Montag, 10. August 2015, 11:29 Uhr
Wir schauen ARD-Sondersendung mit Anja Reschke, Daily Show, heute Journal, Republikaner-Dings und RTL2-News. Themen: Fake/Real-News, Flüchtlinge, Ägypten, Jon Stewart, Donald Trump & Co.
Wir danken unseren Unterstützern Ulrich, Till und allen Flatterern.
Eure Kritik an dem Kommentar von Reschke fand ich TEILWEISE abstrus. Erst sagt Tilo dass Rassismus in maßen zur Meinungsfreiheit gehört, dann wird Reschke geclipt die etwas ähnliches sagt und wird dafür totgehatet. Klar geht es auch um den Kampf um die Deutungshoheit! trotzdem ist es einfach an der Zeit gewesen für so einen Kommentar.
Wir haben niemanden „totgehatet“. Und Tilo hat auch nicht dasselbe gesagt wie Reschke. Die meint nämlich, wenn nur eine Minderheit manchem Mitmenschen das Leben zur Hölle macht, von „Sozialschmarotzern“ spricht, die „uns was wegnehmen“, obwohl es denen „viel besser geht als uns“, dann sei das in Ordnung, solange sie als ARD-Frau in der Meinungsmehrheit bleibt.
Hast recht „totgehatet“ ist eine übertriebene Formulierung. Trotzdem ging mir eure Kritik zu weit. Weil als Nicht- Medieninsider denke ich schon dass es ihr einfach um den Kampf gegen Rechts ging, und die Deutungshoheit der Medien eine kleinere Rolle spielte. Dass sie ihre Einstellung zu Nazis lieber in der Mehrheit sieht ist doch irgentwie selbstverständlich oder? Es ist einfach viel zu einseitig betrachtet daraus etwas böses abzuleiten. Und ich bin sicher sie findet auch Nazi- Minderheiten nicht „In Ordnung“.
Bzgl. euer Kommentare zu Reschke -> vielleicht ist es auch nur wirklich ein „Aufschrei der Anständigen“ gewesen. Vielleicht ist die einfachere Erklärung die wahrscheinlichere, als euer „Haar in der Suppe“ Suchspiel.
Ich persönlich konnte den Kommentar sehr gut nachvollziehen. Wenn man selbst im Bekanntenkreis diese Andeutungen oder Kommentare zu Flüchtlingen hört oder die Likes auf Facebook zu den unmöglichsten Aussagen sieht, dann möchte man genau DAS sagen. Ich habe irgend wann selbst das ganze nicht mehr ignoriert und dagegen gehalten. Das ist allerdings teilweise sehr anstrengend. Deshalb fand ich diesen „Aufruf“ sehr positiv…
Das „Haar in der Suppe Suchspiel“ trifft nicht nur bei der Reschke-Kritik den Nagel auf den Kopf. Statt ins sprachliche Klein-Klein zu gehen und sich dabei zu verhaken, täte es oft gut, im Gesamtzusammenhang zu bleiben. So mokiert sich Stefan z.b. über den Begriff „fake news“, ein Begriff, den Jon Stewart schon oft als Selbstbeschreibung der Daily Show benutzt hat. Sowas wirkt dann schon verbissen.
Reschke will den Neunazis aber nichts sagen, sie will keine Debatte. Sie will, dass „ne Kanzerlin“ mal „finito“ sagt. Außerdem geht es für Reschke in Ordnung, wenn man sagt, die „Sozialschmarotzer“, denen „es besser geht als uns“, „nehmen uns was weg“. Das ist für sie freie Meinung, die sie „aushalten kann“, so lange sie als ARD-Frau in der Mehrheit bleiben kann.
die Meinung „es geht denen besser als uns“ und die „nehmen uns was weg“ muss meiner Meinung nach eine Gesellschaft aushalten können und Haltung dagegen zeigen. Genau dieses „Haltung zeigen“ fordert sie in ihrem Kommentar, wenn auch mehr im Bezug auf die extremeren Aussagen. Warum du dann aus dem Interview danach schließt, dass dieses „aushalten können“ bedeutet das man nur weil die Aussagen weniger extrem sind keine Haltung zeigen muss, kann ich nicht nachvollziehen. In dem Interview danach hat sie außerdem den Eindruck vermittelt, dass dieser Kommentar ihr ganz persönliches Anliegen war. (und dieses persönliche kam wirklich etwas naiv rüber) Deshalb verstehe ich dieses „ARD-Frau“ nicht, was klingt wie „die hält sich für was besseres“ nicht.
