, verleitete mich dazu, mal eben die berufliche „Familiensituation“ vom Jörg Wagner erbrowsen… 😉

    Ansonsten: Gern gehört! Danke!

    1. Jörg macht das beste Medienmagazin Deutschlands und beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Arbeit anderer Journalisten. Eben deshalb war es gut ihn dabeizuhaben. Dass ich viele Dinge in der täglichen Arbeiten nachvollziehen und verstehen kann, ändert nichts daran, wie viel Frustrierendes täglich produziert wird…

  2. Mal wieder eine tolle Sendung! Jörg fühlte sich anscheinend (stellvertrentend für die Öffis) ab und zu angegriffen und hat in meinen Augen nicht sehr Objektiv Stellung bezogen, eine Bereicherung war sein Beitrag aber auf jeden Fall.

    kleiner Nachtrag zur kalten Progression, die Inflation spielt da nicht nur hinein, sie ist die einzige Ursache, Lohnerhöhungen und der Wechsel in eine andere Steuerklasse haben nichts damit zu tun. Dieses häufige Missverständnis wird bei Wikipedia deutlich formuliert, ich zitiere mal:

    „Eine Lohnerhöhung führt unter keinen Umständen dazu, dass nach der Lohnerhöhung weniger Geld in der Tasche ist als vorher, auch wenn dieser Eindruck in der öffentlichen Diskussion, vor allem von Politikern, immer wieder erweckt wird. Jedoch bewirkt die kalte Progression eine Verringerung des Realeinkommens, wenn die Einkommenssteigerungen nicht höher sind als die Inflationsrate. Dies ist jedoch dann ein Problem der Einkommensentwicklung und nicht des Steuersystems. Einzelheiten können dem Abschnitt Berechnung entnommen werden.“

    1. Ah, ok. Na dann kommen wir da sicher drauf zurück, denn Gehaltserhöhungen sind ja häufig Thema. Thx für den Hinweis, den Wikipediaartikel dazu hatte ich tatsächlich noch nicht gelesen. Werde ich nachholen.

    2. „Dies ist jedoch dann ein Problem der Einkommensentwicklung und nicht des Steuersystems.“

      Mein Reden.
      Wenn von der kP gesprochen wird, soll nur vom eigentlichen Thema abgelenkt werden.

  3. Bei den GEZ Zwangsabgaben fließt sehr viel Geld von den öffentlichen Sendern in Filmproduktionen des europäischen In-und Außlandes. Vom Fernseh bis Kinofilm mit Musik. Kontakte nach Israel und Hollywood. Jeder Fernsehfilm und jeder Tatort kostet sehr viel Geld.

  4. Der KEF-Bericht ist in der Tat recht interessiert. Im Podcast habt ihr ja jede Menge Zahlen genannt. Das war alles so verwirrend, dass ich mal selber nachsehen wollte. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus.
    z.B.
    – Der MDR schafft 7 zusätzliche Stellen zur Verstärkung des Compliance- und Risikomanagements / einschliesslich Controlling. Grund u.a. Konsequenz der Vorgänge im Kinderkanal. Auswirkung 1,6 Mio €. (Fragt man sich natürlich gleich mal was zur Hölle war denn los beim KiKa?)
    – Der SWR schliesst seine Betriebstanksstelle in Stuttgart. 5,2 Mio € Einsparung.
    – Der WDR hat ja auch so eine Tankstelle in Köln-Bocklemünd. Die wird aber nicht geschlossen .. nur Privatfahrzeuge dürfen dort jetzt nicht mehr betankt werden. 4,0 Mio € Einsparung.

    Auch noch sehr interessant sind die durchschnittlichen Kosten pro Sendeminute für den Hörfunk. Beim WDR versendete man im Jahr 2011 ganze 28,23 € pro Minute. Beim MDR nur 9,60 € pro Minute.
    Beim TV-Funk sieht es ähnlich aus, WDR 1.104 € pro Minute und BR gerade 502 € pro Minute. Wie geht das?
    Wobei die 502 € pro Minute nur für Beiträge gilt, welche der BR für das ARD-Hauptprogramm beisteuert. Sendebeiträge, welcher der BR auf dem dritten Programm austrahlte kosteten plötzlich 737 € pro Minute.
    Übrigens kann man dem Bericht auch entnehmen, dass ein Viertel der Festangestellten bei ARD und ZDF für den Produktionsbereich für Fernsehen arbeiten. Ergo machen die übrigen 75% irgendwas anderes… z.B. Tankwart oder Hörfunk. Controlling soll es auch geben.. 🙂
    Oder auch hübsch die Kosten der Talksendungen je Folge: Jauch 4.500 € pro Minute vs. Lanz 1.333€ pro Minute.

    Ich hätte ja einen Vorschlag zur Radikalkur: Einfach 50% der TV und Hörfunksender abschalten. Am besten die Sender, welche über dem selbstgestecktem Benchmark liegen.

