A!397 – Schwarzer Block

Dienstag, 27. August 2019, 14:10 Uhr

Vor den Wahlen in Sachsen und Brandenburg reden wir mit Zeit- und Buch-Autorin Jana Hensel über ihr Berichtsgebiet und Anliegen: Ostdeutschland. Neue Eliten kamen aus dem Westen, wohin die Jugend ging. Inzwischen kehrt sich der Trend um und mal gucken wie die nächsten dreißig Jahre werden. Danach blicken wir noch ein bisschen auf den Wahlkampf und reden über Greta und Carsten Spohr.

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18 Gedanken zu „A!397 – Schwarzer Block“

  1. Versuch zur Klärung: Der Netto(!)-co2-Ausstoß sollte negativ werden (Stefan) und auch der Brutto-co2-Ausstoß sollte sinken (Tilo), damit dieses Ziel erreicht werden kann.
    Vielen Dank für den Podcast!

  2. Moin,
    Tilo hat in der Debatte /Diskussion bezüglich des Geblubbers von dem Lufthansatypen einfach vollkommen Recht…

    Stefan, du stellst dich da dümmer als du bist…sorry, aber bei der Verbrennung von Kohlenwasserstoffen (Benzin, Diesel, Butan, Propan, etc.) stößt der Prozess immer CO2 aus, ob das Zeug jetzt aus dem Hintern der Kuh (Methan – Stichwort Biogas) oder der Erde (Erdöl) kommt ist dabei völlig egal. Es gibt aber auch Technologien bzw. Energieträger die eben kein CO2 ausstoßen…z.B. Wasserstoff. Brennstoffzellen, gibt es seit den 1960er Jahren (Apollo-Missionen sind mit der Technik ins All gestartet). Dazu ist aber Forschung (Materialforschung für die Brennstoffzellen), Entwicklung (Erhöhung des Wirkungsgrades) und ein gewisser politischer Druck notwendig (Flüge mit Wasserstoff werden subventioniert).

    Was macht die Luftfahrtindustrie in Form von Lufthansa?Rumeiern und erklären, dass sie jetzt Biosprit verfeuern wollen. Für Summe X mehr vom Flugpreis, den Sprit bekommen wir aber nur aus L.A., heißt – wir müssen erstmal herkömmlich hinfliegen… Für mich eine schöne Kundenverarsche und eine Gelddruckmaschine. Denn der hochgelobte Biosprit aus L.A. ist genauso schädlich wie normaler Sprit auch, weil wieder Kohlenwasserstoffe verbrannt werden. Im Grunde ist unser herkömmlicher Sprit streng genommen auch Bio… Erdöl ist aus Kohlenwasserstoffen, die durch natürliche Umwandlungsprozesse von organischen Stoffen entstanden sind, ergo durch Dinos und Pflanzen die vor vielen Jahrhunderten gestorben sind. Wir haben also heute mit dem Kraftstoff aus z.B. Rapsöl im Grunde nur einen Weg gefunden diesen langandauernden Prozess (Entstehung von Öl) zu beschleunigen und zu kontrollieren. Im Grunde tanken wir schon die ganze Zeit Biokrafftstoff… Der Kollege von der Lufthansa versucht uns jetzt seinen Kraftstoff als CO2-neutral zu verkaufen und CO2-neutral bzw. Klimaneutral bedeutet eben nicht gut oder schlecht fürs Klima, da wird einfach nur der Status quo gehalten…Nullsummenspiele, mehr ist das meiner Meinung nach nicht. Das kann und darf nicht das Ziel sein! Ziel muss sein, weniger CO2 in unser Ökosystem zu pumpen. Das geht nur wenn man z.B. herkömmliche Verbrennungsprozesse (mit Kohlenstoffen oder Kohlenwasserstoffen) versucht so umzubauen, dass eben keine klimaschädlichen Stoffe dabei entstehen (CO2). Wo wir wieder beim Thema Wasserstoff sind. Ich denke das ist auch genau der Punkt auf den Tilo hinaus will. Die Wirtschaft versucht hir wieder nur einen Taschenspielertrick anstatt sich von der herkömmlichen Verbrennung der Kohlenwasserstoffe zu verabschieden, ob ich die jetzt aus Rapsöl oder Dinoöl beziehe, interessiert unsere Atmospähre recht wenig. Gut, ich greif in dem Moment einen großen CO2 Speicher (Dinoöl) der sehr langsam „nachwächst“ weniger ab und nutze dafür den anderen kleineren CO2-Speicher (Rapsöl) der etwas fixer nachwächst… Am Ende puste ich aber dennoch CO2 in die Luft. Nur dauert der Wachstumsprozess etwas länger als die Verbrennung und genau da liegt in meinen Augen hier auch wieder das Problem… Wir müssen halt weg von den Kohlenwasserstoffen, egal ob wir die jetzt vorher als Raps anbauen oder aus der Wüste der Saudis ziehen.

