A!356 – Gebärpflicht

Freitag, 8. Februar 2019, 12:22 Uhr

Wir bleiben heute monothematisch und lassen uns von Simon erklären, wie sein „Trärchen“, also die Liebe zu dritt, funktioniert. Damit könnte er Vorreiter sein, denn mit der Industriegesellschaft vergeht auch der Trend der klassischen Kleinfamilie. In Städten, ohne geregelte Arbeitszeiten und mit unsicherem Gehalt lebt man anders. Und Kinder hat man nur, wenn man ein Leben mit Kindern mag. Es verändert sich einiges, aber die Strafrechtsparagraphen für Abtreibungen gibt es noch immer fast unverändert. Wir reden mit Lea und Therea von „Stimmrecht gegen Unrecht“ über die Politik dahinter. Dann hören wir Mathias‘ Musik über Sprache und eure Audiokommentare.

Wir danken unseren Produzentinnen Jonathan, Robin, Harald, Elias, Anne, Andreas und allen unseren Unterstützern.

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19 Gedanken zu „A!356 – Gebärpflicht“

  1. Klima da hier auch an die Vorhersagen geglaubt wird habe ich nun den Bericht gefunden vom IPCC aus dem Jahre 2001 in dem steht auf Seite 774 WGI_TAR_full_report ( lässt das nicht Zweifeln ?
    Hier das Zitat ( Vincent Ebert hatte das in seinem Programm von ca. 2007 ) :
    In sum, a strategy must recognise what is possible. In climate
    research and modelling, we should recognise that we are dealing
    with a coupled non-linear chaotic system, and therefore that the
    long-term prediction of future climate states is not possible. The
    most we can expect to achieve is the prediction of the probability
    distribution of the system’s future possible states by the generation
    of ensembles of model solutions. This reduces climate
    change to the discernment of significant differences in the statistics
    of such ensembles. The generation of such model ensembles
    will require the dedication of greatly increased computer
    resources and the application of new methods of model
    diagnosis. Addressing adequately the statistical nature of climate
    is computationally intensive, but such statistical information is
    essential.

  2. Vielleicht werden Kinder/geborenes Leben von armen verzweifelten Frauen nicht so gut versorgt in Deutschland, weil CDU & CSU in Wirklichkeit nur Akademikerkinder haben wollen und keine Putzfraukinder oder Hartz4-Kinder. Ein Dilemma.

  3. Ich hab die Artikel über den Genfer Pay Gap anders verstanden. Wenn man alle Unterschiede rausnimmt, trotzdem ca. 5% bleiben. Also gleiche Ausbildung und gleiche Stelle, aber ungleiche Bezahlung.

  4. Paragraph 219a..mit Gesetzen ist ja so eine sache..die einen machen sie, die anderen befolgen sie.. aber auf die idee zu kommen dem Rechtsanspruch oder Rechtstitel eines ungeborenes kindes über den Rechtsanspruch der biologischen Mutter zu stellen…is schon gewagt.. ob da mal nicht noch was aus dem gesetz der Rassenhygiene durch gerutscht ist..ansonsten geh ich mich jetzt mal mit den nächst besten Pfaffen streiten.. „Marie’s unbefleckte Empfängnis ist die Gleichsetzung mit Gott“..wer wagt es an gottes weisheit zu zweifeln ..ihr heiden XD

  5. Erst wenn Familienpflege so finanziell entschädigt wird, dass der Pflegende keine Nachteile hat, sind wir endlich alle gleichberechtigt. Kinderkriegen ist heute leider immer noch ein krasses finanzielles Risiko für Frauen. Die meisten begeben sich mit dem Kinderkriegen mehr oder weniger bewusst in eine gewisse Abhängigkeit.
    Allein können das die Wenigsten wuppen. Kinder brauchen Gemeinschaft und verantwortungsbewusste Eltern, beide! Sich in einer Gesellschaft zu vermehren, in der der Individualismus propagiert wird, ist besonders hart. Gerade für die Frauen! (steigende Zahl alleinerziehender).
    Bezüglich Abtreibungen hätte ich gerne auch mal von den Männern Bekenntnisse. Motto: „Ja, ich habe meine Partnerin zur Abtreibung überredet!“

  6. Leider haarsträubend, was Kinderlose über Familien quatschen.

    Voll reingetappt in die neoliberale Falle. Auswahl von Lea und Theresa:

    Mütter in Vollzeit: Scheisse ich muss mich um mein Kind kümmern —> Scheisse ich muss mich um mein Kind kümmern und 8h arbeiten

    Väter in Teilzeit: Scheisse wir haben zu zweit 3 Jobs (Kind) —> Scheisse wir haben zu zweit 3 Jobs und weniger Geld

    Väter mehr Elternzeit —> Frau kann weniger lang stillen.