Dann sind wir hierbei konträr unterschiedlicher Ansicht. Was ich wiederum gut aushalten kann.
ich auch! 😀
„Aushalten“ heißt doch nicht, das man nicht trotzdem auch seine Meinung sagen kann.
Flüchtlinge als Schmarotzer zu bezeichnen ist logischerweise Rassismus und dumpfe Fremdenfeindlichkeit aber leider eine akzeptierte „Argumentation“. Insofern muss man es erstmal aushalten, aber wie gesagt, ich kann dennoch meine Meinung dazu äußern und solche Menschen damit konfrontieren.
Ging mir genauso wie Jan! Ich habe den Kommentar von Reschke für gut befunden, da ich die Hetze in den verschiedenen sozialen Medien gegen Asylbewerber satt habe. Hetze fängt bei mir damit an, dass Leute aus meiner FB-Freundesliste sehr einfache Sprüche teilen vom Format „wir haben Schlaglöcher in unserem Dorf und die bauen immer mehr Flüchtlingsunterkünfte“ versehen mit #daswirdmanjawohlnochmalsagendürfen. Wenn dann sich niemand gegen solche Sprüche ausspricht und dann noch ein paar Leute auf „gefällt mir“ klicken, kann der Eindruck entstehen das die Mehrheit der gleichen Meinung ist oder zumindest diese Meinung für legitim hält. Ich kommentiere mittlerweile solche dummen Sachen aus diesem Grund. Dies führt meist dazu das sich weitere Leute trauen etwas gegen so dumme Sprüche zu sagen. Ich vermute mal ihr kennt diese Fälle aus eurer Lebenswirklichkeit nicht, da ihr beiden wahrscheinlich solche Leute nicht in eurer Freundesliste habt. Ergo kam euch der Kommentar von Reschke unnötig vor. Wenn der Kommentar so einen großen Anklang findet und eine Lanze gegen die Flüchtlings-Hetze bricht und auch so von den Leuten verstanden wird, ist er meiner Meinung nach prinzipiell erstmal hilfreich und verdient es nicht so auseinander genommen zu werden wie in eurem heutigen Podcast.
@Stefan Formate wie die „heute-show“ oder „pelzig hält sich“ führen auch Interviews mit den Leuten über die sie sich vorher lustig gemacht haben. Problem ist das diese Personen sich teilweise aus diesem Grund nicht interviewen lassen beispielsweise lehnt Sigmar Gabriel wohl regelmäßig die Einladungen von „pelzig hält sich“ ab.
„Hetze fängt bei mir damit an, dass Leute aus meiner FB-Freundesliste sehr einfache Sprüche teilen vom Format “wir haben Schlaglöcher in unserem Dorf und die bauen immer mehr Flüchtlingsunterkünfte” versehen mit #daswirdmanjawohlnochmalsagendürfen.“
Ich wills nochmal klarstellen. Wenn Leute in deiner Facebookliste schreiben würden: „Die Sozialschmarotzer! Denen geht es besser als uns. Die nehmen uns was weg.“ Dann ist das eine Meinung, die Anja Reschke „aushalten kann“, weil sie von „der Meinungsfreiheit gedeckt“ ist. Sie hat es so gesagt. Ihr ging es nicht um Probleme mit Nazis im Alltag – die sie nicht hat. Ihr ging es um das Gefühl, nicht mehr in der Mehrheit zu sein (Meinungsmacht zu haben).
Wann führt die heute Show denn Interviews? Ich meine jetzt nicht die 20 Sek. inszinierten Klamaukfragen von Korrespondenten auf Parteitagen, sondern 4-6 Minuten lange Stücke im Studio vor Publikum, wie es Stewart in jeder einzelnen Sendung tat?
