A!423 – Youthquake

Dienstag, 25. Februar 2020, 16:43 Uhr

In der vergangenen Woche hat rechter Terror rechten Terror aus den Nachrichten verdrängt. Es ist schlimm! Wir schauen kurz in die Aufarbeitung von #Hanau. Die CDUler haben ihre Aufstellung fürs Rennen um den Vorsitz offenbar gefunden. In Thüringen gibts endlich einen Plan und in Amerika geht der Wahlkampf nun in die erste heiße Phase. Wir gucken in die Nachrichtenlagen und in die Debatte von Las Vegas. Danach spielt uns Mathias passend musikalisch rüber in die Audiokommentare.

Wir danken unseren Produzentinnen Sabrina, Sven, Nils, Philippe, Hanna, Rene, Markus, Philip, Stephan, Ha, Samuel, Jan, Nikolai, Linda, Lidia & Robert und allen unseren Unterstützern.

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4 Gedanken zu „A!423 – Youthquake“

  1. Hat einer den Link zu den Studien zur Häufigkeit der Nennung ausländischer Straftätern im Gegensatz zu Nennung inländischer Straftäter in den Medien?

  2. Hallo Ihr Beiden,

    Ihr habt über das Snippet von Yassin Musharbash aus Anne Will gesprochen. Ich hatte die Sendung auch gesehen und dachte: Genauso ist es. Wir sehen es als Spektakel, empfinden im besten Fall große Empathie, aber wir können die Bedrohung nicht nachvollziehen, die für Menschen mit Migrationshistorie davon ausgeht. Stefan meinte daraufhin sinngemäß, dem sei zumindest bei der Großstadtbevölkerung nicht mehr so, weil sich hier Biografien verschränken und Bedrohungen mitempfunden werden können.

    Dem widerspreche ich zumindest teilweise. Ich bin seit 13 Jahren gepatchworkter Vater von zwei adoptieren Schwarzen Jungs. Wir leben in der Innenstadt einer westdeutschen Großstadt eher linkererer Prägung. In den Jahren habe ich sehr viel für uns umerklichen Alltagsrassismus erlebt, den ich nicht für möglich gehalten hätte. Schon allein die Blicke, mit denen sie oft gemustert werden. Natürlich Kinder, die gaffen, aber auch Erwachsene, die eben nonverbal signalisieren, dass sie mehr Misstrauen haben, als hätten sie einen Weißen vor sich. Der Kontrolleur in der Tram, der den Fahrschein viel genauer ansieht als den des Weißen Kumpels, der daneben sitzt.

    Der Ältere wird bald 18 und ist Leistungssportler. Kürzlich war er ein Jahr in einer anderen Stadt im Sportinternat und ist oft spät am Abend allein mit dem Regionalzug gependelt. Damit ich es glaube, hat er heimlich mit dem Smartphone gefilmt, wie er angemacht wurde. Rentner, die plötzlich losmeckern: „Was machst Du hier. Du gehörst hier nicht her. Geh zurück, woher Du gekommen bist.“ Sowas halt. Keine Reaktion der Mitreisenden.

    In der U-Bahn: „Nimm Deinen Fuß weg Neger, Du siehst Doch das ich hier stehe.“ Ich muss dazu sagen, dass er sehr viel physische Kraft hat. Er ist zwar gewaltfrei, aber er weiss sich zu wehren, wenn er angegriffen wird. Die Leute drum rum bringen ihn dazu, sich zu beruhigen und nicht an seiner Haltestelle, sondern später auszusteigen. Er gibt nach und läuft den ganzen Weg wieder zurück.

    Ein großes Hallenfußballturnier mit 5000 Zuschauern in einer ostdeutschen Großstadt. Er ist 15 und spielt in einem NLZ. Einige Ultras des Heimatvereins intonieren „Neger“, als er sich vor deren Kurve warm machen muss. Keine Regung, nichts, vom Rest der Halle. Was macht der fehlende Widerspruch in genau diesem Moment mit einem 15-Jährigen?

    Stefan, Du meintest sinngemäß, in der Großstadt verschränken sich die Biografien, Rassismus nimmt ab, Empathie zu. Das trifft aber nur in der Blase zu, in der wir uns bewegen. Das gilt nicht für den öffentlichen Raum. Dort exisitiert (unbewusster) Alltagsrassismus. Und dazu nimmt der bewusste Rassismus tendenziell zu, weil er sagbarer wird – so meine Erfahrung. Ich würde sagen, die Polarisierung durchzieht eben auch den Alltag im öffentlichen Raum, auch in westdeutschen Großstädten.

    Was will ich sagen? Wir sind ein Besserverdienenden-Haushalt. Die Kinder sind (hoffentlich) humanistisch, zur Offenheit erzogen. Der Ältere geht in die gymnasiale Oberstufe. Und trotzdem: Ich beobachte traurig, dass er eine Abwehrhaltung entwickelt hat. Argwohn. Alarmbereitschaft. Nicht viel, aber vorhanden. Wenig überraschend. Und wer will ihm verdenken, dass er es als Bedrohung empfinden muss, wenn gezielt Orte angegriffen werden, an denen sich vorwiegend nicht-Weiße aufhalten?

    Grüße und weiter so!

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