    Andere Staaten haben das schon lange verstanden, deswegen basteln die auch immer mehr an zt.B. Wasserstoffautos… Während wir in Deutschland erstmal Batteriewerke aufbauen, um E-Autos zu bauen sind uns Hersteller wie Hyundai oder Toyota schon wieder einen Schritt vorraus und fangen an ihre Brennstoffzellenautos an den Markt zu bringen. Da dauert der Tankvorgang ähnlich lange wie beim herkömmlichen Auto und das ist halt auch der größte Vorteil. Denn Akkumodelle sind vllt. was für die Stadt bzw. Mittelstrecke (100-500km), aber nichts für die Langstrecke (1000km+X) wie sie jeder Außendienstler oder Kraftfahrer abreißt…

  3. Zu der Debatte ums CO2 neutrale Fliegen bin ich bei Tilo und beim Kommentar oben. Es geht absolut darum kein CO2 beim Flug auszustoßen, bzw. so schnell es geht, so radikal zu wie möglich zu reduzieren. Das geht (noch nicht, aber) theoretisch mit Wasserstoff oder Batterien mit Strom aus 100% erneuerbaren. Soweit ich weiß gibt es nicht viele andere denkbare, mittelfristige Alternativen. Fliegen muss einfach scheißteuer werden. Wir müssen kurzfristig zumindest in die richtig die entstanden Umweltkosten zu tragen und Kurzstrecke am besten komplett streichen. So richtig echter CO2 Preis, Subventionen komplett streichen.

    Und noch für Stefan, der Typ spricht vermutlich von Direct-Air-Capture Anlagen. Ist sehr interessant. Es gibt momentan zwei große Anlagen. Eine von der ETH Zürich (climeworks.com) und eine in den USA (carbonengineering.com/about-dac). Im Prinzip saugen sie mit Ventilatoren Luft an und filtern das CO2 raus. Beim Momentanen CO2 Preis sind die Anlagen noch unrentabel. Laut der Studie unten jedoch ab einem Preis von über 90-100$ rentabel. Wenn ich dann die aktuellen vom Klimakabinett angedachten Modelle denke sehe ich großes Potenzial für diese Anlagen (280€/Tonne). Gibt glaub ich von Arte eine kurze Doku dazu auf YouTube. Wenn wir um 2035 merken wie weit wir von Klimaneutralität weg sind, werden sich die großen Industrienationen einfach 25 fette Direct-Air-Capture Anlagen bauen und das CO2 dann irgendwo in Boden pressen.
    Hier noch eine Studie zum Thema: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0959652619307772
    Der Autor macht einen Literature Review and eine Analyse der momentan Technologien im Markt. Bin aber auch nur Laie, der sich ein bisschen in reingelesen hat.

  4. Die Neubauer von Fridays for Future ist leider komplett verheizt.

    „Narrative“, „Entscheidungsträger“, „Gestaltungsraum“, „Klimaschutz als Zukunftsvision“… blablabla. Politikergebrabbel, bevor sie überhaupt in die Politik geht.

    Dann lieber Greta oder Habeck.

  5. Oh je, beim CO2-Thema habt ihr euch am Ende bissel verrant.

    Also, fliegt heute eine Person, von FRA nach NYC mit Kerosin oder einem anderen Treibstoff auf Basis fossiler Energieträger, entstehen dabei (netto) knapp 0,4 Tonnen CO2 (bzw. CO2-Äqui­va­lent).