Jou solche Interviews im Studio meinte ich 😉 die sind zwar seltener in der heute-show, aber werden hin und wieder eingebaut (siehe unten). Häufiger sind diese Interviews bei „pelzig hält sich“ hier werden immer so ca. 3 Stück hintereinander in der Sendung geführt. Beim Pelzig hatte ich genau den Eindruck den du beschrieben hast im Podcast „die versuchen in diesen Sendungen dann besonders lustig zu sein aber können den Moderator nicht übertreffen“. Meiner Meinung nach sind also solche Interviews in deutschen Satire-Formaten auch vorhanden. Die Bezeichnung „Klamauk“ kann ich der heute-show auch nicht ganz absprechen, weil diese Sendung manchmal einfach extrem albern ist, aber trotzdem hat auch diese Sendung ne Haltung die mal mit mehr oder mal mit weniger Klamauk rüber gebracht wird.
Interviews mit Politikern in der heute-show:
Peter Tauber: https://youtu.be/aGkIsPkairw?t=1513
Anton Hofreiter: https://youtu.be/5R051hSUDYQ?t=1712
Wolfgang Bosbach: https://youtu.be/95b5C3dPBws?t=185
Rainer Brüderle: https://youtu.be/dNW-yTRJeN8?t=1943
Wolfgang Kubicki: https://youtu.be/m-RjZG0hEsM?t=23
Hannelore Kraft: https://youtu.be/7Ajqg9Q28uw?t=1751
Erstaunlich, hab ich fast alles verpasst. Nur die Sache mit Brüderle hab ich damals gesehen. Und trotzdem: Das hier verlinkte ist doch bei Stewart ein Pensum von 6 Tagen, statt 6 Jahren…
es gab sicher auch noch nen paar mehr und sollte jetzt auch nicht zum Schwanzvergleich mit Stewart dienen, sondern nur klar machen das es solche Interviews in Deutschland gibt.
Ich versuche mal einen amerikanischen Standpunkt, dem jedoch auch mein deutscher gesunder Menschenverstand zugrunde liegt, auszudrücken:
In gewisser Weise hatte der Mann ja Recht: Die Armee soll das Land verteidigen und sonst nichts. Ich denke nicht, dass eine Armee irgendwo in der Welt eine Vorreiterrolle bei der Veränderung der Gesellschaft einnimmt (natürlich nicht bezogen auf Militärdiktaturen); es ist ja eher so, dass eine Gesellschaft sich entwickelt und sich die Strukturen der Armee (und diverser anderer ‚Organisationen/Organe‘) dann anpassen. Transsexualität ist in Bezug auf die Armee ein wirklich unbedeutendes Thema, dem gegenüber viele andere die Armee betreffende Themen derzeit deutlich wichtiger sind.
In Sachen Amerika hoffe ich nach wie vor, dass Trump der Kandidat der Reps wird, Clinton über ihre ganzen Skandale stolpert und damit unhaltbar wird und am Ende Sanders der Kandidat der Dems wird. Dann muss nur noch – hoffentlich – der Großteil der Amerikanischen Bevölkerung schlau genug ist, nicht Trump zu wählen. Sanders ist aktuell eigentlich das Beste, was den USA aus unserer und deren Sicht passieren könnte, aber leider gibt es auch Angriffe auf ihn aus Reihen, für die er sich eigentlich einsetzt (Black Lives Matter)
Meine Prognose: Elizabeth Warren wird’s
Also laut einer neuen Umfrage (in new Hampshire, dem Ort der ersten Primary) hat Warren keine guten Karten. Sie ist von 22% auf N/A (also zu wenig für die Umfrage) abgestürzt.
In der Umfrage hat Bernie Sanders (44%) interessanterweise sogar Clinton (37%) überholt.
http://uk.businessinsider.com/poll-bernie-sanders-hillary-clinton-new-hampshire-2015-8?r=US&IR=T
Ich kann euch wirklich nicht genug danken, dass ihr euch die GOP-Debatten antut, ich war nach dem DailyShow-Ende ernsthaft verzweifelt, wo ich denn meine wöchentliche Dosis Trump jetzt zu mir nehmen kann.
Allerdings spürt man auch schon, warum Jon Stewart so sehr fehlen wird: Ohne comic relief ist es wirklich kaum auszuhalten, den republikanischen Kandidaten länger als zehn Sekunden am Stück zuzuhören. Wie gesagt gilt das leider auch viel zu oft für die deutschen Medien – danke also, dass ihr es für eure Zuhörer erträglich macht, sich dennoch nicht gänzlich abzuwenden.
