A!010 – Was ist Klassismus?

Montag, 11. Mai 2015, 12:13 Uhr

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12 Gedanken zu „A!010 – Was ist Klassismus?“

  1. Hallo!

    Thema „Kalte Progression“:
    Leider konntet Ihr das nicht aufklären. Es wäre aber wichtig.
    Es wird häufig davon gesprochen, dass abhängig Beschäftigte nach einer Lohn-/Gehaltserhöhung durch den Sprung in einen höheren Steuertarif am Ende weniger Geld hätten als ohne die Erhöhung.

    Das ist aber falsch! In unserem Steuersystem wird immer nur der Teil nach dem höheren Tarif besteuert, der oberhalb der jeweiligen Grenze liegt.

    Einfaches (fiktives) Beispiel (ohne Freibeträge etc.):
    Jemand bekommt 2000 Euro brutto monatlich für seine Leistung und liegt damit genau an der Grenze zum nächst höheren Steuersatz. Für alles bis 2000 zahlt er 20% Steuern und bekommt damit netto 1600 (ich lasse mal die Sozialversicherungen weg, da die eh feste Prozentsätze haben).

    Bekommt er nun eine Erhöhung von 68 Euro, dann zahlt er nur auf die 68 Euro den höheren Steuersatz von zB 25%. Nicht aber auf die 2000 Euro davor. Da bleibt es bei dem niedrigeren Steuersatz. Er kommt dann also auf netto 1651 Euro ((2000-20%)+(68-25%)).

    Wo ist dann die kalte Progression?
    Die kommt im Zusammenhang mit der Inflation ins Spiel.

    Lohn-/Gehaltserhöhungen sollen ja eigentlich jährlich so hoch sein, dass das Inflationsziel (in Europa ca. 1,9%) und der Produktivitätszuwachs (in Deutschland ca. 1,5%) ausgeglichen werden. Nur dadurch bekommt der abhängig Beschäftigte real mehr Einkommen. (Und für den Unternehmer ist das verteilungsneutral).

    Wenn nun aber bei obigem Beispiel die Erhöhung eben nicht 68 Euro (= 3,4% von 2000), sondern z.B. nur 1,2% (=24 Euro) beträgt, dann passiert folgendes:

    2000 Euro – 20% = 1600 Euro
    24 Euro – 25% = 18 Euro

    Netto ausgezahlt = 1618 Euro (nominal mehr als die 1600 vorher)

    Inflation: 1,9%, d.h realer Wert nach Abzug der Preissteigerung: 1618-1,9%= 1587,26

    Sein Einkommen ist also REAL weniger Wert, als vor der Erhöhung.
    Das liegt aber nicht an der „Kalten Progression“, sondern an der zu niedrigen Erhöhung !

    Hier wird mal wieder von der Politik vom eigentlichen Problem der zu niedrigen Einkommenssteigerung abgelenkt, indem von der kalten Progression gesprochen wird. Und das ist der eigentliche Skandal.

    War das verständlich?

    1. Hi Rudi, danke für die Hinweise. Das ist interessant (und verständlich), wir greifen es in der nächsten Ausgabe nochmal auf.

    2. Was hier vielleicht noch wichtig ist:
      Der Gedanke hinter diesem progressiven Steuertarif ist die Steuerzahler nach ihrer Leistungsfähigkeit zu belasten- eigentlich eine gute Sache. Da die Löhne nominal im Normalfall steigen, und der Steuertarif kaum verschoben wird, steigt der Anteil der Personen / Berufsgruppen die in diese höhere Steuerklassen bis hin zum Spitzensteuersatz kommen. Das war nie der Sinn dieser eigentlich sinnvollen Lösung.
      Gerecht wäre, die Steuerkurse automatisch jährlich anhand der durchschnittlichen Lohnsteigerungen anzupassen.

    3. Auch das ist eigentlich Unsinn.
      Kalte Progression ist genau die Mischung aus beiden Fällen:
      Durch die Lohnerhöhung kommt man in höhere Einkommensklassen und zahlt dadurch prozentual auf den Bruttolohn gesehen mehr Steuern obwohl durch die Inflation der Reallohn überhaupt nicht gestiegen ist.