    Würde der Flug mit Bio-Treibstoffen oder angesprochenen synthetischen Treibstoffen geflogen werden (was in beiden Fällen heißt: die gleiche Menge an CO2 wurde der Atmospähre entnommen, wie dieser wieder hinzugefügt wurde), entstehen Brutto durch den Flug 0,4 Tonnen, netto aber 0 Tonnen. Am globalen CO2-Haushalt ändert der Flug nichts.

    Die Reduktion des Flugverkehrs würde beim Erreichen von CO2-Neutralität rein rechnisch für den globalen CO2-Haushalt keinen Unterschied machen. 0,4 x 0t oder 1.000.000 x 0t bleiben in der Summe 0 Tonnen.

    Ihr driftet in der Diskussion glaub ich ab in „Klimapositivität“. Diese wird bei CO2-Neutralität aber nicht durch Reduktion der Flüge erreicht. Dies kann nur dadurch erreicht werden, das der Energieträger selbst CO2-positiv ist, also bei der Energiegewinnung mehr CO2 „gebunden“ wird als durch ihren Verbrauch „freigesetzt“ werden: Logisch, das geht nicht.

    Selbst erneuerbare Energien sind im besten Fall, nur CO2-neutral (Ein Windrad muss dafür ca. 6 Monaten im Betrieb sein, eine Solaranlage, je nach Standort nach 2,5 bis 3,5 Jahren). Danach hat sie soviel CO2 (und Energie) eingespart, wie für ihre Herstellung oder den Betrieb verbraucht wurde.

    CO2-Positivität kann nur erreicht werden werden, indem
    – man CO2 der Atmosphäre entzieht, z.B. natürlich (Stichworte „Bäume“, „Ozean“… die bekannten Kreisläufe, kurz- wie langfristig) oder
    – synthetisch (und das Zeug dann unter die Erde pumpt), es in beiden Fällen in diesem Zustand lässt und nicht weiter verwendet (oder es die Sonne schießt).

    Bei Power-to-X Methoden wird irgendwie geartet synthetisiertes CO2 wiederverbrannt, weswegen auch diese im besten Fall nur CO2 neutral sind.

    Tilos Forderung, den Flugverkehr entweder zu verringern oder „fucking nichts mehr zu verbrennen“ legen die Annahme zu Grunde, dass dadurch „CO2-Neutralität“ schneller erreicht werden kann als durch beschriebene technische Entwicklungen. Die Forderung setzt außerdem natürlich gesamtgesellschaftlich gesehen vorraus, dass
    1) die Flüge nicht benötigt werden oder
    2) falls sie benötigt werden, diese nicht substituiert (Bahn, Schiff, Telefonkonferenz, VR-Tourismus …) werden,
    3) falls sie substituiert werden, das Substitut eine bessere CO2 Bilanz hat als das Flugzeug
    um überhaupt als Maßnahme CO2-Neutral zu sein.

    CO2-positiv ist auch das nicht, aber es ist wahrscheinlich der schnellere Weg CO2-neutral zu werden. Wären wir von heut auf morgen in der Transport-Steinzeit (Option Tilo) oder im CO2-frei-fliegen-SciFi-Wunderland (Visio Lufthansa): Auf den derzeitigen globalen Gesamt-CO2 Haushalt hätte beides keinen positiven Einfluss, aber auch keinen negativen mehr.
    Dafür brauch es wachsende Speicher (siehe oben).

    „CO2-Neutral“ als Begriff ist sprachlich die einzige saubere Formulierung. Die Formulierung steht aber inhaltlich nicht im Konflikt mit „CO2-Emissionen senken“ und auch „fucking nichts mehr verbrennen“ (was für die Energiegewinnung durch fossile Energieträger gilt). Verzicht (Tilo) und technischer Fortschritt (Stefan) sind nur unterschiedliche Wege zur Zielerreichung. Für das abschalten von Braunkohle gilt übrigens: Besser heute als morgen fucking nichts mehr verbrennen. Die lässt sich schon heute fast vollständig substituieren.

    Auch der IPCC sagt übrigens: Wir müssen bis 2050 die CO2-Netto-Emissionen stoppen („net zero emissions“ heißt es in den Berichten), um überhaupt eine Chance auf das 1,5 °C Ziel zu haben, aber immer gemessen an einer CO2-Konzentration in der Atmosphäre (ca. 450ppm), aktuell sind wir bei ca. 400ppm.