Aber die „Daily Show“ wird ja weitergehen und der Trevor macht einen guten ersten Eindruck.
Das stimmt. Nennen wir es zwischenzeitliches Ende. Wer Trevor Noah kennenlernen möchte: Auf einen Kaffee mit Jerry Seinfeld: http://comediansincarsgettingcoffee.com/trevor-noah-thats-the-whole-point-of-apartheid-jerry Sehr unterhaltsam und interessant.
Anja Reschkes nachträgliche Erklärungen offenbaren ein naives Verständnis von Demokratie und öffentlichen Diskursen. Dennoch meine ich, dass ihr Kommentar in einem Umfeld von beinahe täglich dokumentierten Übergriffen auf Flüchtlingsunterkünfte und einer Berichterstattung, die Flüchtlinge nur als Kostenfaktor betrachtet sowie die Aufnahme bestimmter Argumente mit rassistischer Tendenz durch Konservative und sozialdemokratische Politiker (siehe auch den Artikel in der Welt, der Migration nur unter dem wirtschaftlichen Nutzenaspekt sieht und das Grundrecht auf Asyl, das faktisch seit dem Asylkompromiss und den Dublin Vereinbarungen ohnehin so gut wie abgeschafft worden ist, zum Akt der Barmherzigkeit erklärt) schon ein beachtenswertes Signal ist.
Und zwar auch, wenn in einem Tagesthemen-Kommentar naiv und normativ appellierend gesagt wird, Flüchtlinge sind hier willkommen und jeder der so denkt, dazu aufgerufen wird, Stammtischparolen zu widersprechen und sich an der Aufklärung zu beteiligen. In einer der letzten heute+ Sendungen gab es ja den Versuch, derartige Parolen sachlich, mit Verweis auf statistische Daten zu widerlegen.
Ich habe auch schon mit Leuten zu tun gehabt, die sich nach einer neuen Wohnung umsehen, weil in ihrer Nähe eine Flüchtlingsunterkunft entstehen soll. Alles nur auf der Grundlage von fragwürdigen Ängsten und Vorurteilen. In so einem Kontext kann man schon mal vermeintlich Selbstverständliches, wie einen Appell an die Mitmenschlichkeit aussprechen, einfach und schlicht im Sinne von „which side are you on?“.
Danach müsste aber eine darüber hinausgehende Debatte über die bereits jetzt sehr ausgrenzende Gesetzgebung in diesem Bereich stattfinden. Zu hinterfragen wäre auch, was aus dem letzten „Aufstand der Anständigen“ (ich glaube damals von Kanzler Schröder ausgerufen) geworden ist, bzw. dass das reine Symbolpolitik gewesen ist, während echtes zivilgesellschaftliches Engagement nicht ausreichend gefördert wird, bzw. unter der letzten Familienministerin sogar unter Extremismusverdacht gestellt wurde.
Macht weiter so und lasst euch von den ganzen Mängeln der Medien nicht runterziehen! Medienkritik ohne Verschwörungsquatsch habe ich in der Form und auf deutsch so noch nicht gehört.
Jo, das „Signal“ würdige ich als solches auch. Nur sollte ein 8-Mrd.-Betrieb, der mit nichts als Öffentlichkeitsarbeit befasst und beauftragt ist, in der Lage sein, die Kanzlerin beim Namen zu nennen. Aber Reschke schafft nicht nur das nicht, sondern sie verkennt auch die Lage, dass in Deutschland zu wenig über Flüchtlingsnot, Migration und Demographie gesprochen wird. Statt den Beginn einer konstruktiven Debatte zu fordern, will sie von der Politik ein „finito“ hören, weil ihr die Stimme der Lautesten nicht gefällt.
Weil das schwache öffentlich-rechtliche Fernsehen nicht in der Lage ist, konstruktive Beiträge aufzugreifen und zu fördern, sitzt dann Nachwuchskraft Brökerhof, der nicht mal fest dort angestellt ist, in Jogginghose auf der Wiese einer Flüchtlingsunterkunft und erörtert den Wahrheitsgehalt von Neonazisprüchen. Diese Debattenqualität ist schlicht erbärmlich.