    Sorry, aber Befreiung -auch für Mütter- sieht anders aus. Und kann nicht über die individuelle Schiene funktionieren. Das ist pseudolinker Pop und eigentlich spießig.

    Gebt Familien weniger Zwänge und mehr Freiheit und zwar vor Allem materiell. Aber keine Ratschläge für individuelles Verhalten.

    Ach ja: 218 und 219 komplett abschaffen.

  7. Grüße

    Antonio hier mal wieder, hab lange nix geschrieben. ^^
    Dieser Podcast war ausgesprochen interessant, hat mich sehr gefreut, aber zum letzten Audio-Kommentar möcht ich doch mal wiedersprechen (Lucas über FFF).

    Zunächst: Prinzipiell hab ich da nichts dagegen, wenn auch Kinder und Jugendliche den Umgang mit Demokratie lernen und ihre perspektivische Zukunft in die Medien rücken wollen, alles kein Problem, aber mit der Begründung hab ich ein Problem. Kinder? „Narren und Kinder sprechen die Weisheiten“. So ein Nonsens. Kinder sprechen vor allem Unwissenheit aus, die, schlimmer noch, zur Folge hat, dass sie auch keine eigene Meinung wiedergeben, sondern auch nur wieder die Meinung anderer Leute. Kinder sind vor allem *naiv* und *unkritisch* und das zieht sich teilweise auch sehr lang noch in die Jugend oder sogar ins Erwachsenen-Alter hinein. Warum? Ja, wie kann es denn anders auch sein. Klar, das eine oder andere Kind interessiert sich für Themen und bildet sich unabhängig vom Schulgeschehen weiter, aber gerade flächendeckend, wenn wir einen Effekt erzielen wollen (wovon ausgegangen werden soll), dann sind doch Kinder gerade ungeeignet. Ich persönlich halte DIESE Begründung von Lucas als besonders zwieträchtig, denn ich befürchte, dass durch eine solche Begründung einfach nur die Kinder als Versinnbildlichung der Unschuld herangezogen werden und wer würde denn bei Kindern bitte von bösen Absichten ausgehen? … kleine Anmerkung von mir: Ich immer, gerade bei Kindern kann man immer von bösen Absichten ausgehen. Kinder sind die gemeinsten Geschöpfe der Welt, Kinder können so hässlich sein (charakterlich), unsagbar hässlich. Erwachsene tun auch schlimme Sachen, keine Frage, aber Erwachsene haben einen Grund warum sie etwas tun (wenn auch manchmal der Grund tatsächlich in Frage gestellt werden kann, zB bei Rassismus). Kinder haben keinen Grund, sie tun es einfach. Die denken sich nichts dabei, weder was es für sie selbst bedeutet, noch für andere. Und genau das, ja, genau das, um zurück zum Thema zu kommen … ja, das spricht wirklich außerordentlich gut dafür, dass Kinder für solche Demos geeignet sind. Da gibt es Veranstalter der Demo, die erzählen den Kindern „Klimawandel ist schlecht“ und die Kinder glauben das und stellen sich unreflektiert auf die Schulhöfe (unabhängig davon ob es wahr ist oder nicht). Genauso könntest du den Kindern auch erzählen: „Abtreibung ist schlecht, denk nur an dich selbst, du hättest auch abgetrieben werden können, willst du das, tot sein?“ … und die Kinder stellen sich wieder unreflektiert hin. Woher kommt diese Unreflektiertheit? Aus mangelnder Erfahrung, die ihnen nunmal nur das Leben bringt und das lernst du in der Schule nicht. Wenn man dann noch die politische Verklärung in vielen Themenbereichen betrachtet, die man auch in der Schule bekommt, wird mir kotze-übel davon nur dran zu denken, dass man dann noch vom Grundstatus her naive Kinder irgendwo hinschickt zum demonstrieren.