    Vielleicht versteht man Netto-Emmissionen besser, wenn man Sie Neu-Emmissionen nennt und in Dino-Öl-Äquivalenten misst.

    (Alles stark vereinfachend formuliert, aber hoffentlich ein wenig klärend)

  6. @WohlstandversusKlima
    auch der gern bemühte merkwürdige Gegensatz – Klima versus Wohlstand – ist natürlich Quatsch.
    Der größte Luxus ist ja wohl ein Wohlfühlklima in dem sich entspannt arbeiten lässt um seine Ideen umzusetzen. Es fahren ja nicht aus Langeweile die Menschen zur Erholung mit allen möglichen Gefährten an Wohlfühlorte (Urlaub genannt ).
    Wie dies zu erreichen wäre hat der „immer Denker“ Flassbeck diverse Male angesprochen ( Öl verteuern, Marktbedingungen für klimaverträgliche Produkte schaffen etc. )
    Schönen Gruß auch an Tilo – nicht immer so spießig verbissen, immer locker bleiben.

  7. @Klimarettung
    wie volkswirtschaftlich modern und logisch eine Veränderung, auch im Sinne von AKK, hin zu einer klimaverträglichen Wirtschaft gehandelt werden sollte hat „der, der immer denkt“, Prof. Flassbeck, oft erklärt.
    Sonst könnte man ja auch platt sagen – man sollte so leben, dass die Umwelt und das Klima nicht verschmutzt bzw. nicht beeinflusst Leben zerstörend werden. Die Indigenen wissen das.

  8. Wenn Leute, wie Tilo, in einer Diskussion in ihren Standpunkt derartig viel emotional investieren, wird ein gegenseitiges Verstehen stark erschwert. Zumal dann jedes Gegenargument als Angriff aufgefasst wird den es unter allen Umständen abzuwehren gilt. Tilo konnte ja kaum mehr einen klaren Gedanken fassen / auf Stefans Sicht eingehen, stattdessen wird überall das Wort fu**ing rangehangen als ob es eine argumentative Kraft besäße.
    Dabei stimme ich Tilo zu: Ohne Reduktion des Flugverkehrs wird es schwierig den Klimawandel zu bremsen.
    Der Lufthansa-Typ will ja sicherlich eine schöne einfache 1zu1 Rechnung: wir blasen 1t CO2 in die Luft, die wurde aber vorher quasi aus der Luft abgezogen über Power-to-Gas Verfahren (H2-Herstellung) mit anschließender CO2-Bindung (z.B. Methanherstellung über Sabatier-Prozess).
    Nur wird hier ausser Acht gelassen dass neben CO2 auch andere Klima-aktive Komponenten durch den Flugbetrieb in die Atmosphäre gelangen: z.B. Wasser.
    Hört sich erstmal nicht sonderlich unangenehm an, aber:
    „The contrails left by aeroplanes last only hours. But they are now so widespread that their warming effect is greater than that of all the carbon dioxide emitted by aeroplanes that has accumulated in the atmosphere since the first flight of the Wright brothers.“
    ( https://www.newscientist.com/article/2207886-it-turns-out-planes-are-even-worse-for-the-climate-than-we-thought/ )
    Dieses Thema ist wohl noch nicht so genau erforscht, aber sollten die Kondensstreifen bzw. sich bildenden Cirrus-Wolken wirklich derartig Klima-potent sein, sollte Europa mit gutem Beispiel vorangehen und den Flugverkehr senken, denn so Länder wie Indien etc. werden mit Sicherheit ihren Flugverkehr erstmal weiter steigern.
    Darüber hinaus wird manchmal auch von der Höhenwirksamkeit von CO2 gesprochen ( https://twitter.com/VQuaschning/status/1157599777128964096 ). Ich habe dazu leider nichts erklärendes gefunden, aber vielleicht hängt das mit der Lebenszeit von CO2 in der Atmosphäre zusammen. Diese beträgt für CO2 wohl so um die 100 Jahre ( https://en.wikipedia.org/wiki/Greenhouse_gas#Atmospheric_lifetime ). Würde man also hier am Erdboden neue „CO2-Senken“ aufmachen durch vermehrtes Bäume pflanzen oder halt Methanisierung von H2, würden diese (so verstehe ich das jetzt) nicht unmittelbar zu einer Senkung von CO2 in höheren Atmosphären-Schichten führen. Dort würde sich durch den Flugverkehr für einige Jahrzehnte erstmal weiter CO2 akkumulieren (k.A. ob „Höhen-CO2“ klima-potenter ist, aber ist vielleicht blöd für die Pflanzen wenn in der bodennahen Luftschicht der CO2-Gehalt gesenkt werden würde).
    Zu guter Letzt stellt sich noch die Frage wie viel Energie eigentlich aufgewendet werden müsste um den Flugverkehr mit „electric-fuel“ betreiben zu können? Ohne mir das jetzt allzu genau durchgelesen zu haben, steht hier ( http://www.noflyham.de/wp-content/uploads/2019/08/TE_Cerulogy_study_What_role_electrofuels_2017.pdf S.46), dass um 2050 50% des Flugverkehrs innerhalb Europas mit „electric-fuel“ decken zu können 880 TWh zusätzliche elektrische Energie nötig wären, was in etwa 24% der momentan in Europa verbrauchten Strommenge entspricht. Um das decken zu können, müssen noch einige Windparks, Solaranlagen und Solarthermieanlagen gebaut werden. Besonders letztere würde sich gut eignen um im großen Maßstab in Südspanien oder Nordafrika installiert zu werden ( https://www.youtube.com/watch?v=0NPbNpNCD1s )