Finde die Raschke Kritik zu treffend – vor- und nachkauen für Siebtkläsler. Wenn jemand offenkundig asoziales macht – gehe ich auch nicht hin und sage – ja, das ist aber asozial und das weißt du. Das ist die everyone can make a difference show, die bei uns noch nicht einprogrammiert ist.
Wenn man mal guckt, was Raschke studiert hat und worauf das laut Wikipedia, als axiom basiert, kann man nur den Kopf schütteln. Mir erschließt ich der tiefere Sinn des Ganzen nur nicht, Will sie sich in Schweiger Manier an eine Willkommenskulturbewegung stellen?Straftaten werden hier verfolgt aber auch nicht zu 100% aufgeklärt. Bei Brandstiftung braucht man nicht zu sagen, das ist aber doof – benehmt euch. Deswegen geht es mehr um Sie, als wirklich um die Opfer dieser Straftaten, wer diese Schwelle überschritten hat, der hat auch nicht angst „vor der Masse“ oder oder Raschke.
Denn ich hab gehört, es werden Frauen geschlagen und Kinder misshandelt – kann die Raschke nicht auch da mal sagen, das das doof ist.
Ihre Motivation erschließt sich mir auch nicht. Vielleicht ist sie in die Bedeutungsfalle getappt, was schnell passiert, wenn man solche Aufmerksamkeits-Peaks erlebt. (Und die ARD hechelt derzeit jeder Reichweiten-Versuchung hinterher, das kann den Blick trüben.)
Das war ein bisschen anstrengend. Das man den Reschke Kommentar nicht finden gut finden kann. Ok. Aber argumentativ verrennt ihr euch ein bisschen im Klein-Klein. Genau so wie bei den Ausschnitten zur Daily Show. Ihr bemängelt oft daß das Fernsehen zu wenig erklärt oder keine Haltung zeigt und „verrückte“ Dinge auch beim Namen nennt (Dorf im Westjordanland). Aber genau das passiert hier. Reschke drückt mit klaren Worten aus wie ihr der Wahnsinn auf deutschen Strassen gegen den Strich geht. Und Stewart selbst kategorisierte seine Sendung immer als Fake News Show.
Vielleicht wär es Zeit für ein kurzes Durchatmen. Wie Stefan am Anfang der Sendung meinte, das man es kaum noch aushält Nachrichten zu schauen. Ich hab das Gefühl bei euch schlägt es langsam in Verbitterung um. Und die ist kein guter Begleiter wenn man etwas fundiert kritisieren will. (Was ihr ja auch oft sehr gut gemacht habt)
„Reschke drückt mit klaren Worten aus wie ihr der Wahnsinn auf deutschen Strassen gegen den Strich geht.“
Sie sagt mit ihren klaren Worten ganz anderes. Nämlich dass Sprüche wie „Mir selber wird was weggenommen“, „Denen geht’s viel besser“, „Das sind Sozialschmarotzer“ von der „Meinungsfreiheit gedeckt sind“ und dass sie die „aushalten kann“.
Reschkes Problem ist nicht die menschenverachtende Sprache und was ihr im Alltag vieler Menschen folgt, sondern ihr „Gefühl“, nicht mehr in der Mehrheit zu sein. (Und damit meint sie mediale Meinungsmacht.)
Wenn die „Daily Show“ als Fake-News-Show gelten soll, weil auch Stewart es schon einmal so gesagt hat, warum sollte man diese (bewusst kokettierende) Selbstbeschreibung ernst nehmen? Schon klar, ARD und ZDF sind sich nicht zu blöd, alle werbenden Selbstbehauptungen – insbesondere von Parteien – ernst zu nehmen.
Aber es geht doch ein wenig weit, wenn eine Nachrichtensendung, der junges Publikum und gute Glaubwürdigkeitswerte fehlen, eine andere Nachrichtensendung, die in beiden Punkten beneidenswertes Vorbild sein sollte, als „Fake“ abqualifiziert, nur weil dort in der Performance weniger auf Seriosität gesetzt wird.
Weil Jon Stewart sagt, die „Daily Show“ ist eine Fake News Show, sag ich auch „Jung & Naiv“ ist Politik für Desinteressierte…
Get it?