    Bis zum Eintritt ins Erwachsenen-Dasein hat man von diesen Themen nur in Marginal-Schritten irgendwas in Erfahrung und Wissen gebracht (Ausnahmen bestätigen die Regel), was zwar wichtig ist, denn aller Anfang ist schwer, aber dennoch eignen sich Kinder und Jugendliche nicht sonderlich für derart Veranstaltungen.

    Zugegeben, wie gesagt, Erwachsene auch oft nicht und vielleicht kann man irgendwo einen Anfang machen, auch mit Kindern, aber bitte nicht mit dieser Begründung. Also so ein Humbug, unsagbar.

    Grüße

    PS: Lob nochmal von mir für die immer noch sehr gute und interessante Podcast-Gestaltung und -Durchführung.

  8. Schwangerschaftsabbruch
    Gedanken und Einfälle – die Disskusion habe ich mit Anfang 20, als ich nach Berlin kam, schon mal geführt- damals äußerte ich, dass ich so meine Probleme damit hätte (Abtreibung ). Mir wurde dann entgegengehalten, dass jede Selbstbefriedigung des Mannes ja auch eine Vernichtung ungeborenen Lebens sei, und dies gleich millionenfach, worauf ich damals verstummte und keine Lösung sah.
    Heute denke ich, dass Frauen dies Thema selbst entscheiden sollten.

    Was aber wenn meine Partnerin sagt – nö, dein oder dies Kind jetzt nicht oder …….. und ich sage, ich will das Kind ???? andere Partnerin ???? oder Trennung oder Beratung, oder wie oder was ?
    Alles eben nicht so einfach

  9. Ich wundere mich über den Begriff „ungeborenes Leben“:
    Ich bin selbst in der 26. Schwangerschaftswoche gewollt schwanger und habe letzte Woche erst den Zeitpunkt erreicht, seit dem das Ungeborene medizinisch am Leben erhalten würde, käme es zu einer Frühgeburt – vorher ist das Ungeborene nicht überlebensfähig.
    Wie kann man dann vor Ende der 13. Woche schon von ungeborenem Leben sprechen, ohne der Frau Recht auf Selbstbestimmung zu gewähren?
    Ich bin jedes Mal wieder entsetzt über die Weise, wie Menschen, die sich persönlich für ein Kind entscheiden, anderen Einstellungen und Lebensformen jegliche Daseinsberechtigung und der individuellen Schwangeren ihr Recht auf die eigene Entscheidung absprechen.

  10. Christen
    Ein Einfall noch Stefan. Wenn es dich stört, dass du die Meinung „irgendeines“, wie du sagst, Christen berücksichtigen musst (klang so durch ), weil du dich dadurch belästigst fühlst in deiner Gedankenfreiheit mein Gedanke: Du lebst in einer, durch christliche Werte geprägten Gesellschaft, und dies ist auch gut, und da solltest du die Meinung dieser die Gesellschaft prägenden Gruppe berücksichtigen, andernfalls wäre dies Realitätsverweigerung und kein radikaler Realismus, den du diese Jahr ja leben willst. Dieser Gedanke bei der Hausarbeit am Morgen.,

  11. Vorab ich bin männlich aus Österreich und auch mit der österreichischen Lösung zu Schwangerschaftsabbruch insgesamt zufrieden, da das Thema hierzulande anscheinend viel lockerer gesehen wird.
    Die Argumente der beiden Damen und auch von Stefan teile ich trotzdem nicht zu Hundert Prozent.

    Ich denke das verpflichtende Beratungen und ein Werbeverbot durchaus einen Sinn machen. Und ich spreche zu diesem Thema aus persönlicher Erfahrung, da meine Frau und ich zu Beginn unserer Beziehung einen Schwangerschaftsabbruch durchführen liesen, weil wir uns damals noch nicht bereit für Kinder fühlten. Man macht sich dazu vorab wirklich sehr viele Gedanken und nimmt das nicht auf die leichte Schulter, dennoch plagten mich nach dem Eingriff Schuldgefühle die mich eine Zeit lang sehr belastet haben und auch heute (5 jahre später) noch beschäftigen.
    Daher glaube ich wenn dem Thema vorher die Ernsthaftigkeit genommen wird in dem man dafür z.B. Werbung macht, im Nachhinein von solchen Gefühlen noch härter getroffen wird.