  9. Hey ihr Lieben,

    beim CO2-Thema am Ende war es als Chemiker arg schwierig euch zuzuhören. Ich will hier als Doktorand auf dem Gebiet der künstlichen Photosynthese (Lichtantennen sind genau genommen mein Thema) meine Meinung dazu hier aufschreiben.

    Zu nächst möchte ich Thilo recht geben, dass wir weniger verbrauchen müssen, und zwar mindestens 80% weniger Ressourcen jeglicher Form (vergleiche dazu Ernst Ulrich von Weizecker: „Faktor fünf“). Wie diese Reduktion aussehen soll ist jedoch Diskussionsthema und sich ihm zu verschlissen (Thilo) führt zu nichts, im besten Fall, und sonst zu Unsinn. Nun aber zum eigentlichen Thema:

    Ich denke man kann die Energiekette grob in drei Segmente einteilen: Dem „Erzeugen“, dem Speichern/Transportieren und dem Verbrauchen. Bei letzterem sind wir uns glaube ich alle einig: weniger. Wir arbeiten in der Forschung sehr stark daran, dass die Speicher-/Transportform möglichst unabhängig von der Erzeugungsform ist. Also, dass z.B. über Windräder (Windenergieanlage; WEA) erzeugter Strom entweder als Wasserstoff, oder in Form von Batterien gespeichert wird. Dabei werden entweder Protonen (H+-Ionon aus dem Wasser), oder z.B. Li+ Ionen in der Batterie respektive zu Wasserstoff (H2) und Lithiummetall (grob vereinfacht) reduziert. Beides wird dann während des Verbrauchs wieder oxidiert. In so fern unterscheidet sich die Nutzung von Energieträgern „nur“ durch den Träger selber und der Art des Antriebs. Dazu kommt noch, dass CO2 ein sehr schwaches Treibhausgas ist verglichen mit anderen Emissionen des Menschen. Es ist z.B. Klimavergträglicher das Beigas (Methan bei der Erdölförderung) zu verbrennen als es in die Atmosphäre gelangen zu lassen.