    4. Selbst wenn man die kalte Progression abschafft, indem man den Steuertarif regelmäßig verschiebt, erhalten abhängig Beschäftigte real eine Lohnkürzung, wenn die Löhne nicht über dem Inflationsziel steigen.
      Das ist doch der Punkt.
      Mit der Diskussion um die kalte Progression und die Steuertarife wird nur eine Nebelkerze geworfen, um vom eigentlichen Problem, der angemessenen Lohnsteigerung, abzulenken. Und eine angemessene Lohnsteigerung ist in Deutschland 3,4% pro Jahr.
      Das würde übrigens auch das sogenannte Demografieproblem lösen.

  2. Gehts nur mir so oder habe ich noch nie zwei Steuersätze auf meinem Lohnzettel gesehen? Die Beschreibung vom Rudi kann ich nicht recht nachvollziehen.

  3. Hallo Tilo und Stefan,

    Ich nutze diese Stelle mal für ein ganz allgemeines Feedback. Ich habe 10 Folgen gehört, die elfte dann heute im Laufe des Tages. Ich bin was Journalismus und speziell Fernsehjournalismus angeht komplett ohne Vorkenntnisse in den Podcast gestartet.

    Am Anfang war es deshalb manchmal schwer eure Kritik an bestimmten Fragen oder Beiträgen zu folgen. An manchen Punkten sagt ihr pauschal wie peinlich oder schlecht oder eben auch gut ein bestimmtes Interview oder ein Beitrag war, ohne dies zu begründen. Ich schätze einfach, dass es in diesen Fällen für Menschen mit Vorkenntnissen, sehr offensichtlich ist, was da los ist und deshalb nicht erklärt werden muss.

    Dazu muss ich sagen, diese Beispiele sind definitiv _weniger geworden_ und ich kann mehr und mehr Kritik nachvollziehen. Wahrscheinlich hätte ich mit diesem Beitrag auch noch 10 Folgen warten können, mit dem aktuellen Trend wäre es vielleicht schon hinfällig.

    Ein Positives Beispiel war zum Beispiel die EInführung des Begriffs Horse-Race-Journalism. Das wurde einmal kurz erklärt und kann jetzt einfach jedes Mal, wenn es euch wieder auffällt, ohne größere Erläuterungen genannt werden und gibt mir trotzdem einen relativ guten Einblick, aus welcher Richtung eure Kritik/Lob in einem konkreten Fall kommt. So können dann auch sehr schön für den Laien einzelne Clips in Muster eingeordnet werden.

    So, genug Kritik! Das ist wirklich nur ein kleiner Punkt und wie gesagt, je mehr folgen es gibt desto seltener Tritt es auf. Also eigentlich: Weiter so! 😉 Im Großen finde ich den Podcast super, sonst hätte ich sicherlich auch nicht alle Folgen gehört.

  4. Hi Benito, danke für die Rückmeldung. Wir werden künftig etwas mehr reflektieren, es gibt nämlich viele kluge Bücher, die all die Probleme und Phänomene im Fernsehen ausführlich behandeln. Viele habe ich schon parat liegen, um sie demnächst zu verwenden. Die Hintegründe zum Horse-Race-Journalismus besprechen wir dann als erstes. 😉

  5. Das sich Kinder Schaukämpfe liefern ist beim Kampfsport üblich. Als ich eine japanische Sportart ausgeübt habe (Alter 10), waren meine Eltern auch da und haben mich angefeuert als ich mir meinen Gürtel im Kampf erarbeiten musste. Sowohl meine Schläge, als auch die des Partners taten weh. Folgeschäden gab es keine.

    Das eigentliche Problem ist die übertriebene schlag-ihn-tot Stimmung das durch Publikum und Architektur ausgelöst wird. Kampfnamen oder Make-up wären beim japanischen Trainer verpönt. Das Regelwerk war hart und selbstverständlich, verbotene Schläge wurden von Anfang an in epischer Breite erklärt. Die Sportart hat bei mir und anderen zu wesentlich mehr Respekt und Disziplin geführt. Heute bin ich Pazifist.

  6. Hi,
    ist etwas stumpf. Aber der Name der mp3 ist a009-was-ist-klassismus.mp3. Vermutlich ein Tippfehler.

    Gruß
    Elias

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