    Daher sollte man es den Frauen natürlich ermöglichen einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen, jedoch sollte das Thema mit den notwendigen Ernsthaftigkeit behandelt werden und nicht wie eine Termin beim Augenarzt den ich noch schell zwischen Arbeit und Fitnesscenter reinpressen kann.

  12. Bevor das jemand falsch versteht: ich bin Papa von 2 Söhnen, arbeite Teilzeit, verheiratet, Frau arbeitet viel abends in Teilzeit, Familie intakt…

    Meine Meinug dazu: vielleicht sollten wir das Ganze mal nüchtern betrachten:

    1.) wäre es nicht schlecht, wenn Diskussionen über „Kinder bekommen, aufziehen, versorgen…“ nicht von kinderlosen Nachwuchspolitikern oder bereits sprachlich eher radikal wirkenden jungen Feministinininin geführt würden? – das erhöhte vielleicht die Akzeptanz der Diskussion an sich.

    Warum melden sich nicht Eltern zu Wort, die wissen was „Kinder haben“ bedeutet. Kinder erfordern 24/7 über viele Jahre volle Aufmerksamkeit, Aufopferung der Eltern, Verantwortung und den Willen dazu- und das ist – sorry- auch anstrengend, fordernd, psychisch belastend… und lässt sich nicht mehr „abstellen“.

    Außerdem sind Kinder nicht immer die lieben, lachenden und lustigen Knuddelchen aus der TV-Werbung. Die Idee, dass mit finanzieller Unterstützung oder einem Recht auf Kita „alles gut wird“, ist Irrsinn und nur ein Tropfen auf den heißen Stein .

    Wenn die Lebensumstände vor der Geburt schon für Angst und Stress sorgen, dass überhaupt die Idee einer Abtreibung aufkeimt- was soll das erst nach der Geburt werden?! Kinder schreien, die Nächte werden seeeehr kurz… und dann steht keiner vom Amt neben Dir und hilft. Außerdem lernt niemand, wie man Kinder richtig (gewaltfrei, mit Verständnis usw.. ) erzieht, beruhigt oder fördert. Viele geben weiter, was sie selbst als „Erziehung“ genossen haben. Das ist nicht immer richtig und teilweise längst wissenschaftlich überholt. Eltern müssen sich das alles zutrauen und bereit sein, an sich und den Kindern intensiv zu arbeiten, 24/7 über Jahre. Das Kostet Freizeit, Geld, Nerven, einen Teil der Selbstbestimmung.

    Wenn das allen Beteiligten bewusst ist und das auch so kommuniziert wird, sollte klar sein dass die ENTSCHEIDUNG FÜR oder geen KINDER von DEN ELTERN zu treffen ist. Nicht von reichen Politikern mit gesicherten Finanzen, mit Hausfrau, Putzfrau und Nanny. Dann gibt es hierzlande vielleicht zukünftig weniger mishandelte (ja ich wurde auch geschlagen) oder vor dem TV verwahrloste Kinder.

    Ps:
    Kinder bewusst bekommen und erleben ist dennoch unfassbar schön. Respekt an alle Alleinerziehenden, ich könnte das nicht und würde mich als Frau, ohne Kindesvaterunterstützung, zum Wohle meiner selbst und dem des Kindes, nicht für Kinder entscheiden.

  13. Vielen Dank für das Gespräch mit Lea und Theresa!
    Zu dem Punkt „Wen interessiert schon, was radikale Christen denken?“ gab es kürzlich ein ARD Radiofeature über evangelikale Christen in Deutschland, in dem auch ihr parlamentarischer Vertreter, ein gewisser Volker Kauder, ein paar AfDler und andere Rechtsextreme zu Wort kommen.