    1) Batterien sind zu schwer als dass es Sinn macht sie mit sich mitzuführen – gerade beim Fliegen. Die leichtesten sind Lithiumionen Akkus. Allerdings gibt es garnicht so viel Lithium auf der Welt, weder im Boden noch sonst wo, um die weltweite Autoflotte heute auf Basis der Lithiumionenbatterie zu elektrifizieren. Andere Batterien sind entweder noch in Entwicklung und werden nicht auf absehbare Zeit einsetzbar sein, noch taugen die verfügbaren auf Grund ihres Gewichtes produktiv eingesetzt zu werden. Damit ist das E-Auto eine reine Farce und ist entweder der Versuch der USA die hießigen Motorenbauer zu zerstören, oder ein verzweifelter Versuch der Politik technologisch in diesem Bereich nicht von China abgehängt zu werden (was stimmt, keine Ahnung, ich gehe aber nicht davon aus, dass die Politiker ernsthaft zu dumm sind die E-Mobilität als ernsthafte Alternative zu sehen).
    2) Das mitführen von Wasserstoff zur Stromgewinnung via Brennstoffzelle ist riskant und technisch nicht ausgereift. Es stellen sich mehrere Fragen innerhalb der Sicherheit, wie was tun beim Fahrzeugbrand (das selbe gilt auch bei Lithiumiononakkus – vergleiche dazu Nachrichten diesen Jahres aus Norwegen, wo Teslas sehr viel gefahren werden und die Feuerwehr nur die Unfallstelle sichern konnte, aber nicht das Fahrzeug löschen darf). Ferner gibt es keine absolut dichten Behälter für Wasserstoff, welcher selbst durch Stahl durch diffundiert. Die technologisch nicht einfache Betankung wirft gesellschaftspolitische Fragen im Sinne einer Technologiediktatur auf. Die Elektrolyse von Wasser zur Gewinnung von Wasserstoff findet an einem Yttriumdotierten Zirkonoxid statt (bekannt aus der Lambdasonde im Auto) und muss um die maximale Effizienz von 70% zu erreichen bei 800ºC durchgeführt werden. Deshalb sehe ich Wasserstoffnutzung im Individualverkehr als nicht durchführbar an. Es könnte jedoch eine Option Für Bus und Bahn darstellen wo Oberleitungen schwierig sind.
    3)Der erzeugte Wasserstoff kann jedoch in einem so genannten Fischer-Tropsch-Verfahren (bekannt aus der Buttersynthese der Nazis) mit CO2 zu einem Alkangemisch, welches dem Erdöl ähnelt, umgesetzt werden. Die beiden größten Akteure sind Sasoil und Shell. Letztere nutzen als Kohlenstoffquelle Palmöl aus Malaysia und machen daraus ihr V-Power. Karlsruhe forscht an einem FT-Verfahren für einheimische Kohlenstoffquellen aus Stroh und Buschschnitt. Ich schätze, dass der Lufthansemensch das FT-Verfahren ansprach.
    4) Kohlenstoff basierte Energieträger sind insgesamt wesentlich praktischer als alle anderen Energieträger, da sie sich leicht transportieren und lagern lassen und eine sehr hohe Energiedichte aufweisen. Allerdings sind Erdölderivate hoch giftig, leicht entzündlich und verpessten die Umwelt. Besser wären Alkohole. Buthanol ist ein excelenter Ersatz für Diesel. Sogenannte Furane (leicht aus Cellulose herstellbar und für nur den fünfachen Preis des jetztigen Energiepreises) eigenen sich perfekt für Otto-Motoren. Dabei ist die Verbrennung so optimal (bildet keine Verbrennungsfront im Motor aus, sondern verbrennt schlagartig), dass eine saubere Verbrennung zu CO2 und H2O, ohne Bildung von CO und NOx ohne Neuentwicklungen möglich ist. Wegen letzteren wird heute etwa die Hälfte der jährlichen Platinförderung für Katalysatoren verbraucht. Dessen Förderung ist teuer, dreckig und Umwelt- und Sozialunverträglich. Ebenfalls lassen sich praktisch alle Kohlensltoffhaltige Verbindungen aus Methanol synthetisieren im Vergleich zu Ethylen als Feedstock von heut. Methanol ist kaum Umweltschädlich, leicht lager und transportierbar und fast ungiftig (im Vergleich zu anderen Kohlenwasserstoffen). Methanol kann idealerweiße durch eine Reduktion von CO2, oder aus der alkoholischen Vergärung durch Biomasse hergestellt werden. Das ist der große Traum einer saubern Energiewirtschaft – aus Sicht eines Chemikers. Das Ziel muss also sein die wenige Energie, die wir noch nutzen dürfen, in Form von Kohlenwasserstoffen zu speichern und transportieren und so einen Kohlenstoffkreislauf zu erzeugen wie ihn die Natur vormacht. Mit Sonnenergie (Photovoltaik, Wind etc) CO2 reduzieren und in entsprechende Produkte als Energieträger und ja, auch zur „Entsorgung“, also CO2-Speicherung, umzuwandeln. Falls noch mehr Klärungsbedarf ist, kann ich versuchen mal etwas ausführlicher und mit mehr Zeit mich dem Thema zu widmen.