Hey ihr beiden,
nur zwei kurze Anmerkungen: Fake News ist ein offizieller Begriff und beschreibt „News Satire“. Siehe dazu auch hier: https://en.wikipedia.org/wiki/News_satire
Und dann wollte ich noch erwähnen, dass ich es sehr gut finde, dass ihr den amerikanischen Wahlkampf begleiten wollt. Dafür bin ich gerne bereit, einen Obulus an euch zu entrichten, denn das wird in Deutschland wieder mal viel zu kurz und nur „horse race“ – mäßig behandelt werden.
Reschke kommt vorallem nicht auf die Idee zu fragen woher aufeinmal die ganzen Flüchtlinge kommen? Syrien, Afghanistan und Lybien waren einst Staaten mit funktionierender Infrastruktur. Die wurde von der NATO (USA) kaputt gebombt und der sog. „IS“ resultiert aus dem kaputgebombten Irak.
Und das nun tumbe Moderatoren solche Kommentare rasurülpsen, sich dafür feiern und ihre eigene Rolle dabei komplett ausblenden, passt sehr gut ins Bild.
Staaten mit „funktionierender Infrastruktur“ und mit Diktatur als Staatsform.
Das legitimiert diese Angriffskriege natürlich. Manchmal verstehe ich Deine Antworten echt nicht Tilo.
Wer hat von Legitimation gesprochen?
Wenn ich als Unternehmen mich in Griechenland ins Stromnetz einkaufe, das ja privatisiert werden soll. Darf ich dann das Stromnetzt beliebig abschalten oder die Strompreise beliebig erhöhen?
Auch ich muss nochmal was zur Reschke-Sache loswerden, ganz kurz und knapp bleibt für mich hängen:
Der ursprüngliche Kommentar an und für sich war gut und richtig.* Der „Nach-Kommentar“ von ihr (den ich persönlich übrigens vor eurem Podcast gar nicht wahrgenommen habe – wo lief der denn ursprünglich?) ist, wie ihr auch richtig zerpflückt habt, absoluter Bullshit.
* das hier, wie oben von Stefan erwähnt, nicht weiter ausgeholt wird („Aber Reschke schafft nicht nur das nicht, sondern sie verkennt auch die Lage, dass in Deutschland zu wenig über Flüchtlingsnot, Migration und Demographie gesprochen wird“) liegt denke ich daran, dass so ein Kommentar nur rund zwei Minuten lang (/kurz) ist. Das hätte widerum in den Zweitkommentar von ihr rein gehört – oder eben wirklich von der ARD weiter in der Sendung beleuchtet. Ersteres kann/sollte/muss man ihr vorwerfen, inwiefern sie auf letzteres Einfluss hat kann ich nicht beurteilen.
Ich glaube niemand hat ein Problem damit, dass Frau Reschke dazu aufruft sich gegen Rassismus gerade zu machen, sondern viel mehr damit wie sie es tut und vor welchem Hintergrund. Denn hätte man es wirklich ernst gemeint, hätte man sich als öffentlich-rechtliches Medium, wohl auch selbst mit in die Verantwortung nehmen müssen.
Wenn man in der Berichterstattung (oder auch Polit-Talks) von Sozialmissbrauch, Sozialtourismus oder davon, dass viele Südost-Europäer kommen um Sozialleistungen abzugreifen, spricht oder sprechen lässt ohne zu widersprechen, dann macht man sich mit verantwortlich für Rassismus in Deutschland. Vor allem dann wenn man versäumt umfassend darüber aufzuklären, wie diese Flüchtlinge zustande kamen, aus welchen Gründen sie aus ihren Ländern flüchten und welche Rolle wir und unsere Partner dabei spielen oder gespielt haben.
Aufklärung wiegt im Kampf gegen Rassismus viel mehr als Ausgrenzung. Denn das wozu Frau Reschke aufruft, erinnert mich ein wenig an die Lehrer die versucht haben Schüler dadurch zum Lernen zu motivieren, in dem sie sie an die Tafel riefen, um sie dann vor der gesamten Klasse bloß zu stellen. Es wird wohl einige geben, die diese Art der „Lernhilfe“ schon einmal beobachten konnten. Wie oft hat diese Art der Motivation etwas positives bewirkt? Ich kann mich an keinen einzigen Fall erinnern und ich wette, ihr auch nicht!