    http://mp3-download.ard.de/radio/radiofeature/befehlsempfaenger-gottes-w3s.l.mp3

    Und Paragraphen können wir auch hinterher immer noch abtreiben…

  14. Danke, dass ihr dieses wichtige Thema aufgreift bzw. aufgegriffen habt – das war wichtig und richtig und dennoch ging mir das nicht genug in die Tiefe. Hinsichtlich der rechtlichen Lage habe ich viel dazu gelernt; mir war tatsächlich zuvor nicht klar, wie das in Deutshland geregelt wird. Dabei bin ich selbst betroffen(gewesen).
    Mir fehlte aber die Perspektive der Eltern; vor allem der Mütter, die sich für einen Schwangershaftsabbruch entscheiden. Ich weiß, Stefan, du stehst für den Vater, der eben auch seine subjektiven Erfahrungen in Sachen Kinder mit einbringt (nicht nur in dieser Ausgabe) – und das finde ich sehr gut, aber die Punkte „bis zur 12. Woche ist es eine Abtreibung eine Verhütungsmethode“ und „Das Gespräch sollte nur von Experten geführt werden“ finde ich strittig.

    Ich verstehe zwar den Ansatz, dass die Debatte zwischen Juristen und Fachärtzen zu diesem Thema eben eine rationale, aufgeklärte und emotional-unaufgeregte wäre – sie wäre quasi von der rein emotionalen Ebene, in der es oft herunter gebrochen wird auf „Leben oder Mord“, entkoppelt.
    ABER: Für die meisten ist dieses Thema, wenn es sie betrifft, eben emotional und an ihre eigenen Erfahrungswerte gebunden.
    Daher finde ich (und Lea und Theresa betonen das auch), die Äußerungen und Erfahrungen von Frauen, die einen Abbruch haben machen lassen sehr wichtig – auch wenn es viele verschiedene Subjektiven ergibt, weil eben jeder auf seine Weise mit diesem Thema umgeht.
    Es geht nicht nur darum, dass man dann sieht, wie viele es wirklich sind und Frauen, die sich in so einer Situation allein fühlen, merken, es gibt noch mehr…

    Viel mehr geht es darum wie (leichtfertig oder eben nicht) wird eigentlich so eine Entscheidung getroffen?

    Ist es wirklich bloß ein Verhütungsmittel? – Nein. Sicher nicht.

    Es ist ein sprachliches Mittel, die hardcore Gegner zu provozieren – auch zu relativieren. Klar, in einem benutzten Kondom leben ja auch millionen Spermien – das hätten alles Kinder werden können…
    Doch wenn man das so sagt, wird nicht die Notwendigkeit der Handlung relativiert, um zu unterstreichen, dass es kein Tabuthema sein sollte, sondern vor allem wie EINFACH eine solche Entscheidung gefällt werden kann. Und das ist für mich der Punkt, an dem sich die Diskussion aufhängt.
    Darüber eröffnet sich ein Tor für alle Gegner des Schwangerschaftsabbruches zu sagen: „Aha! Wir haben es doch gesagt! Rumvögeln und hinterher abtreiben! Verbieten, verbieten, vebieten!“

    Ich schreibe hier als Betroffene mit meinen eigenen subjektiven Erfahrungen. Als ich vor 10 Jahren eine Abtreibung machen ließ wurde ich von allen Seiten bedrängt. Die Familie sagte: „Oh Gott Kind, du bist erst 22 und hast gerade das Studium begonnen! Und den jungen Mann kennst du auch noch nicht lange.“
    Der Gynäkologe ließ absichtlich zu viel Zeit verstreichen, zeigte mir das Ultarschallbild („Sehen sie da, das Herz schlägt!“) inkl. errechnetem Geburtstermin und war doch sehr erbost, als ich ihm mitteilte, dass ich einen Abbruch machen wollte.
    Mein Freund sagte: „Egal wie du dich entscheidest, irgendwie schaffen wir das.“
    Auf der einen Seite, war das die einzig richtige Reaktion, auf der anderen Seite war ich mit dieser Entscheidung völlig allein. Und so geht es den meisten Frauen! Was sie eben in diesem Moment brauchen ist kein Einfluss, sondern Informationen um die Entscheidung zu treffen, mit der sie leben können!

    Es ist die schwerste Entscheidung meines Lebens gewesen und danach kam das schlechte Gewissen. Für eine lange Zeit.
    Ich weiß immer noch den errechneten Geburtstermin.