  5. Danke für eine spannende Folge, auch wenn ich mich mit dem Diskussionsstil phasenweise schwer getan habe, weil es für mein Empfinden (als Sozialarbeiter) etwas hart war- vielleicht bin ich da aber auch einfach anders sozialisiert.
    Ich würde gerne nochmal auf die Diskussion der Mitwirkung von Parteien und Medien im politischen Diskurs eingehen. Ich gehe klar die Argumentation von Tilo und Stefan mit, dass es wohlfeil ist den Politikern vorzuwerfen den Diskurs nicht zu betrachten und nicht auf dem Schirm zu haben, welche Meinungen in der Bevölkerungen vorherrschen – als Beleg sollte jegliche „Talkhow“ reichen, die am Ende den neoliberalen Diskurs festigt und die immer gleichen Argumente zementiert, während Paradiesvögel als Scheinargumentationspartner geladen werden, um sich den Anstrich der Ausgewogenheit zu geben.
    Nach meiner Rechtsauffassung ergibt sich aber auch für Parteien – und in logischer Folge daraus Politiker – ebenso eine Verpflichtung den politischen Diskurs in der Bevölkerung zu verfolgen, resultierend aus §1 Parteiengesetz (http://www.gesetze-im-internet.de/partg/__1.html) – Ich zitiere: (2) Die Parteien wirken an der Bildung des politischen Willens des Volkes auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens mit, indem sie insbesondere auf die Gestaltung der öffentlichen Meinung Einfluß nehmen, die politische Bildung anregen und vertiefen, die aktive Teilnahme der Bürger am politischen Leben fördern, zur Übernahme öffentlicher Verantwortung befähigte Bürger heranbilden, sich durch Aufstellung von Bewerbern an den Wahlen in Bund, Ländern und Gemeinden beteiligen, auf die politische Entwicklung in Parlament und Regierung Einfluß nehmen, die von ihnen erarbeiteten politischen Ziele in den Prozeß der staatlichen Willensbildung einführen und für eine ständige lebendige Verbindung zwischen dem Volk und den Staatsorganen sorgen. Ich lese dies eben nicht als Aufforderung, eben nur die eigenen Forderungen nach vorne zu stellen, sondern sich am Diskurs zu beteiligen und Menschen zur Teilnahme an diesem zu beteiligen; Dies ist meiner Ansicht nach nicht möglich, ohne erst einmal in den Diskurs zu treten und die Bedarfe vor Ort zu erfragen.

    1. Ich hatte das Empfinden, dass ihr in teilweise sehr hart in die Position gedrückt habt, sich für das gesamte öffentlich-rechtliche System erklären zu müssen, was dann oft zu Aussagen wie „Ich will jetzt nicht das ZDF verteidigen, aber $VerteidigungDesZdf“ führte. Ich meine damit besonders die ersten 30-40 Minuten, wo ihr beide mit sehr festen Meinungen auf ein Gegenüber getroffen seid, das zu argumentieren versuchte und – wie gesagt, das ist mehr empfinden nach einmaligem Hören als Argumentation über aufgelistete Tatsachen – immer wieder daran scheiterte, in einen Diskurs über Probleme und Schwierigkeiten zu treten, weil er immer in die Rolle des Legitimierenden geschoben wurde. Wahrscheinlich ist das aber auch wirklich eine Typsache, ab wann man das als hart empfindet – ich ertrage beispielsweise aus ähnlichen Gründen keine abendlichen Talkshows im ÖR.

  6. Hallo Stefan, hallo Tilo, hallo Jörg!
    Lange spannende Folge mit vielen Themen, trotzdem habe ich das Aufwachen-Toto mit meinem Sohn verloren. Ich hätte wetten können (ähäm, das habe ich ja), dass ihr die Kurzmeldung „USA erlauben Shell Ölbohrungen in der Arktis“ aufgreifen würdet. In der Tagesschau wurde in drei Zeilen erklärt, dass Shell im Sommer anfängt am Tschukschensee zu bohren, zuvor gab es Proteste von Umweltaktivisten. Im heute-journal hat man in 22 sec. schon mehr untergebracht: Öl- und Gasbohrungen unter strengen Auflagen der USA, Umweltschützer befürchten Schäden für das Ökosysem. Rund 20% aller Öl- und Gasvorkommen seien in der Arktis. Mir stellen sich bei so einer Nachricht enorm viele Fragen: Wo ist das genau (oder bin ich etwa die einzige, die nicht die Tschukschensee kennt) um zu klären, was die USA damit zu tun hat und welche Nachbarstaaten bzw. Hoheitsgebiete angrenzen. Könnte dies politische Spannungen erzeugen? Wieso erhält gerade Shell die ‚Schürfrechte‘, waren nicht auch andere Konzerne interessiert? Wie umfangreich und lukrativ sind die dortigen Öl- und Gasvorkommen? Groß genug um den ‚Peak Oil‘ zeitlich rauszuzögern? Auf tagesschau.de, swr.de bzw. heute.de ist die Meldung ausführlicher beschrieben, aber die wirtschaftliche und geopolitische Bedeutung muss der Zuschauer selbst erahnen, um anschließend im Netz zu recherchieren.
    Grüße, Nora & Sohn

  7. Eine wirklich gute Folge und Jörg Wagner empfand ich als eine große Bereicherung, auch wenn ich ihm nicht immer zustimmen konnte.
    Warum haltet ihr es für unnötig, dass Jörg Schönenborn die aktuellen (und noch sehr frühen) Hochrechnungen bei den Tagesthemen nennt? Bereits die 18Uhr-Prognose lag bei allen Wahlen in den letzten Jahren sehr nahe am späteren amtlichen Endergebnis (max. +/-1%; nachzuverfolgen bei wahlrecht.de) und eventuelle Unsicherheiten sagt er auch beim Präsentieren der Zahlen meist dazu. Er hat hier eben nur etwas lang für die Erklärung dieser Hochrechnung gebraucht. Man kann sich natürlich generell fragen, welchen Sinn solche 18Uhr-Prognose machen. Solange es dafür Interesse gibt und solche Zahlen nicht allzu abweichend vom tatsächlichen Ergebnis sind, sehe ich persönlich aber keinen wirklichen Anlass dafür (bis auf die Tatsache, dass auch das wieder Gebührengelder kostet, was ein anderes Thema ist).

Kommentare sind geschlossen.