    Liebe Grüsse

  10. Also wenn man vom Dosenpfand (Einwegpfand) als etwas positives spricht, hat man schlicht vergessen, wozu dieser eingeführt worden ist. Damals hatte Herr Trittin nämlich noch vorgeschwebt den Mehrweganteil zu erhöhen und somit den Konsum dieser Produkte mit Einwegpfand auf Grund der höheren Preise einzuschränken bzw. zu minimieren. Stattdessen kam nur eine quasi Rentenerhöung bei rum und zwar nur für die Rentner, die auch noch in der Lage sind regelmäßig die Mülleimer zu durchstöbern. Auch der Anteil der Glas bzw. Mehrwegflaschen sinkt immer weiter. Dosenpfand also als Erfolg zu bezeichnen ist schlicht falsch.
    Außerdem wenn du die Grünen loben möchtest, vergiß bitte nicht deren Zustimmung am Kosovokonflikt ohne UN Mandat, schlicht völkerrechtswidrig.
    Und der Lobbyist Fischer, welcher voll ökologisch sinnvoll nach der Politikkarriere noch bei Siemens, BMW, RWE und OMV sein Verdienst erhöht hat.
    Das verbinde ich mit den Grünen.
    Veränderungen in Baden-Württemberg seit die Grünen an der Regierung sind? Da hat der Sigmar Gabriel mit der Energiesparlampenverordnung mehr geleistet…das ist doch traurig.
    Lieber Stefan denk doch nochmal über deine gefühlte Mitgliedschaft nach.

  11. Noch ein Versuch, die diskutierte „klimaneutral“-Frage auf den Punkt zu bringen: unser grundlegendes Problem ist eine zu große und bislang immer weiter ansteigende Menge an CO2 (und anderen Klimagasen) in der Atmosphäre. Um das 1,5°-Ziel zu erreichen müssen wir sicherstellen, dass diese CO2-Menge nicht über einen bestimmten Wert steigt. Heißt im Umkehrschluss: wenn wir an einer Stelle CO2 aus der Atmosphäre entnehmen und es woanders wieder entlassen, dann ist das schon ok so und insbesondere zunächst mal nicht schädlich für das Klima.
    (Beim Flugverkehr ist es bekanntlich etwas komplizierter, da in der Höhe freigesetztes CO2 besonders schädlich ist. Um den Flugverkehr „klimaneutral“ zu bekommen müsste man also entsprechend mehr CO2 aus der Atmosphäre entnehmen.)

    Völlig unbenommen bleibt natürlich, dass wir realistischerweise bei Weitem nicht die CO2-Menge aus der Atmosphäre entnehmen können, die wir mit unserer aktuellen Lebensweise freisetzen. Eine sehr weitgehende Reduzierung des Flugverkehrs und anderer CO2-Freisetzer bleibt somit natürlich notwendig. Am Ende der Energiewende wird aber eine Welt stehen, in der wir immer noch fliegen (nur eben deutlich weniger als heute) etc.. Jegliches dabei freigesetzte CO2 muss an anderer Stelle aus der Atmosphäre entnommen werden, die entsprechenden Prozesse in einer Gesamtbetrachtung also klimaneutral sein.

  12. Die Art und Weise, wie die Diskussion in diesem Podcast zu ende ging, ist ein gutes Beispiel für das wie man es nicht machen sollte und wie es mir auf die Laune schlägt. nach 3 Monatiger Medienpause von allem mal wieder rein gehört und auch andere zynische Kommentare haben mir auf die Laune geschlagen. Ich klinke mich wieder aus und lese einfach Said’s Orientalism zu Ende.

    Schade, aufwachen hätte so viel Potential, aber so sehe ich nicht den Qualitätsunterschied zu entsprechenden Formaten in den öffentlich Rechtlichen. Muss ich halt weiter Bücher kaufen

  13. Ich will hier mal zwei häufige Verwechselungen klar stellen:
    1. Der Atomausstieg wurde von Rot-Grün eingeleitet, nicht von Angela Merkel.
    2. Das Dosenpfand kommt nicht von den Grünen, die haben das nur Umgesetzt, die Grundlage ist die Verpackungsverordnung aus der Kohl Zeit – die dann von Umeltministerin Merkel 1998 geupdated wurde.

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