Anbei ein nicht uninteressanter Artikel zum Thema Rassismus:
http://mosaik-blog.at/sind-alle-rechten-dumm-und-warum-koennen-sie-nicht-rechtschreiben/
Zitat: „Wer sich mit Händen und Füßen strampelnd über Wasser hält, der tritt dabei meistens nach unten.“
Keine Entschuldigung für Rassismus, die es ganz sicher auch nicht gibt, aber zumindest eine Erklärung dafür wie er zu Stande kommen kann.
Thx für den Text-Hinweis! Der Mosaik Blog fällt mir seit ein paar Tagen immer wieder auf, die machen gutes Zeug.
Keine Ahnung ob das hier noch jemand liest, aber „Die NDR-Redakteurin Anja Reschke ist von der Jury der Branchenzeitschrift „Medium Magazin“ zur „Journalistin des Jahres“ gewählt worden.“
http://www.tagesschau.de/kultur/reschke-journalistin-des-jahres-101.html
Was mir jetzt so beim nachhören auffällt (und ich gehe mal davon aus, dass Stefan sich um das freischalten kümmert, also liebe Grüße!) ist eine spannende Diskrepanz. Als es um die Wirtschaftskrise ging war die Kritik an den Ökonomen, dass die sich alle auf ihre theoretischen Arbeiten zurückzögen. Besonders bei Stefan war ich dann immer wieder verwundert, dass er besonders Sinn lobend hervorhob, weil er sich als „politischer Ökonom“ in den gesellschaftlichen Diskurs einbrachte und eine Haltung präsentierte. Das ganze wurde dann immer wieder mit Flassbeck kontrastiert, der leider immer wieder nur verlinkt und in den Kommentaren nicht argumentativ aufgegriffen wurde – Das werde ich zukünftig zu ändern versuchen, wenn ich es mir zutraue.
Im Falle der Elitenforschung von Hartmann hieß es jetzt aber, dass er sich ja immer nur normativ-kritisch äussere und man nach der Bielefelder Schule ja viel distanzierter – nahezu zynisch – an die Diskussionen heranging. Ich hab das glaub ich damals, als ich das hörte, als eine gewisse Schrulligkeit abgetan, es gibt da in der Soziologie ja auch diverse Herangehensweisen – ich finde beispielsweise diese ganzen Zahlengläubigen ganz furchtbar, die mittlerweile den akademischen Mainstream bilden; Ich führe regelmäßig Grabenkämpfe wenn ich qualitative Herangehensweisen verteidige, den ganzen Bachelor-Absolventen ist das rein logisch nicht mehr zugänglich, weil sie da in der FH-Schule so getrimmt wurden.
Ich würde da jetzt aber die Frage stellen, ob es nicht legitim wäre Hartmann beispielsweise als politischen Soziologen zu beschreiben, der versucht die öffentliche Debatte zu beeinflussen und auf Probleme hinzuweisen, auch wenn er sich dabei häufig – aufgrund der Datenlage, wie die letzte Anstalt mal wieder wunderbar herausstellte – auf Einzelfallbeschreibungen etc. beruft und berufen muss. Und warum sollen eigentlich in der Griechenlandkrise allein Ökonomen und nicht auch (z.B. Organisations-)Soziologen in die Pflicht genommen werden, sich hier einzubringen? Nach allem was öffentlich abläuft bin ich für jeden Akteur dankbar, der sich mit einer Meinung einbringt, die den „Mainstreamdiskurs“ in Frage stellt; Und bin da auch bereit, allein den Versuch zählen zu lassen.
Übrigens habe ich schon häufig hier kommentiert und irgendwie funktioniert das „benachrichtige mich über folgende Beiträge“ jedenfalls hier nicht für mein Gmail Konto – was komisch ist, weil das bei sonstigen Podcasts eigentlich immer funktioniert. Aber solltest du darauf antworten wollen, wäre ich auch für eine Mail als Copy-Paste dankbar, das sollte dir ja angezeigt werden. Liebe Grüße
moin,
zu „Amerikanische Möchtegernpräsidenten stellen sich vor“:
krass das jetzt nochmal zu hören.
LG