    Rückwirkend betrachtet finde ich, dass ich mich damals richtig entschieden habe. Ich bin in der gleichen Beziehung mit dem jungen Mann, nur dass wir 10 Jahre älter geworden sind und zwei Kinder haben.
    Und doch, manchmal keimt die Frage auf: Wäre es nicht doch möglich gewesen?

    Natürlich auch diese, meine, Erfahrung ist subjektiv. Ich kenne keine impirischen Studien dazu, wie Frauen sich fühlen, wenn sie schwanger werden und sich für eine Abtreibung entscheiden. Ich ziehe meinen Freundes- und Bekantenkreis zur Ermittling – darunter etwa 20 Frauen. Über die Hälfte diese Frauen haben eine Abtreibung vornehmen lassen – aus ähnlichen oder auch völlig unterschiedlichen Gründen. Doch allen war eines gleich: die Last, diese Entscheidung treffen zu müssen und anschließend mit den Konsequenzen fertig zu werden.

    Deswegen macht mich die Debatte, die in der Öffentlichkeit und der Politik darüber geführt wird, sehr wütend. Die Argumentation dieser Debatte dreht sich darum, wie leichtfertig doch die Frau mit einer solchen Entscheidung umgehen würde, wenn man sie nur ließe! Wenn man Artikel 219 & 218 streichen würde also, geht man davon aus, dass Frauen nach links und nach rechts abtreiben würden, als neue Form der Verhütung – Dabei wird völlig außer Acht gelassen, wie es einer Frau (emotional) in diese Situation wirklich geht. Somit sagt das Werbeverbot; was im Grunde ein Informationsverbot ist, viel darüber aus, wie man die Entscheidungsfähigkeit einer Frau (auch heute noch) überhaupt beurteilt. Nämlich als sei sie unmündig und nicht fähig die für sich selbst wichtigste und schwerste Entscheidung selbst zu treffen. Das stimmt mich schon traurig.

  15. Hallo Ihr,
    auch, wenn die Folge etwas her ist, moechte ich noch einen Gedanken los werden. Es wurde erwaehnt, dass Jens Spahn nun dafuer sorgt, dass die Pille laenger zuzahlungsfrei bleibt.
    Ich bin bei diesem Thema nicht objektiv, da mir die Pille Jahre meines Lebens versaut hat, aber damit bin ich leider kein Einzelfall. Die Risiken und Nebenwirkungen dieses Medikamentes sind enorm und Frauenaerzte klaeren vor allem junge Frauen leider gar nicht oder nur unzureichend auf. Ich persoenlich habe durch die Pille starke Migraene bekommen. Ich gebe zu, dass es eines der komfortabelsten Verhuetungsmittel vor allem fuer den Mann ist. Aber in Hinsicht auf das Allgemeinwohl wuerde ich die Pille immer zuzahlungspflichtig machen um zu verhindern, dass es ohne gute Ueberlegung und Risikoabwaegung genommen wird. Ersatzweise wuerde ich Kondome allen (!) kostenfrei zur Verfuegung stellen. Denn diese helfen auch nicht nur gegen ungewollte Babies sondern auch viele Krankheiten.

  16. Mich faziniert bei Diskussionen zu diesem Thema immer, wie Abtreibungsbefürworter*innen stets die Rechte der Schwangeren Frauen betonen, die Rechte des ungeborenen Lebens jedoch komplett ignorieren. Gerade diese Abwägung zwischen zwei Parteien, macht die Sache doch so kompliziert. Dabei, kann eine Partei sich jedoch für die eigenen Rechte einsetzen. Ungeborene Babys können dies jedoch nicht. Daher ist stellvertretende Lobbyarbeit für diese Gruppe m.E. absolut legitim.

  17. Lieber Stefan, ich schätze deine klugen Analysen sehr, aber hier machst du dir es m.E. in jeglicher Hinsicht zu einfach.
    Warum haben die beiden Damen diese abschließende Wertung von dir nicht zu hören bekommen? Warum ist ihre Lobbyarbeit in deinen Augen wichtig, wenn die „Vormundschaft schon geregelt ist“?

    Spannend fände ich ein Gespräch mit dir und „der Gegenseite“ z.B. Alexandra Maria Linder.

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